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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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Informationen« schützen sollte – immer einen Schritt voraus.
    Keiner in der Gilde hatte Zeit für Falun Gong und deren seltsame Lehren, aber alle waren sich einig, dass sie es wirklich draufhatten, Löcher in die Große Firewall zu schlagen. Ein kurzer Abstecher auf die ständig gespiegelten Indexseiten, und er hatte einen Server für sich gefunden. Dann antwortete er seiner Mutter. Sollte sie ruhig versuchen, ihn zu finden; die Fährte würde sie nun direkt in die Sackgasse einer berühmt-berüchtigten chinesischen Sekte führen. Dahatte sie wenigstens einen Grund, sich Sorgen zu machen!
    Mom, es geht mir gut. Ich benehme mich wie ein Erwachsener (sorge für mich selbst, treffe meine eigenen Entscheidungen). Es war vielleicht falsch von mir, euch über das, was ich so tue, zu belügen, aber euren Sohn auf eine Militärschule zu entführen ist ja wohl so kindisch wie nur was. Ich melde mich, wenn ich dazu komme. Ich hab euch auch lieb. Macht euch keine Sorgen, mir geht’s gut.
    Stimmte das wirklich? So gut, wie es seinen Urgroßeltern ging, als sie in New York von Bord gingen. Wie Lu, als er die rissige Straße nach Shenzhen runterradelte.
    Er würde schon eine Bleibe finden. Jedes Kind konnte »cheaphoteldowntownlosangeles«googeln.ErhatteGeld. Er hatte eine Sozialversicherungsnummer. Er hatte einen Job – zwei sogar, wenn er die Arbeit für die Gilde mitzählte – , aber er musste noch eine Menge üben, bis er richtig Geld damit verdiente. Also fing er besser damit an.
    * Die wichtigsten Begriffe aus der Welt der Games werden hinten im Glossar (S. 631) erklärt.

Teil II
    Spiel ist harte Arbeit

Der Angriff kam zeitgleich im Spiel und in der wirklichen Welt – ein konzertierter Schlag, der Schwester Nors Organisation in Trümmern zurückließ.
    NorhieltsichindieserschicksalhaftenNachtimHinterzimmerdes Headshot auf,eines PC BangimGeylang-DistriktSingapurs,wodasRotlichtmilieubistiefindieNachtseineGeschäftemachte,dielegalenBordellewiedieillegalenStraßendirnen.NachtsherrschteinGeylangstetseindichtesGedrängevonAbenteuerlustigen,dieindenrundumdieUhrgeöffnetenRestaurantszuAbendessenwollten(dasEssenwarhervorragend,undfastimmerauchhalal,wasNorirgendwielustigfand),überGastarbeiterundEinheimischeaufderJagdnachverbotenenVergnügungenbiszudenMädchen,dienochschnellihreEinkäufeindenVierundzwanzigstundenmärktenerledigten.
    Geylang war so zwanglos, wie Singapur nur sein konnte, eine der wenigen Gegenden, wo man sich außerhalb der üblichen Normen befand und alles tun konnte, worüber man nicht sprach – Illegales, Unmoralisches oder was immer als schlecht für die soziale Ordnung galt – , ohne zu viel Aufmerksamkeit zu erregen. Das Headshot warb die ganze Nacht mit Onlinepoker oder Egoshooter-Turnieren, doch die Gastarbeiter, die im Neonlicht ihre billigen Ferngespräche führen wollten, mussten an diesem Abend nicht nur gegen die regulären Spieler, sondern auch Schwester Nors Clan anschreien.
    Sie nannten sich die Webblys – ein obskurer kleiner Witz, der Schwester Nor sehr glücklich machte.
    Vor über einem Jahrhundert hatten ein paar Arbeiter eine Gewerkschaft namens Industrial Workers of the World gegründet. Sie waren die Ersten gewesen, die alle Arbeiter willkommen geheißen hatten, unabhängig von Hautfarbe, Geschlecht und Ausbildung. Schließlich mussten doch alle Arbeiter zusammenhalten! Sie hatten sich die Wobblys genannt.
    Die Wobblys gehörten zu den vielen »schädlichen« Themen, die Singapur im Internet blockierte, und selbstverständlich hatte Schwester Nor es schon deshalb als ihre Aufgabe angesehen, mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Je mehr sie las, desto aktueller schien ihr diese Bewegung aus den Tiefen der Geschichte: Alles, was die IWW gefordert hatten, war auch heute bitter nötig, und dabei waren die Bedingungen heute eigentlich viel günstiger, es tatsächlich durchzusetzen.
    Zum Beispiel Arbeiter zu organisieren. Damals hatte man noch wirklich in die Fabriken gehen oder sich zumindest an die Tore stellen müssen, um Arbeiter von den Vorteilen einer Gewerkschaft und den Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen, höheren Löhnen und kürzeren Arbeitszeiten zu überzeugen. Heute konnte man die gleichen Leute weltweit und online erreichen. Und sobald sie einmal Mitglied waren, konnten sie auf demselben Weg mit allen anderen Mitgliedern reden.
    Sie beschloss, ihre kleine Gruppe die Industrial Workers of the World Wide Web zu nennen, die IWWWW – ein weiterer kleiner Witz, der

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