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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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zugesehen hatte, schüttelte jetzt den Kopf und sagte: »Nein, der fette Bulle vielleicht, aber nicht diese hier, die ist einfach zu gut, die kann man nicht schon jetzt verlieren.« Und er schrieb:
    und rasferret der engerling erschauderte,
    als ihn eine grosse müdigkeit überfiel,
    da seine vorläufige grenze erreicht,
    seine zauberkraft durch die unternehmungen
    dieser nacht erschöpft war.
    Die Augen der Gummimaid erloschen, ihre stählerne Kraft schwand dahin.
    »Gah!« keuchte Hollister und riß mit einer letzten Anstrengung den Kopf zur Seite. Der Arm der Gummimaid schoß vor und stanzte, nur Zentimeter von der Schläfe der Polizistin entfernt, ein Loch in das Seitenfenster des Streifenwagens. Und dann erstarrte die Puppe, alles Leben verließ sie; ihre Augen waren wieder schlichtes trübes Glas. Das weiße Laken bauschte sich im Wind und flog über den Quad davon.
    Halb besinnungslos befreite sich Hollister vollends von der jetzt steifen Umarmung der Gummimaid, indem sie ihr einen ordentlichen Tritt verpaßte. Die Maid kippte anstandslos um, und ihre gespreizten Finger schrappten über die Autotür mit einem Geräusch wie von Nägeln, die an einem Sargdeckel kratzten und darum bettelten, noch einmal herausgelassen zu werden.
    Die nun folgende Stille unterbrachen nur das Heulen des Windes und Hollisters zähneklappernde Versuche, mit dem Schock fertig zu werden. Das neue Jahr war dreizehn Minuten alt; die Stunde des Tötens war vorüber.
     
    Der nächste Tag
     
    I
     
    Die Polizei von Ithaca verlebte einen ganz schön deprimierenden Neujahrstag. Was nämlich, wenn man von der Verhütung von Straftaten absieht, ist der Witz polizeilicher Tätigkeit, wenn nicht die Festnahme und Überführung von Straftätern? Und wie soll ein normal denkender Bulle damit klarkommen, daß ihm alles Erforderliche gleichsam auf dem Tablett serviert wird - Augenzeugen, reichhaltiges Beweismaterial, ein bereits in Gewahrsam befindlicher »Täter« - und es doch zu keiner Überführung kommen, der Fall nicht abgeschlossen werden kann, weil die Fakten sich zu einem unmöglichen Sachverhalt addieren?
    Beweisstück Nummer 1 war die Gummimaid selbst, von der eine vorläufige Laboruntersuchung ergeben hatte, daß es sich bei ihr schlicht und einfach um eine lebensgroße Plastikpuppe handelte: keine gewöhnliche Schaufensterpuppe zwar, sondern eine Spezialanfertigung, aber ohne jeden inneren oder äußeren Mechanismus, der es ihr ermöglicht hätte, sich aus eigener Kraft zu bewegen. Ihre Augen, in das Plastikgesicht eingelassene Glaskugeln, konnten wohl Licht reflektieren, aber mit Sicherheit nicht von selbst leuchten. Ihre Arme und Beine hingen zwar mittels Kugelgelenken am Rumpf, wodurch es möglich war, sie in unterschiedliche Stellungen zu bringen, doch, wie gesagt, selbsttätig bewegen konnten sie sich nicht; abgesehen davon waren die Plastikfinger starr und ohne Gelenke, konnten also keine Gegenstände ergreifen und festhalten. Mit größter Sicherheit war die Gummimaid außerstande, eine Waffe zu führen - und erst recht, einen Mord zu begehen.
    Andere Beweise - und es gab eine Menge davon - redeten eine ganz andere Sprache. Das fing damit an, daß nicht weniger als fünf Zeugen (darunter zwei Polizeibeamte) die Gummimaid in Aktion erlebt hatten, gesehen oder gehört hatten, wie sie sich bewegte, eine Keule schwang - kurz, all die Dinge tat, die sie eigentlich gar nicht tun konnte, die für sie schlechterdings unmöglich waren. Dann gab es eine Fülle indirekter Beweise, eine lange Spur der Verwüstung, die mit den zerschmetterten Schaukästen in der Mathom-Halle des Tolkien-Hauses begann und mit dem zerbeulten Streifenwagen und Doubledays gebrochenem Arm endete. Dazwischen lagen eine erkleckliche Anzahl identifizierbarer Stiefelabdrücke in Schnee und Erde sowie die umfangreichen Schäden in der White-Bibliothek. Das nördliche Erkerfenster war nach innen eingedrückt worden, was - da es zumindest für den gewöhnlichen menschlichen Sachbeschädiger nur schwer erreichbar war - zwangsläufig die Frage aufwarf, wie es dem Täter gelungen sein konnte, von außen hinaufzukommen. Auch die -offenbar mit einem einzigen Schlag erfolgte - Zerstörung der Tür der White-Bibliothek schien übermenschliche Kräfte erfordert zu haben. Und obwohl überall Glasscherben herumlagen, konnte nicht ein einziger Blutstropfen, kein noch so kleines Gewebeteilchen gefunden werden, dafür aber ein paar Plastikspäne und Fetzen weißer Seide.
    Die

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