Fool on the Hill
die Tochter meines
Hauswirts zusammengemurkst - ausgerechnet. Eine kurze Novelle. Der Herausgeber eines Literaturblättchens in Vermont
möchte, daß ich einen Fortsetzungsroman daraus mache. Ach ja,
und das hier ist gekommen.« »Was ist das ?« fragte Aurora, als George einen zusammengefalteten Briefumschlag aus der Tasche zog.
»Kommt angeblich von einer Dozentin für Eugenik an der Universität von lowa. Mein erster Roman hat ihr gefallen, und jetzt möchte sie mich mit ein paar Teilnehmerinnen am dortigen Schriftsteller-Workshop paaren.«
Aurora lachte, und zwar lauter, als sie es in Brians Anwesenheit getan hätte. »Und? Wirst du von ihrem Angebot Gebrauch machen?«
»Nö.« George schüttelte den Kopf. »Bin einfach zu schlaff. Kein Stehvermögen. Die Uni von lowa hat einen Haufen angehender Literatinnen. Wenn ich Mormonenblut in mir hätte, dann vielleicht... Und du? Wie ist’s dir denn so ergangen?«
»Och, weißt du...« Achselzucken. Das war bei ihr eine recht häufige Gebärde; George bekam sie nahezu jedesmal zu sehen, wenn er ihr eine auch nur im entferntesten persönliche Frage stellte. »Das Leben ist schön. Ich bin glücklich.«
»Ja?« sagte George.
»Ja, wirklich... he, ich hab endlich ein Buch von dir gelesen.« Ihre Miene hellte sich auf. »Den ‚Ritter der weißen Rosen’. Ich hab es in einem Buchladen in Milwaukee gefunden, als wir im Juli hochgefahren sind.«
»Wie fandest du’s?«
»Einfach toll«, sagte sie begeistert. »Wie bist du bloß auf die Idee zu dieser -«
»Na, worum geht’s?« fragte Brian Garroway, der plötzlich aus dem Nichts auftauchte. Die Herrentoilette befand sich im finstersten Herzen von McDonald’s, und Brian war sozusagen auf Safari gewesen.
»Um meine rasend spannende literarische Karriere«, antwortete George, während Brian sich neben Aurora setzte und ihr einen Arm um die Schulter legte. »Aurora erzählte mir gerade, daß sie ein Buch von mir gelesen hat.«
»Den ‚Ritter der weißen Rosen’?«
»Genau. Hast du’s auch gelesen, Brian?«
»Überflogen.«
»Und wie fandest du es?«
»Du schreibst einen ganz ordentlichen Stil«, gab Brian zu. »In seiner unausgefeilten Art ganz gut. Abgesehen davon fand ich die Geschichte ziemlich an den Haaren herbeigezogen - ein New-Wave-Artusroman? - und außerdem viel zu lästerlich. Und zu romantisch.«
George war beeindruckt. »Und du hast das Buch nur überflogen? Wirklich erstaunlich. Du sitzt in der falschen Fakultät, Brian. Du hättest besser Anglistik studiert.« Er sah Aurora an. »Fandest du es auch übermäßig romantisch?«
»Na ja...«, sagte sie. Sie zuckte automatisch mit den Achseln und schüttelte dabei versehentlich Brians Arm ab. »Eigentlich nicht. Das war absichtlich alles ein bißchen übertrieben, stimmt’s?«
Noch ein Achselzucken, dann fing sie wieder an, in ihrer Kartoffelpfanne herumzustochern. Brian legte ihr eine Hand leicht auf den Nacken. Einen Augenblick später sagte er: »Bist du bald soweit? Ich treff mich gleich mit Michael Krist, oben in der Dickson.«
»Klar«, sagte Aurora und legte die Gabel hin. »Ich bin fertig.«
»Gut. Gehn wir.« Er stand auf. »Tut mir leid, daß wir so schnell verschwinden, George.«
»Schon okay. Wir werden uns dieses Semester wahrscheinlich öfters auf dem Campus über den Weg laufen.«
»War schön. Du liest dieses Jahr, stimmt’s?«
»Stimmt. Will zusehen, daß ich etwas von meinem unausgefeilten Schreibstil an die Studenten weitergebe. Müßte eigentlich ganz lustig werden.«
Brian lachte höflich. »Viel Glück. Bis demnächst, George.« Aurora stand auf, winkte kurz zum Abschied. »Mach’s gut.« Er nickte ihr zu, und dann waren die zwei schon unterwegs zum Ausgang. Als die Tür hinter Aurora und Brian zufiel, sagte jemand in Georges Rücken: »Da bahnt sich eine unglückliche Ehe an.«
George drehte sich nach der Stimme um. Es war der allseits beliebte Cheddar, der allein dasaß, während seine Bibliothekarin sich die Nase pudern gegangen war.
»Wie kommen Sie darauf?« fragte George.
»Das Gesicht, das die beiden machen«, erklärte Cheddar. »Der Blick in ihren Augen. Es ist nichts Greifbares, aber es erinnert mich haargenau an meinen Bruder und meine Schwägerin, bevor
sie den Bund fürs Leben schlössen. Wird böse enden, mein junger Freund.«
»Was war denn mit Ihrem Bruder und Ihrer Schwägerin?«
»Zuviel Spannungen. Keine gute Grundlage für eine Beziehung. In der dritten Nacht ihrer Flitterwochen hatte sie
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