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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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zurück. Nachdem er sich an einem Barbershop-Quartett vorbeigequetscht hatte, fand er sich vor einem Geldautomaten wieder. Sie konnten seine Karte jeden Moment sperren – oder benutzen, um ihn aufzuspüren, wenn sie schlau waren. Er brauchte Geld. Er wartete, während ein paar deutsche Touristen an der Maschine herumfummelten, dann gab er seine Karte ein und hob 500 Dollar ab – so viel, wie die Maschine hergab. Dann hob er nochmals 500Dollar ab, sich des dicken Bündels Zwanzig-Dollar-Noten in seiner Hand mehr als bewusst. Er versuchte es noch ein drittes Mal, aber die Maschine informierte ihn, dass er sein Tageslimit nun erreicht habe. Er glaubte sowieso nicht, dass er viel mehr als tausend Dollar auf dem Konto hatte – ein paar Jahre Geburtstagsgeld und noch ein bisschen was von seinem Ferienjob in einer chinesischen PC -Werkstatt in Irvine.
    Er faltete das Bündel zusammen, steckte es ein und verließ den Park, ohne sich einen Stempel zu holen. Zuerst wollte er zurück Richtung Straße, dann aber entschied er sich für Downtown mit seinen Einkaufszentren und Hotels. Von dort fuhren günstige Busse hoch nach L.A. oder runter nach San Diego, an alle Flughäfen. Es gab keinen leichteren, billigeren Weg, von hier wegzukommen.
    Die Lobby des Grand Californian Hotel wuchs in unfassliche Höhen empor. Riesige Träger durchkreuzten den höhlenartigen Raum. Wei-Dong hatte diesen Ort immer gemocht. Mit seinen verschachtelten Marmormustern auf dem Boden, den drei Meter hohen Buntglasfenstern in den Schiebetüren, den bestickten Bezügen der Sofas sah er geradezu gerendert aus – ein Ort, wie er nur in der Fantasie existierte. Jetzt allerdings wollte er nur schnell hindurch und in einen Bus nach …
    Wohin?
    Irgendwohin.
    Er wusste noch nicht, was er tun sollte, nur eines wusste er sicher: Er würde sich nicht auf irgendeine Schule für Problemkinder stecken lassen, abgeschnitten vom Internet, abgeschnitten von den Spielen. Sein Vater hätte sich das nie gefallen lassen – egal, was für Probleme er hatte. Sein alter Herr hätte sich nie so herumschubsen und umkrempeln lassen.
    Seine Mutter würde sich zwar Sorgen machen, aber tat sie das nicht immer? Er würde ihr eine E-Mail schicken, sobald er irgendwo angekommen war, eine jeden Tag, damit sie wusste, dass es ihm gut ging. Sie war immer gut zu ihm gewesen. Verdammt, sogar sein alter Herr hatte es meistens gutmitihmgemeint.Irgendwiezumindest.Abererwarjetzt siebzehn und kein Kind mehr, kein kaputtes Spielzeug, das man irgendwohin zur Reparatur schicken konnte.
    Der Mann an der Rezeption zuckte nicht mal mit der Wimper, als Wei-Dong ihn um den Fahrplan der Shuttles bat. Damit zog er sich in die dunkelste Ecke der ganzen Lobby zurück, in den Schatten des steinernen Kamins. Allmählich begann er, etwas paranoid zu werden – er erschrak bei jedem Disney Cop, der die Lobby betrat, und wirkte wahrscheinlich so unschuldig wie ein Serienmörder.
    Der nächste Bus fuhr zum Los Angeles International Airport, der danach zum Flughafen von Santa Monica. Wei-Dong kam zu dem Schluss, dass L.A. ein gutes Ziel war. Allerdings nicht, um in ein Flugzeug zu steigen. Wenn sein Dad die Cops gerufen hatte, würden sie die Ticketschalter bestimmt überwachen. Er wusste zwar nicht, wie das funktionierte, aber er wusste, was ein Flaschenhals war: Theoretisch konnte er überall in L.A. sein, sodass man einen gigantischen Aufwand betreiben müsste, um ihn zu finden. Wenn er aber versuchte, in ein Flugzeug zu steigen, reduzierte das die Anzahl der Orte, die sie im Blick behalten mussten, auf die Ticketschalter von vier oder fünf Flughäfen.
    Vom International Airport aber fuhren auch wieder Busse an andere Ziele, zu jedem Hotel und in jedes Viertel der Stadt. Es würde natürlich eine Weile dauern – anderthalb Stunden von Disneyland bis zum Flughafen, noch mal eine Stunde oder zwei bis in die Stadt – , doch das war okay. Er brauchte Zeit. Zeit, sich zu überlegen, was er als Nächstes tun würde.
    Denn wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass er absolut keine Ahnung hatte.
    Mala erwachte aus einem unruhigen Schlaf. Im Dorf war sie häufig früh aufgewacht und hatte den Vögeln gelauscht. Hier aber gab es kein Gezwitscher, nur das Raunen Dharavis – Autos, Ratten, Menschen, ferne Fabrikgeräusche, Ziegen. Ein Hahn. Immerhin eine Art von Vogel. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, und sie fühlte sich ein wenig besser.
    Allerdings nicht viel. Sie setzte sich auf und rieb

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