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Fool: Roman (German Edition)

Fool: Roman (German Edition)

Titel: Fool: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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sich nicht aufrecht halten. Drool hievte ihn auf seine Schulter und trug ihn die Anhöhe hinauf. Lears knochiger Hintern hüpfte auf den Schultern des Mondkalbs wie auf dem Kissen einer Sänfte.
    Als sie fort waren, kam ich aus meinem Versteck und sah mir den leblosen Edgar genauer an. Die Wunde an seinem Kopf war nicht so schlimm, doch sie blutete heftig, wie es Kopfwunden oft tun. Die daraus resultierende Blutlache hatte Edgar vermutlich das Leben gerettet. Ich lehnte ihn gegen den Fels und brachte ihn mit behutsamen Maulschellen und einem kräftigen Spritzer aus seinem Wasserschlauch wieder zu Bewusstsein.
    »Was?« Edgar sah sich um und schüttelte den Kopf, um klarer zu sehen, was er offenbar sogleich bereute. Als er den Leichnam seines Vaters entdeckte, heulte er auf.
    »Tut mir leid, Edgar«, sagte ich. »Es war Gonerils Verwalter Oswald. Er hat Euch niedergeschlagen und auch Euren Vater getötet. Drool hat den Hundsfott erdrosselt und vom Kliff geworfen.«
    »Wo ist Drool? Und der König?«
    »Verschleppt von den Männern Eures Bastardbruders. Hört zu, Edgar, ich muss ihnen hinterher! Ihr geht zum Lager der Franzosen. Überbringt ihnen eine Nachricht!«
    Edgar verdrehte die Augen, und ich dachte schon, gleich wird er wieder ohnmächtig, also habe ich ihm noch einen Schwung Wasser ins Gesicht geschüttet. »Seht mich an! Edgar, Ihr müsst zum Lager der Franzosen. Sagt Cordelia, sie soll den White Tower direkt angreifen! Sagt ihr, sie soll Schiffe die Themse hinaufschicken und ihre Armee über Land nach London bringen! Kent weiß Bescheid. Sie soll die Trompeten dreimal gellen lassen, bevor sie den Tower angreift. Versteht Ihr?«
    »Dreimal? Den White Tower?«
    Ich riss dem toten Grafen das Hemd vom Leib, ballte es zusammen und gab es Edgar. »Hier, haltet Euch das an den Schädel, um das Blut zu stillen!
    Und sagt Cordelia, sie soll sich nur nicht aus Angst um ihren Vater zurückhalten. Ich werde dafür sorgen, dass es da kein Problem gibt.«
    »Aye«, sagte Edgar. »Sie rettet den König nicht, indem sie den Angriff verzögert.«

22
     
    Am White Tower
     
    »Wichser!«, kreischte der Rabe.
    Er war mir keine große Hilfe, als ich heimlich Zugang zum White Tower suchte. Meine Glöckchen hatte ich mit Lehm gefüllt und auch mein Gesicht geschwärzt, doch selbst die beste Tarnung nützte nichts, wenn der Rabe dann Alarm schlug. Ich hätte schon vor meinem Abschied vom Tower eine Wache bitten sollen, ihn mit der Armbrust abzuschießen.
    Ich lag in einem kleinen, flachen Skiff, das ich mir von einem Fährmann ausgeliehen hatte, zugedeckt mit Lumpen und Ästen, sodass ich wie Treibgut aussah, das auf der Themse dümpelte. Ich paddelte mit der rechten Hand im eisig kalten Wasser, bis mein Arm ganz taub war. Eisschollen trieben überall im Wasser. Noch so eine kalte Nacht und ich wäre freiwillig durchs Verrätertor hineinmarschiert, anstatt zu paddeln. Der Fluss mündete im Burggraben, und der Burggraben führte unter einem niedrigen Steinbogen hindurch zu jenem Tor, das der englische Adel seit Jahrhunderten nutzte, um seine Verwandten zum Richtblock zu geleiten.
    Zwei eisenbeschlagene Türen trafen in der Mitte dieses Bogens aufeinander, unter Wasser zusammengekettet. Sie schwangen mit der Strömung leicht hin und her. Ganz oben, wo die Tore aufeinandertrafen, fand sich eine Lücke. Nicht breit genug für einen bewaffneten Soldaten, doch eine Katze, eine Ratte oder ein gelenkiger, tatkräftiger Narr von eher schmächtiger Statur mochte sich dort ohne weiteres hindurchzwängen. Was ich auch tat.
    Drinnen, auf den steinernen Stufen, sah ich keine Wachen, doch vier Meter Wasser lagen zwischen mir und diesen Stufen, und mein Skiff wollte nicht durch den Spalt im Tor passen. Hier sollte ein Narr wohl nass werden. Da gab es keine andere Möglichkeit. Doch schien es mir, als sei das Wasser flach, nur ein, zwei Fuß tief. Vielleicht konnten wenigstens meine Schuhe trocken bleiben. Ich zog sie aus und stopfte sie in mein Wams, dann rutschte ich am Tor hinab ins kalte Wasser.
    Himmelarsch und Minipimmel, war das kalt! Nur bis zu den Knien, aber eisig. Und mich dünkt, ich hätte es wohl unentdeckt geschafft, wenn mir nicht dieses energische »Himmelarsch und Minipimmel, ist das kalt!« entfahren wäre. So jedoch nahm mich oben an der Treppe das spitze Ende einer Hellebarde in Empfang, die übelwollend auf meine Brust gerichtet war.
    »Meine Fresse«, sagte ich. »Tut, was Ihr tun müsst, aber bringt es hinter Euch, und

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