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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Eldorado, und Aurora setzte sich ans Steuer, da der Geschichtenerzähler bislang nie die Notwendigkeit eingesehen hatte, den Führerschein zu machen. Sie fuhren nicht sofort los; als sie ihre Sachen im Kofferraum verstaut hatten, drehten sie erstmal eine Runde über den Hügel. Sie kurvten vom einen zum anderen Ende des Campus, bestaunten Neues wie Altvertrautes und genossen jeden Augenblick ihres Beisammenseins. Als sie schließlich am Rand des Cornell-Naturparks entlangfuhren, schaltete Aurora das Radio ein, und so hörten sie zufällig die Wettervorhersage.
    »Hoppla«, sagte Aurora. »Wir werden uns ranhalten müssen, wenn wir da nicht reingeraten wollen.«
    »Keine Eile«, beruhigte sie George. »Der Schneesturm wird uns schon keinen Ärger machen.«
    Sie sah ihn an, und er lächelte. »Ganz bestimmt?« fragte sie.
    »So sicher, wie es sicher ist, daß Drachen fliegen können«, versprach er.
    Um auf Nummer Sicher zu gehen, wandten sie sich gleich nach Westen und fuhren ein letztes Mal über den Central Campus. Als sie auf die East Avenue einbogen, legte George Aurora eine Hand auf die Schulter.
    »Halt mal an«, sagte er.
    Sie bremste und brachte den Eldorado direkt vor der Day Hall zum Stehen. »Was gibt’s?« »Möcht nur mal eben einem Freund frohe Weihnachten wünschen. Da drüben.« Er streckte einen Finger aus. »Das ist der Hund, der mich aus dem Knochenacker rausgeholt hat.«
    Beim Geräusch der aufgehenden Autotür drehte sich Luther um und erkannte den Geruch des Geschichtenerzählers, noch bevor er sein Gesicht sah. George hatte sich lediglich kurz bedanken wollen, doch vom Standpunkt des Hundes aus gesehen, war dies ein äußerst denkwürdiger Augenblick: Ihm schien der Eldorado nichts Geringeres zu sein als ein himmlischer Wagen aus weißem Feuer, dem der paradiesische Duft von Hügeln und Regen entströmte.
    »He du, ich freu mich auch, dich zu sehen!« sagte George, als der Hund bellend auf ihn zugerannt kam. Er stieg aus dem Auto und riß Luther schwungvoll hoch, woraufhin der Mischling ihn beinah zu Tode schlabberte und schleckte.
    »Du hast recht«, bemerkte Aurora. »Er ist wirklich dein Freund.«
    George hatte eine Idee. »He«, fragte er, »meinst du, deine Eltern hätten was dagegen, wenn wir noch einen Gast anbrächten?«
    »Wenn sie gegen dich nichts haben, haben sie auch nichts gegen ihn. Aber wie steht’s mit seinem Herrchen?«
    »Ich glaub nicht, daß er eins hat«, sagte George. »Er trägt kein Halsband, und außerdem benimmt er sich nicht so, als gehörte er jemand. Verstehst du, was ich meine?«
    »Nein.« Aurora lächelte. »Aber ich bin schließlich auch keine Geschichtenerzählerin, also verlass ich mich ganz auf dein Urteil. Nur zu, nimm ihn mit, wenn er mitwill.«
    George tippte Luther mit einem Finger auf die Nase. »Na, Typ, wie ist es?« fragte er. »Hast du Lust, mit nach Wisconsin zu kommen? Ist ne lange Fahrt, aber wenn du erst mal da bist, kriegst du so an die sechs Milliarden Kühe zu sehen.«
    Und wieder mußte sich der sprachunkundige Luther auf seine Intuition verlassen, doch diesmal war die Botschaft nicht schwer zu erraten: Der Heilige, in dessen Armen er ruhte, bot ihm an, ihn mit seinem weißen Wagen in den Himmel zu fahren. Vielleicht würde es diesmal sogar der echte Himmel sein. Zwar war sich Luther durchaus der Möglichkeit bewußt, daß ihn eine weitere Enttäuschung erwartete - aber er erinnerte sich auch an den Windzauber: Wenn ihn überhaupt jemand in den Himmel bringen konnte, dann dieser Mann.
    Aber er durfte Blackjack nicht vergessen. Der Manxkater war ohnehin schon stinksauer gewesen, daß Luther ihn in dieser Schneewehe hatte sitzenlassen, und dessen nachträgliche Erklärung hatte er ihm auch nicht abgenommen. Sich jetzt einfach so abzusetzen, ohne wenigstens auf Wiedersehen zu sagen, wäre wirklich gemein gewesen, aber Luther wußte, daß er keine Zeit zu verlieren hatte. Feurige Wagen pflegen nicht zu warten: Entweder du fährst mit, oder du läßt es.
    »Na, Bursche, was sagst du dazu?« fragte George und setzte Luther wieder ab. »Meine Lady und ich müssen los.«
    Mit einem raschen Entschluß, den er später bereuen sollte (doch welche schwere Entscheidung bereut man nachträglich nicht wenigstens ein bißchen?), sprang Luther in den Wagen, wo ihn sofort der Duft des Himmels umfing. George stieg gleichfalls ein, schlug die Tür zu, und los ging’s.
    Ob, Blackjack, Blackjack, ich hoffe, du kannst mir verzeihen...
    Aber warte mal, da war

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