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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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strahlend blau gewesen, und jetzt drängten sich Wolken aus allen Richtungen bedrohlich heran und ließen nur einen kleinen blauen Fleck frei, genau über der Kuppe des Hügels. Blitze zuckten in der Ferne; es schien ein richtig übles Gewitter werden zu wollen.
    Zephyr kletterte in die Gurte und löste die Taue. Augenblicklich packte der Wind den Gleiter und riß ihn steil empor. Als Zephyr in Richtung Turm abdrehte - die Uhr zeigte auf zehn vor zwölf -, kehrten ihre Gedanken zu Puck zurück, und dann, zum erstenmal seit langer Zeit, zu George. Auch er gehörte zu denen, die das Schicksal ihr in gewissem Sinne geraubt hatte. Oh, sie begriff inzwischen nur zu gut, daß Mensch und Kobold nie ein Paar werden konnten, doch es wäre schön gewesen, wohltuend, mit ihm über all ihre anderen Verluste reden zu können. Er hätte ihr bestimmt Verständnis entgegengebracht, auch wenn sie sich kaum vorstellen konnte, daß er jetzt, da er verliebt war, selbst irgendwelche ernsthaften Probleme hatte.
    Während sie sich noch fragte, wo George in diesem Moment sein mochte, und dabei die nahende Wolkenbank im Auge behielt, flog sie zum Turm hinauf, ohne die Völkerscharen zu beachten, die unten auf dem Arts Quad wimmelten, noch die zwei winzigen Gestalten zu bemerken, die mit höchster Geschwindigkeit auf das Gebäude zueilten, das sie gerade verlassen hatte.
     
    II
     
    »Los!«
    Ein Erstsemester mit umgehängtem Rucksack hatte sich vor der Straight hingekniet, um sich einen Schuh zuzubinden, und Puck und Hamlet ergriffen jeder ein herabbaumelndes Ende eines Schulterriemens. Der Schuhzubinder stand wieder auf, ohne zu ahnen, daß er jetzt auch zwei unsichtbare Huckepackreiter trug. Mit Schritten, die ihm nicht einmal der Koboldmeister im Weitsprung hätte nachmachen können, stieg er die Treppe vor der Straight hinauf, schob sich durch die Pendeltür und hielt auf die Oakenshields-Mensa zu.
    »Jesus, Troilus und Cressida!« rief Puck aus, als der Student sich seitwärts an einer dicken Frau vorbeiquetschte und ihn beinahe an der Wand abgestreift hätte. »Kannst du nicht ordentlich laufen?«
    »Beruhige dich und mach dich zum Absprung bereit«, riet Hamlet, als sie durch eine zweite Tür in die Eingangshalle gelangten. Trotz der unmittelbar bevorstehenden Drachenparade war die Straight brechend voll mit Studenten, die entweder hier zu Mittag essen wollten oder hofften, am Bankschalter noch etwas abheben zu können, um an diesem Wochenende einen draufzumachen. Der Fußboden der Halle war eine sich ständig bewegende Masse schwerer Füße, trotzdem sprangen die beiden Kobolde hinunter, wobei sie sich an den Hosenbeinen des Erstsemesters festhielten, um ihren Fall abzubremsen. Der Cornellianer spürte den leichten Ruck und zog sich die Jeans hoch, dann rannten Puck und Hamlet auch schon los und schlängelten sich im Zickzack durch einen Urwald von Füßen. Zweimal wäre Hamlet beinahe zertrampelt worden; ein Mädchen in Angorapullover und Cowboystiefeln hätte Puck fast erledigt, aber ihr Freund näherte sich ihr von hinten und riß sie mit einer schwungvollen Umarmung im letzten Moment in die Höhe.
    Unter einer Bank war ein geheimes Türchen in die Wand eingelassen, durch das man in einen der Gänge der Kobolde gelangte. Endlich in Sicherheit, verschnauften sie sich nur einen Augenblick, um dann sofort weiter zur Krankenstation zu eilen. Auch sie ignorierten, wie Zephyr vor ihnen, die Kobolde, an denen sie vorbeikamen, erregten jedoch ihrerseits beträchtlich mehr Aufmerksamkeit (ein bei Geistern häufig zu beobachtender Sachverhalt). Macduff, der Anführer der verhängnisvollen Versuchstierbefreiungsaktion, sah Puck und Hamlet vorbeilaufen und heftete sich verblüfft an ihre Fersen. Ebenso sein Bruder Lennox.
    Und so geschah es, daß die vier Kobolde alle gleichzeitig Fragen heraussprudelten und alle gleichzeitig in die Krankenstation platzten. Im Besitz der lautesten Stimme, gelang es Puck, den erstaunten Ärzten und Pflegern die Auskunft zu entlocken, wo der Älteste einquartiert sei. Als sie schließlich das Krankenzimmer betraten, verstummte das Geplapper schlagartig.
    Hobart saß aufrecht im Bett.
     
    III
     
    »Nichts«, bemerkte Rover-der-Ätzer mit der Nase am Boden. »Kein kleinstes bißchen Spu’ davon. Wenn ih’ ‘Ove’ f’agt, is’ e’ längst auf und davon, unse’ Wolf.«
    »Bedauerlich«, sagte Blackjack ohne eine Spur von Bedauern. »Nach Ratten riecht es immerhin noch. Hat jemand Lust auf

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