For the Win - Roman
Prikkel, es ist schön, Sie zu hören.« Die Stimme hatte einen starken indischen Akzent, und der Hintergrund war mit den unverkennbaren Klängen von Spielern gesprenkelt, die spielten, schossen, durcheinander riefen.
Bill, der das Gespräch per Kopfhörer verfolgte, schüttelte den Kopf. »Das ist er nicht.«
»Ich bin auch da.« Diese Stimme war jung und eindeutig amerikanisch. Die Geräuschkulisse hinter ihr war anders: keine Spieler, keine Gespräche. Sie befanden sich an verschiedenen Orten. Er hatte den Verdacht, dass sie in verschiedenen Ländern saßen, und dachte an all die Schlachten, die er verfolgt hatte. Deren Teilnehmer hatten aus ganz Asien und sogar Osteuropa, Südamerika und Afrika gestammt.
»Mr. Prikkel – Dr. Prikkel.« Connor unterdrückte ein Lachen. Der Doktor war ein reiner Ehrentitel, den er Jahre nach dem Abbruch seiner Promotion erhalten hatte, und er benutzte ihn nie. »Mein Name ist Ashok Balgangadhar Tilak. Erlauben Sie mir zunächst zu sagen, dass ich Ihre Arbeiten gelesen und mir viele Ihrer Präsentationen angesehen habe. Ich halte Sie für einen der großen Wirtschaftsdenker unserer Zeit.«
»Danke, Mr. Tilak, aber … «
»So gesehen mag das, was ich zu sagen habe, reichlich dreist klingen. Ich werde es aber dennoch sagen: Ihre Spiele sind in unserer Hand. Wir kontrollieren die Vermögenswerte, die einer kritische Masse von Wertpapieren zugrunde liegen; des Weiteren kontrollieren wir auch eine beträchtliche Anzahl der Wertpapiere selbst und können sie über eine Vielzahl verschiedener Kanäle so handeln, wie wir es für richtig halten. Und schließlich haben wir auch die meisten der Anlagen in der Hand, mit denen Sie Ihre Geschäfte abgesichert haben, und können jede Ihrer Gegenmaßnahmen kontern.«
Connor hieb wie verrückt in die Tasten. »Sie erwarten doch nicht, dass ich Ihnen das einfach so abkaufe?«
»Natürlich nicht. Ich erwarte, dass Sie sich die Vorgänge in Mushroom Kingdom vergegenwärtigen. Und die Unruhen in Svartalfheim Warriors . Außerdem schlage ich vor, dass Sie anschließend auch die Bücher von Zombie Mecha und Clankers einer sorgfältigen Prüfung unterziehen.«
»Werde ich tun.« Wieder hörte er die eigene Stimme als die eines Geschäftsmanns, der an einem weit entfernten Ort saß.
Seine Feeds bestätigten die Angaben: Der Handelsumsatz war der reine Wahnsinn, doch darunter schimmerte so etwas wie ein zielgerichtetes Vorgehen durch – als hätte jemand dies alles im Griff.
»Hervorragend, Dr. Prikkel.«
»Ich nehme an, dass jetzt gleich etwas kommt. Erpressung wahrscheinlich. Cash.«
»Nichts in der Art«, erwiderte der Inder und klang fast beleidigt. »Alles, was wir wollen, ist Frieden.«
»Frieden.«
»Ganz genau. Ich kann alles, was passiert ist, ungeschehen machen, die Märkte wieder aufbauen, die Wunden heilen, die Geschäfte ganz vorsichtig und sanft wieder zurückdrehen. Gemeinsam können wir uns allen eine sichere Landung bescheren. Der Markt wird noch etwas durcheinander sein, sich irgendwann aber beruhigen. Erst recht, wenn Sie an die Öffentlichkeit gehen.«
»Mit unserem Friedensschluss, meinen Sie.«
»Ganz genau«, sagte Ashok. »Ihre Arbeitgeber glauben, dass ein Wirtschaftsraum wie eine Spielzeugeisenbahn funktioniert: Alles läuft immer schön geradeaus. Sie und ich wissen es aber besser. Goldfarmer sind eine unvermeidliche Konsequenz Ihrer Wirtschaft, und das lässt den Zug entgleisen. Was aber, wenn Ihre Arbeitgeber die Existenz von Goldfarmern anerkennen würden und unsere Arbeiter als legale Akteure dieses komplexen wirtschaftlichen Gefüges daran teilhaben ließen? Unsere Umschlagplätze könnten die legale Grauzone verlassen und von Ihnen überwacht werden. Wir könnten uns regelmäßig treffen, um uns über Ihre oder unsere Bedenken auszutauschen. Natürlich gäbe es immer noch einen Untergrund, dieser würde aber marginalisiert werden. Jeder anständige Farmer auf der Welt möchte Mitglied bei den Webblys sein, denn wir repräsentieren die besten Spieler, und jeder weiß das. Und wir werden in jedem Spiel die nicht organisierten Farmer ansprechen und sie von unseren Vorzügen überzeugen.«
»Und alles, was wir dafür tun müssen, ist … was?«
»Kooperieren. Gewerkschaftsgold aus Coca-Colas Spielen muss legal und unbegrenzt nutzbar sein. Wir werden eine Genossenschaft gründen, die es kauft und verkauft, genau wie die jetzigen Devisenmärkte, bloß legal und transparent und von gewählten Managern geführt,
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