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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Würgemale an Jinsei Chungs Hals wiesen exakt die richtige Form und Größe auf, um von den Händen der Puppe stammen zu können - wenn eine Puppe imstande gewesen wäre (was sie natürlich nicht war), einen solchen Mordversuch zu begehen. Und als die Polizei auf die letzten Worte hin, die das Mädchen stammelte, bevor es unter Beruhigungsmittel gesetzt wurde, die Fall-Creek-Schlucht absuchte und den Körper eines gewissen Miles Elijah Walker alias Prediger aus dem Eis befreite, entdeckte sie in der steifgefrorenen Faust der Leiche mehrere schwarze Haarsträhnen. Kein menschliches Haar. Synthetisches. Als Todesursache wurden, was weiter keinen überraschte, durch den Sturz von der Hängebrücke zugezogene Verletzungen festgestellt; doch bevor er hinunterfiel, hatte ihn jemand noch ordentlich bearbeitet. Aus dem Bericht des Untersuchungsbeamten ging hervor, daß der Gegenstand, mit dem diese ersten Verletzungen beigebracht worden waren, ohne weiteres mit der eisenbeschlagenen Keule identisch sein konnte, die man auf dem Fußboden der White-Bibliothek gefunden hatte. Art und Schwere der Frakturen deuteten außerdem darauf hin, daß die Schläge mit beträchtlicher Kraft ausgeführt worden sein mußten.
    Ach ja, das war schon ein Alptraum von einem Tag. Hollister und Doubleday - letzterer mit einem frisch geschienten Arm in
    der Schlinge - schrieben ihren Bericht über den Vorfall, erledigten noch ein paar andere damit zusammenhängende Angelegenheiten und verdrückten sich dann still und heimlich in eine Bar, um dort herauszufinden, wieviel Scotch sie in sich hineinschütten konnten, bevor sie die Besinnung verloren. Wie sich zeigte, war es eine ganze Menge.
    Die Story, die in den Zeitungen erschien, war eine Mischung aus Dichtung und Wahrheit: Ein unbekannter Täter von beträchtlicher Körperkraft (die polizeiliche Pressemitteilung hatte keine Angaben zu seinem Geschlecht gemacht, doch die meisten Zeitungen gingen davon aus, daß es sich dabei um einen Mann gehandelt haben mußte) war auf dem fast völlig verlassenen Cornell-Campus Amok gelaufen und hatte dabei einen Menschen ermordet und einen anderen schwer verletzt; die Namen der Opfer waren noch nicht zur Veröffentlichung freigegeben worden. (Ein Name machte allerdings Schlagzeilen: Rhetta Woolf. Die Chefbibliothekarin hätte sich zur fraglichen Zeit glücklicherweise im Magazin befunden und war dadurch von dem Eindringling nicht bemerkt worden; wie sie Reportern mitteilte, hatte die Sache sie ziemlich erschüttert.) Zwei Beamte der Stadtpolizei waren zufällig Zeugen des zweiten Überfalls geworden. Beim Versuch, den Verbrecher zu stellen, war einer der Polizisten verwundet worden; der Täter hatte entkommen können. Ende der Geschichte. Kein Wort über die Gummimaid, die, säuberlich in einen Plastiksack verpackt, zusammen mit anderem Beweismaterial im Keller der Polizeiwache lagerte - Material, das jeder Logik zum Trotz hieb- und stichfest bewies, daß man nichts weiter tun konnte. Jedenfalls nicht, solange nicht eine entsprechende Gesetzesänderung es ermöglichte, eine Plastikpuppe unter Anklage zu stellen.
    Es hatte allerdings auch Vorteile, daß die Bürger der Stadt glaubten, der Mörder sei noch immer auf freiem Fuß. Zweifellos würde die Öffentlichkeit lautstark auf eine baldige Aufklärung des Falles drängen, doch konnte die Nachricht auch bewirken, daß die Menschen vorsichtiger wurden. Was ein durchaus positiver Nebeneffekt gewesen wäre, denn wenn die Logik und der gesunde Menschenverstand einmal außer Kraft gesetzt werden konnten, gab es keinen Grund, weshalb dies nicht ein zweites Mal - und schon in allernächster Zukunft - geschehen sollte.
     
    II
     
    Hobart lebte.
    Zwei Kobolde, die auf Eichhörnchen vom Fest auf dem Beebe Lake nach Hause ritten, hatten ihn zufällig entdeckt: halb in einem Schneehaufen vergraben und dem Erfrierungstod so nah, wie man überhaupt nur sein kann, ohne tatsächlich zu sterben. Weder Magie noch Medizin hatten ihn wiederbeleben können; nun lag er in einem warmen Krankenbau in den Mauern der Straight im Koma.
    Die Trümmer von Pucks Doppeldecker wurden im ersten Tageslicht entdeckt. Auf Rasferrets Befehl hin hatten die überlebenden Ratten die Körper ihrer gefallenen Kameraden beiseite geschafft, und so blieb den Kobolden nichts anderes übrig, als den Absturz für einen normalen Unfall zu halten. Eine sorgfältigere Untersuchung des Hangars, des Flugzeugwracks oder der Wunde an Hobarts Schulter hätte zwar

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