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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cory Doctorow
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zu laufen, klang nach einem schlechten Plan.
    Auf dem Heimweg schien sich die Welt verwandelt zu haben: Zum einen war er ein Krimineller geworden, was ihm als Wachmann schon wie ein ganz schöner Einschnitt vorkam. Zum anderen kam ihm die Luft sauberer als sonst vor (später las er, dass sie tatsächlich sauberer gewesen war, dank der geschlossenen Fabriken und der Busse, die auf ihren Parkplätzen geblieben waren). Die meisten Läden hatten zu, und in den übrigen saßen die Inhaber lustlos auf ihren Schemeln oder spielten mitten am Tag Mah-Jongg. Auch die Restaurants und Cafés hatten geschlossen. An einem Bahnübergang sah Lu einen Intercity vorbeisausen, voll mit jungen Frauen und ihrem Gepäck. Sie verließen Shilong, um anderswo ihr Glück zu suchen, wo immer es noch Arbeit gab.
    Innerhalb von zwei Wochen war die riesige Stadt einfach gestorben. Dabei hatte anfangs alles so unglaublich eindrucksvoll gewirkt: frisch asphaltierte Straßen, neue Häuser und Geschäfte, und wohin man auch sah, wuchsen Fabriken zum Himmel empor.
    Alserschließlichdaheimankam – nassgeschwitzt,hungrigundganzbenommenvondemSchnittinseinerKopfhaut – ,dawussteer,dassdiemagischeStadtnureinHaufenBetonundeinMeervonArbeiterschweißwar,genausoflüchtigwieeinTraum.IneinemfernenLand,vondemerkaumdenNamenkannte,hattendieLeuteaufgehört,Waschmaschinen zu kaufen, und so war seine Stadt gestorben.
    Eigentlich wollte er nur ein kurzes Nickerchen halten, doch als er schließlich aufstand, seine Sachen in einen Seesack warf und wieder auf sein Fahrrad stieg, ohne die Tür hinter sich abzuschließen, war der Bahnhof schon verbarrikadiert. Eine lange Schar von Flüchtlingen trottete die Straße nach Shenzhen hinab, was ein Marsch von mindestens zwei Tagen war. Da war Lu dann wirklich froh über sein Fahrrad. Später fand er noch einen funktionierenden Geldautomaten und konnte ein wenig Geld abheben, was ihn außerordentlich beruhigte. Eine Weile war es ihm so vorgekommen, als stünde die Welt vor dem Abgrund. Es war eine ungemeine Erleichterung, dass es doch nur seine kleine Ecke darin erwischt hatte.
    In Shenzhen verbrachte er viel Zeit in Internetcafés, weil man auf diese Weise am billigsten der Hitze entkommen konnte und sich dort viele junge Leute wie er aufhielten, die sich irgendwie durchschlugen. Von hier aus konnte er auch mit seinen Eltern telefonieren. Er erfand Geschichten über seine nicht vorhandene Jobsuche und versprach, bald wieder Geld nach Hause zu schicken.
    Und da fand ihn dann die Gilde, Ping und seine Freunde. Die wiederum hatten diesen Kumpel auf der anderen Seite der Welt, diesen Wei-Dong, der jeder Wendung von Lus Geschichte hingerissen lauschte und ihm später erzählte, dass er sie aufgeschrieben und für ein Sozialkunde-Referat in der Schule benutzt hatte, worüber sie alle herzlich lachen mussten. Lu fand Arbeit und Zufriedenheit, und er hatte auch eine Wahrheit erkannt: Die Welt war nicht auf Stein, sondern auf Sand gebaut, und sie würde sich immerzu ändern.
    Wei-Dong wusste nicht, wie lange die Firma seines Vaters es noch schaffen würde. Vielleicht dreißig Jahre, wahrscheinlich aber sehr viel weniger. Jeden Tag war er in seinem Zimmer in seiner SpongeBob-Bettwäsche erwacht und hatte sich gefragt, auf welche seiner Sachen er vielleicht verzichten konnte – wie einfach sein Leben vielleicht werden würde.
    Und hier war seine Chance, es herauszufinden. Seine Urgroßeltern waren in seinem Alter Kriegsflüchtlinge gewesen, die mit gefälschten Papieren auf einem überfüllten Schiff übers Meer gekommen waren, seine Urgroßmutter mit einem Baby auf dem Arm und einem weiteren im Bauch. Wenn sie es geschafft hatten, dann konnte Wei-Dong das auch.
    Er brauchte einen Platz zum Schlafen. Das hieß, er brauchte Geld. Das hieß, er brauchte einen Job. Die Gilde würde ihn zwar am Gewinn der Raids beteiligen, aber das war nicht genug, um in Amerika zu überleben. Oder doch? Er fragte sich, wie viel die Guatemalteken in ihren Jobs als illegale Tellerwäscher, Putzkräfte und Gärtner verdienten.
    Verhungern würde er jedenfalls nicht, denn er hatte etwas, das sie nicht hatten: eine Sozialversicherungsnummer. Zwar hieß das auch, dass seine Eltern ihn früher oder später finden würden, aber in einem Monat war er achtzehn, und dann brauchte er sich nichts mehr vorschreiben zu lassen, konnte selbst über sein weiteres Leben bestimmen.
    In diesen Stunden, in denen er sich innerlich von seinem Familienvermögen verabschiedete,

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