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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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Mauer berührt. Endlich lösen wir uns voneinander, schmutzig, fix und fertig. Tiffins Gesicht ist dreckverschmiert und KitsHemdkragen halb abgerissen, als wir ins Haus gehen, lange nach der Abendessenszeit, lange nach der Hausaufgabenzeit. Dann sitzen wir mit Maya und Willa am Küchentisch und essen Kekse und Schokoriegel und Nutella direkt aus dem Glas.
    Kit versucht, mir ein Bein zu stellen, als ich aufstehe, um Tee zu machen. »Wir sollten dir die Gelegenheit zu einer Revanche geben«, teilt er mir mit. »Du brauchst etwas Übung.«
    Und dann lächelt er.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    Maya
    In den letzten beiden Wochen hat sich etwas verändert. Plötzlich sind alle viel glücklicher, alles ist viel einfacher als früher, viel leichter. Kit verhält sich wieder wie ein normales menschliches Wesen. Lochan wird achtzehn – und wir gehen alle zu Burger King , um seinen Geburtstag zu feiern, und Willa und ich backen ihm einen köstlichen Kuchen, auch wenn er etwas schief gerät. Mum ruft nicht mal an, um ihm zu gratulieren. Seit wir angefangen haben, immer mal wieder einen Tag in der Schule zu schwänzen, haben Lochan und ich etwas mehr Zeit für uns selbst und können auch Dinge in Angriff nehmen, die wir schon so lange erledigen wollten: zum Arzt zu gehen, zum Zahnarzt, zum Friseur. Lochan hilft Kit, sein Fahrrad zu reparieren, und bekommt von Mum endlich genug Geld, um neue Schuluniformen zu kaufen und ein paar schon längst überfällige Rechnungen zu bezahlen. Wir putzen zusammen von oben bis unten das Haus und stellen neue Regeln auf, damit sich alle mehr an den Hausarbeiten beteiligen. Vor allem aber haben wir mehr Zeit, um auch mal gemeinsam was zu unternehmen – miteinander einen Ausflug in den Park zu machen oder am Küchentisch Cluedo zu spielen. Seit Lochan und ich unsere Nächte zusammen verbringen und zu Hause bleiben, sobald der Stress für uns zu groß wird, ist alles viel entspannter. Wir können jetzt auch wieder Spaß mit Tiffin undWilla haben und sind nicht dauernd nur damit beschäftigt, den Alltag zu organisieren.
    Mum sieht ab und zu »bei uns nach dem Rechten« und bleibt selten länger als ein, zwei Nächte. Sie händigt uns widerwillig das Geld aus, mit dem wir dann wieder für eine Woche auskommen müssen, und füllt mit mürrischem Gesicht Überweisungen aus, um die Rechnungen zu bezahlen, die Lochan ihr unter die Nase hält. Sie ist wütend auf Lochan und mich, weil wir uns weigern, von der Schule zu gehen, um uns irgendwelche Jobs zu suchen. Doch ihre Wut hat noch einen tieferen Grund. Sie muss weiter eine Familie unterstützen, zu der sie nicht mehr gehört – aus eigenem Willen nicht mehr gehört. Sie hat sich selbst davon ausgeschlossen. Aber vom Geld mal abgesehen, erwartet keiner von uns mehr etwas von ihr, deshalb ist auch keiner mehr enttäuscht. Tiffin und Willa rennen nicht mehr auf sie zu, um sie zu begrüßen, betteln nicht mehr darum, dass sie mit ihnen spielt. Lochan hält bereits Ausschau nach einem Job, wenn er erst mal an der Schule mit allen Prüfungen durch ist. An der Uni, sagt er, wird er genug Zeit übrig haben, um nebenher zu jobben, und dann werden wir Mum nicht mehr um Geld bitten müssen. Uns fehlt es als Familie an nichts.
    Aber ich lebe nur für die Nächte. Lochan zu streicheln, ihn überall zu berühren, zu spüren, wie es ihn erregt, macht mich glücklich – und gleichzeitig will ich mehr.
    »Stellst du dir manchmal vor, wie es wäre, wenn …?«, frage ich ihn. »Wenn wir wirklich …?«
    »Die ganze Zeit.«
    Ein langes Schweigen. Er küsst mich, seine Wimpern kitzeln meine Wangen.
    »Ich auch«, flüstere ich.
    »Eines Tages«, sagt er heftiger atmend, als sich meine Finger behutsam vorwagen.
    »Ja …«
    Doch in manchen Nächten sind wir schon nahe dran, es zu tun. Ich fühle in mir eine schmerzlich quälende Sehnsucht und spüre Lochans Frustration so stark wie meine eigene. Wenn er mich so heftig küsst, dass es beinahe wehtut, und sein Körper sich gegen meinen presst, als wolle er tief in ihn eindringen, frage ich mich, ob wir uns nicht gegenseitig eine Qual auferlegen, indem wir Nacht für Nacht das Bett teilen. Aber wenn wir darüber reden, sind wir uns immer einig, dass wir es lieber so wollen, als wieder getrennt in unseren Zimmern zu schlafen und einander gar nicht mehr zu spüren.
    Wenn ich in der Schule zu Lochan hochblicke, wie er in der Pause allein oben auf der Treppe sitzt und auf mich herunterschaut, wirkt die Kluft zwischen uns

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