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Fool on the Hill

Fool on the Hill

Titel: Fool on the Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Dante!« fuhr sein Kumpel vergnügt fort. »Fünf, und nich ein einziges Halsband! Dafür laß ich irgendso’n beschissenes Katz-und-Köter-Pärchen aber allemal stehen!«
    »Ah-hm.«
    »Mann, guck dir mal den Großen da vorn an. Is das nich ‘n Prachtbursche? Virgil flippt total aus, wenn er sieht, was wir da rangeschafft haben!«
    Dantes noch minderjähriger Gefährte griff wie ein Kind, das unter dem Weihnachtsbaum wühlt, hinter seinen Sitz und brachte eine Pistole mit der Aufschrift »Lethe« zum Vorschein. Er legte sie auf das Armaturenbrett, griff wieder nach hinten und zog ein Gewehr mit der gleichen Beschriftung hervor. Die Schußwaffen durften eigentlich nur in Notfällen benutzt werden - und ganz gewiß nicht vom fahrenden Wagen aus -, doch für die Jugend und den Kriegsneurotiker ist das Leben ein einziger, ununterbrochener Notfall. »Halt den Kurs, Dante!« schrie der Schütze, während er sich aus dem Beifahrerfenster lehnte.
    »Ah-hm.«
    »Uuuuuuuh-uamm!« Er drückte ab, und ein kleiner Pfeil traf den letzten Hund in die Flanke. Perdurabo, dessen Name soviel wie »Ich werde fortdauern« bedeutete, stolperte - mehr aus Schreck als deswegen, weil das Betäubungsmittel sofort gewirkt hätte - und wurde von den Vorderrädern des Lieferwagens zermalmt.
    »Ah-hm l« rief Dante triumphierend aus.
    »Hoppla«, sagte der Schütze mit einer Spur von Besorgnis in der Stimme. »Ich weiß nicht, ob das Virgil gefallen wird.« Dann, mit frischem Mut: »Ach zum Teufel! Das macht Spaß, was, Dante?«
    »Ah-hm!!!«
    »Okay, Kumpel, drück drauf!«
    Dante drückte drauf. Während der Wagen auf Touren kam, begann er eine Arie aus ›La forza del destino‹ zu summen.
     
    IX
     
    »Raaq ist nahe!«
    »Jesses, Luther, mach dir deswegen keine Sorgen. Wir fahren. Jetzt kann uns gar nichts mehr passieren - es sei denn, Rassis könnten fliegen.«
    Der Pritschenwagen rollte gleichmäßig und, abgesehen von einem gelegentlichen Schlagloch, ruhig dahin. Dann verlangsamte er plötzlich seine Fahrt, und sie vernahmen ein schwaches Gebell.
    »Das klingt nach Drakon«, sagte Luther.
    »Jesses«, wiederholte der Kater. »Warte mal! Luther, nicht!«
    Aber Luther war schon aus der Deckung der Plane hervorgekrochen. Er reckte den Kopf in die Höhe, um über die Bordwand zu schauen.
    Was er sah, verschlug ihm das Denken. Es war, als habe hier ein gewaltiger Racheengel gewütet und völlige Zerstörung hinterlassen. Weit hinten lag Perdurabo wie eine zerfetzte Flickenpuppe tot auf der Straße. Vielleicht fünfzehn Meter vor ihm ein weiteres Stück Asphaltfutter, das einst die Dogge Aleister gewesen war. Lucrezia hatte ein bißchen mehr Glück gehabt: Obwohl auch sie von einem Pfeil getroffen war, hatte sie es irgendwie noch geschafft, sich von der Fahrbahn zu schleppen, bevor sie bewußtlos wurde. An der Spitze befand sich Drakon, der sich vor dem im Leerlauf tuckernden Lieferwagen gerade noch auf den Beinen hielt; zwei Pfeile staken in seiner Flanke. Die Fänger hatten ihr Fahrzeug verlassen und versuchten gerade, ein Netz über ihn zu werfen.
    Paß nur auf, Luther. Raaq ist nicht zu trauen. Manchmal wendet er sich auch gegen die Seinen.
    Das hatte Moses gesagt, und es schien auch zu stimmen. Nur Manson war entkommen.
    Das habt ihr euch selbst zuzuschreiben, dachte Luther und versuchte, nicht zuviel Mitleid mit den Toten zu haben. Ihr hättet euch gefreut, wenn man uns überfahren hätte.
    »Ww-« Benebelt, wie er war, fing Drakon den Gedanken ab. Er hob den Kopf und sah Luther auf der Pritsche vorbeifahren. »KRÄTZE!«
    Der Wolfshund machte einen Satz, mit dem er unter normalen Umständen auf dem Laster gelandet wäre. Halb betäubt, wie er war, kam er gerade einen Meter weit und schlug dann hart auf den Beton. Während der Pritschenwagen davonbrauste und die Fänger anrückten, schleuderte er Luther eine Abschiedsdrohung hinterher, Gedankensplitter wie Schrapnellgeschosse.
    »... kill dich, Krätze... find dich... ich...«
    Dann verschluckte ihn graues Nichts.
    »Na«, sagte Blackjack und gesellte sich zu Luther, »scheint ja doch so was wie Gerechtigkeit auf der Welt zu geben. Was meinst du?«
    Luther gab keine Antwort. Er starrte auf die Überreste von Perdurabo, an denen sie gerade vorbeifuhren.
    »Laß dir wegen denen keine grauen Haare wachsen, Luther«, riet Blackjack. »Die haben’s wirklich nicht anders verdient. Und jetzt brauchst du auch nicht mehr zu befürchten, gegen sie kämpfen zu müssen.«
    Luther sagte immer noch

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