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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Daa-hiin!« summend, wanderte der Schwede von einem Ende der Küche zum anderen, beeindruckte jeden neu ankommenden Kobold, der sich daraufhin prompt in die Reihen der Werktätigen eingliederte, und spornte Großes wie Kleines Volk freundlich an. Jetzt lief alles noch besser, auch wenn die Menschen um nichts in der Welt hätten sagen können, woher zusätzliche Leistung und Effizienz kamen. Der Schwede begnügte sich damit, glücklich zu gackern. »Bei Loki!« rief er aus. »Kleine Volk müßten öfter sein!«
    An diesem Tag befanden sich weit über hundert um Töpfe, Pfannen und Menschen herumwieselnde Kobolde in der Mensaküche; jeder von ihnen trug ein Schwert, und manche hatten zusätzlich noch eine Armbrust über den Rücken gehängt. Bei so vielen Augen hätten die Rattenangriffstruppen - selbst ohne vorherige Warnung - eigentlich relativ schnell ausgemacht und in ein Gefecht verwickelt werden müssen. Die Kobolde waren indes zu eifrig mit den ihnen aufgetragenen Arbeiten beschäftigt und bemerkten daher nicht, wie Rasferrets Halbtiere jetzt aus Abflußrohren und Löchern, die bislang nur Kakerlaken bevölkert hatten, hervorzukriechen begannen. Diese Vorhut hatte besondere Aufgaben zu erledigen: blitzschnelle Sabotageakte.
    Ein Kobold allerdings sah die Ratten, doch er sagte nichts: Es war Laertes, Saffron Deys zorniger Bruder. Er war gestern im Regen herumgelaufen, als ihm etwas Brennendes ins Auge getropft war; und heute fühlte sich sein Kopf so merkwürdig... klar an. Er sah zwei Ratten unter der großen Geschirrspülmaschine hervorkrabbeln; sie trugen gemeinsam etwas, das wie ein Kracher aussah. Er hob eine Augenbraue und ging wieder an die Arbeit.
    Bis die Explosionen einsetzten.
     
    IV
     
    Exakt um zwölf Uhr mittags schlug der Blitz in den Glockenturm ein. Der krachende blaue Strahl berührte nur die Spitze des Turms, aber für einen Augenblick schien sich das ganze Gebäude elektrisch aufzuladen; die Uhr blieb stehen, die Zeiger erstarrten auf der Zwölf. Ein erschrockenes Murmeln ging unten durch die Menge.
    »Jesses, Verna -«, fing Tchikovsky an.
    »Halt’s Maul!« Der führende Kopf rang verzweifelt die Hände. Die Wolken brodelten finster am Himmel über ihnen, und der Nebel kroch unaufhaltsam die Hänge des Hügels hinauf; vom oberen Rand des Libe Slope aus betrachtet, schien die Welt direkt unterhalb des West Campus aufzuhören. »Verdammt!« stellte Verna das Wetter zur Rede. »Konntest du dir keinen anderen Tag dafür aussuchen? Wir waren hier dabei, Geschichte zu machen!«
    Tchikovsky schrie inzwischen den Architekten zu, die um den Drachen herumstanden: »Klappt die Flügel zusammen! Holt sie runter! Oh, Seh-«
    Eine Windbö; ein weiteres, lauteres Murmeln aus der Menge. Verna drehte sich um, und was sie sah, brach ihr das Herz.
    Der Drache wankte.
    Einen Augenblick später fiel er um.
     
    V
     
    Die Friteusen am Südende der Küche waren das erste, was hochging; wer sich in der Nähe befand, hörte einen dumpfen Knall, gefolgt von einem Fauch!, und das Öl stand in Flammen. Einen halben Atemzug später erschütterte eine Serie von Explosionen - sie zu zählen, war völlig unmöglich - den ganzen Raum, beschädigte Maschinen, zerschmetterte Rohre und entfachte weitere Brände. Überall in der Straight ließ sich die Alarmsirene vernehmen, während die Brandschutztüren automatisch zuschlugen. Die Menschen, die sich gegenwärtig im Gebäude aufhielten, ergriffen augenblicklich die Flucht, allen voran das Küchenpersonal. Panik bemächtigte sich der Köche, der Kaltmamsells, der studentischen Hilfskräfte, und allesamt nahmen sie die Beine in die Hand. Jemand schlug im Vorbeilaufen einen Feuermelder ein und aktivierte die über den Friteusen montierten Löschgeräte, doch darüber hinaus wurde keinerlei Versuch unternommen, das Feuer unter Kontrolle zu bekommen: Das Große Volk wollte einfach nur raus.
    Wodurch sich das Kleine Volk plötzlich allein auf einem Schlachtfeld voller Rauch, Dampf und Heerscharen von Feinden wiederfand. »An die Waffen!« erhob sich der Ruf, als die Ratten, jetzt in voller Gefechtsstärke, mit blankgezogenen Schwertern und gespannten Armbrüsten aus allen Ecken ausschwärmten. Nicht auf den Überfall gefaßt und vom Schock gelähmt, reagierten die Kobolde anfangs nur langsam und wären beinahe überrannt worden. Doch noch während die ersten Zweikämpfe entbrannten, kam an der Südseite Macduff mit einer der Gruppen von oben an (Puck war schon nicht mehr dabei).

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