Fool on the Hill
unzählige Male gebissen - die Raserei hatte inzwischen auf alle Reinrassigen übergegriffen -, doch niemand schien sich dessen bewußt zu sein, daß er der Hund war, den sie eigentlich suchten. Schritt für Schritt arbeitete er sich durch das Gedränge auf die Gasse zu, die jetzt unbewacht war.
Blackjack sah zwei Deutsche Schäferhunde, die von vorn auf ihn losgingen; eine Dogge und ein Malamut näherten sich von rechts, ein buntgemischtes Terrierquartett von links und eine ungebärdige und unzählbare Horde von hinten. Er nahm den hochbeinigsten Angreifer ins Visier, zog den Kopf ein und schoß genau unter ihm durch. Unter Ausnutzung des nachfolgenden Chaos schlug auch er einen Bogen zur Gasse hin und ließ dabei von jedem Hund, der ihn aufzuhalten versuchte, das eine oder andere Stück mitgehen.
Drakon kämpfte sich suchend durch die Menge. Zwei große Hunde bäumten sich, ineinander verklammert, vor ihm auf. Er trennte sie und stürzte sich dann kopfüber auf ein Tier, das er für Luther hielt. Er war es nicht; es war der Boxer, der mitgeholfen hatte, Luther einzufangen. Als Drakon seinen Irrtum erkannte, hatte er ihn allerdings schon am Genick gepackt und zu Tode gebeutelt.
Rein zufällig streifte sein Blick dann die Gasse, gerade noch rechtzeitig, um Luther und Blackjack entwischen zu sehen. Sonst hatte niemand ihren Abgang bemerkt.
»Nein!« schrie er. »Sie fliehen! Sie fliehen! Hört auf, euch zu raufen, und verfolgt sie! Hört auf, euch zu raufen...«
Doch es dauerte eine ganze Weile, bevor er sich bei den Reinrassigen Gehör verschaffen konnte.
IV
»Was war denn mit dir los, Blackjack?« fragte Luther, als sie auf die Straße hinausschössen. »Du warst so lange weg, ich dachte schon, dir war was zugestoßen.«
»War auch fast«, sagte der Kater. »Fänger. Ein Gespann von gottverdammten Fängern in einem großen Lieferwagen. Sie haben die Mieze erwischt. Ich hatte sie geortet und wollte mich grade ranmachen, als die vorbeigekommen sind und sie sich geschnappt haben. Eine Minute später, und sie hätten mich wahrscheinlich auch gehabt - sozusagen in flagranti ertappt.«
»Haben sie dich gesehen?«
»Deswegen war ich ja so lange weg. Der eine ist mir zu Fuß hinterher. Kein schlechter Läufer für einen Zweibeiner. Er hat mit so einer komischen Kanone auf mich geschossen und mich einmal fast erwischt. Als ich ihn endlich abgeschüttelt und wieder zurückgefunden hatte, hatten die Rassis dich schon hopsgenommen. Also habe ich mir diesen Malamut gesucht und mich von ihm hopsnehmen lassen.«
»Den Ängstlichen hast du ja gut gespielt, Blackjack. Ich war wirklich fast davon überzeugt, du hättest den Verstand verloren.«
»Ich mußte mich nicht sonderlich verstellen«, gab der Kater zu. »Eine solche Meute ist mir wirklich noch nie über den Weg gelaufen, und wenn es noch mehr von der Sorte gibt, dann ist mir schon klar, wo Malcolm seinen Verfolgungswahn herhat.«
Sie zickzackten durch die Straßen, ohne bestimmtes Ziel, aber darauf bedacht, nicht zu ihrem Ausgangspunkt zurückzukehren. Luther versuchte, die Witterung des Himmels aufzunehmen, aber an diesem Ort war keine Spur davon zu finden.
»Ich finde den Himmel nicht, Blackjack«, sagte Luther. Er blutete aus einem Dutzend kleinerer Wunden. »Was machen wir jetzt?«
»Aus dieser Stadt verschwinden, und zwar so schnell wie möglich«, antwortete der Kater. »Über den Himmel können wir uns anschließend den Kopf zerbrechen.«
Ein grauhaariger Mann mit Spazierstock sah sie noch um die nächste Ecke wischen. Ihm fiel auf, daß sie weder angeleint waren noch ein Halsband trugen, und in Erinnerung daran, wie zwei Monate vorher ein herrenloses Hund-und-Katz-Team seinen Garten verwüstet hatte, begab er sich zum nächstgelegenen Münzfernsprecher und benachrichtigte das Städtische Tierheim.
V
»Nun, Lucrezia?«
Die Bluthündin schnüffelte gründlich am Boden herum, reckte dann die Nase in die Luft. »Norden«, sagte sie schließlich. »Sie entfernen sich in ungefähr nördlicher Richtung.«
»Gut«, sagte Drakon. »Das war auch meine Meinung, aber ich wollte sichergehen. Sie haben einen ziemlichen Vorsprung, aber wenn sie so weiterlaufen, geraten sie mit etwas Glück mitten ins Labyrinth, und das müßte sie eigentlich lange genug aufhalten... also gut: Lucrezia, Aleister, Perdurabo und Manson kommen mit mir. Judas, du gehst zum Hof zurück und schickst die anderen alle nach Hause. Keine Patrouillengänge mehr für heute. Morgen
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