Fool on the Hill
zusteuern Und meinst du nicht, daß irgend etwas zu sehen sein müßte wenn wir wirklich so nah dran wären?«
»Im Klartext heißt das doch, du glaubst immer noch nicht, daß es den Himmel gibt?«
Blackjack starrte auf seine Pfoten.
»Und du möchtest nicht«, fuhr Luther fort, als keine Antwort kam, »daß ich enttäuscht bin, wenn wir ihn nicht finden?«
»Luther...« Er sah immer noch nicht auf. »Luther, du bist mein Freund, und du weißt, daß ich dir jede Enttäuschung ersparen möchte, aber... ich kann einfach nicht glauben, daß es einen solchen Ort wirklich gibt. So eine große Hundehütte über den Wolken, bevölkert von Hundeengeln und den Seelen der Toten. Das klingt einfach zu sehr nach einem Traum, und die Gegend hier sieht nicht danach aus, als ob sie sich demnächst in ein Traumreich verwandeln würde.«
»Warum bist du dann mitgekommen, wenn du nicht daran glaubst, daß wir den Himmel finden?« fragte Luther. Seine Stimme klang ganz ruhig; Blackjack konnte nicht sagen, ob er böse war.
»Weil du mein Freund bist«, antwortete der Kater etwas widerwillig, als schämte er sich, seine Gefühle einzugestehen. »Und vielleicht... vielleicht weil ich dachte, die Reise könnte sich trotzdem lohnen. Nicht, daß es mich irgendwie gestört hätte, in den Slums zu leben, die Ratten gedeihen dort prächtig, aber ich könnte mich schon dafür begeistern, mich irgendwo niederzulassen, wo es echte Bäume gibt und Gras, das nicht bloß aus den Rissen im Asphalt sprießt. Ich bin sicher, es ist schön da, wo wir hingehen, Luther. Vielleicht sogar schön genug, um diese verdammte Reise zu rechtfertigen. Ich weiß ja, daß deine Nase dich nicht völlig in die Irre führen würde. Aber den Himmel...«
»Du glaubst auch nicht, daß wir Moses finden werden, oder?«
»Nein«, sagte Blackjack, so sanft er nur konnte. »Ich glaube nicht, daß Moses noch existiert - außer als Erinnerung. Und das ist ja nicht wenig, denn früher oder später müssen wir alle sterben ... Entschuldige meine Offenheit, aber ich möchte nicht, daß du allzusehr enttäuscht bist, wenn wir ihn nicht finden. Ich hoffe, du bist mir nicht böse.«
»Böse?« Luther klang überrascht. »Du hast einfach deine Meinung gesagt, Blackjack, und schließlich bist du kein Hund. Selbst wenn sich herausstellen sollte, daß du recht hast, ist es nicht deine Schuld. Es ist ja nicht so, daß du nicht wolltest, daß Moses noch existiert.«
»Nein, bestimmt nicht«, pflichtete ihm Blackjack bei. »Ich möchte, daß wir ihn finden. Aber da wir ihn nicht -«
»Wenn wir ihn nicht finden«, unterbrach ihn Luther. »Sagen wir doch wenn, bis wir wirklich da sind. Wer weiß, es kann ja immer noch traumhaft werden. Vielleicht müssen wir noch was ganz Besonderes tun, bevor wir wirklich da hinkommen. Wie... ich weiß nicht, wie einen Zauberfluß überqueren oder einen Berg erklimmen. Riechen tut’s zumindest so, als ob es da hohe Hügel gäbe. Du solltest wirklich versuchen, ein bißchen optimistischer zu sein, Blackjack«, sagte er, als sie sich wieder in Bewegung setzten. »Ich finde, daß wir schon ganz entschiedene Fortschritte gemacht haben.«
»Und das sagt ein Hund, der wie aus dem Sumpf gezogen aussieht.«
»Blackjack, du -«
Und so ging der harmlose Wortwechsel weiter, während die beiden das letzte Stück Weg zum Himmel zurücklegten.
III
»Träum ich?«
Kurz nach 7, am Morgen des 25. Ein Streifenwagen der Stadtpolizei stand mit laufendem Motor an einer Kreuzung im Zentrum von Ithaca, während eine berittene Heerschar auf der West State Street in Richtung Commons vorbeizog. Der Regen hatte eine kurze Ruhepause eingelegt, und die Bohemier tauchten aus dem Nebel auf wie eine Geisterparade.
»Nein, du träumst nicht«, sagte die Polizistin auf dem Fahrersitz. Sie war eine schlanke Schwarze namens Nattie Hollister; ihr Kollege, Samuel Doubleday, war blaß, mittleren Alters und bemerkenswert sommersprossig.
»Ganz schön bunter Haufen, was?« fügte Hollister hinzu. »Wer - oder besser gesagt - was sind die?« »Sie nennen sich Bohemier.« »Ist das ne neue Sorte Kommunisten?«
»Nicht direkt. Sie sind in Ordnung, wirklich. Hab noch keinen von ihnen einbuchten müssen.«
Doubleday räusperte sich und spuckte aus dem Seitenfenster. »Vielleicht haben die sich bloß noch nie erwischen lassen. Mir gefallen se nich.«
In diesem Augenblick kam Ragnarök auf seiner Maschine am Streifenwagen vorbei. Er erkannte Hollister hinter der
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