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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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Korridore mit Geschubse und Gedrängel, keine einsamen Pausen, kein Mittagessen in der Cafeteria, keine wichtigtuerischen Lehrer, keineunaufhaltsam tickende Uhr, kein Zählen der Minuten, bis wieder ein ermüdender Tag vorbei ist … Stattdessen verbringen wir ihn in einem heiteren Schwebezustand, genießen jeden Moment davon, wollen unser gemeinsames Glück wie eine Seifenblase festhalten. Wir backen Pfannkuchen und starten einen Wettbewerb, wer die kreativsten Füllungen zustande bringt. Maya gewinnt in der Kategorie »Ekelpackung« mit einer Mischung aus Marmite, Cornflakes und Ketchup, bei der es mich würgt. Ich gewinne in der Kategorie »Künstlerischer Gesamteindruck« mit einer Variation aus gefrorenen Erbsen, roten Trauben und Smarties auf einem Bett aus Mayonnaise. Wir ziehen im Wohnzimmer die Vorhänge zu und kuscheln uns aufs Sofa. Irgendwann am frühen Nachmittag schläft Maya in meinen Armen ein. Ich betrachte sie im Schlaf, fahre mit den Fingern die Linien ihres Gesichts nach, dann ihren Hals hinunter, über ihre glatte weiße Schulter, den ganzen Arm entlang bis zu ihren Fingerspitzen. Ich streiche über jeden einzelnen Finger. Die Sonne scheint durch den Spalt zwischen den Vorhängen herein, die Uhr auf dem Kaminaufsatz tickt, die Zeiger rücken gnadenlos voran. Ich schließe die Augen und drücke meine Lippen auf Mayas Haare, versuche, nicht auf das Ticken zu hören. Wenn ich doch die Zeit, die wir gemeinsam verbringen, anhalten könnte. Aber sie verrinnt unaufhaltsam.
    Als Maya aufwacht, ist es kurz nach drei. In einer halben Stunde muss sie Tiffin und Willa abholen, und ich werde unterdessen das Durcheinander in der Küche aufräumen und die Kleidungsstücke in ihrem Zimmer aufsammeln. Ich nehme ihr gerötetes, schläfriges Gesicht zwischen meine Hände und küsse sie eindringlich, wütend und verzweifelt.
    »Lochie, hör mir zu«, sagt sie zwischen zwei Küssen. »Hör zu, mein Liebster – hör zu. Lass uns das wiederholen! Wir können doch ab und zu gemeinsam die Schule schwänzen, vielleicht alle zwei Wochen oder so.«
    »Ich kann nicht so lange warten, bis –«
    »Und wenn wir das gar nicht müssen?«, fragt sie plötzlich, und ihre Augen leuchten auf. »Wir könnten doch jede Nacht miteinander verbringen, wie gestern. Sobald wir sicher sind, dass Tiff und Willa fest schlafen, kannst du zu mir kommen und in mein Bett schlüpfen –«
    »Jede Nacht? Und wenn einer von ihnen hereinkommt? Das können wir nicht machen!« Aber die Vorstellung ist verführerisch.
    »An meiner Tür ist unten ein rostiger Riegel, wir könnten ihn einfach vorschieben! Kit hört sowieso nichts, der schläft immer zur Musik aus seinen Ohrstöpseln ein. Und die anderen beiden wachen nachts kaum mehr auf. Willa ist schon lange nicht mehr zu mir ins Bett gekommen.«
    Ich reibe mit dem Daumen über meine wunde Stelle unter der Lippe, denke über das Risiko nach, das wir damit eingehen. Verzweiflung kriecht in mir hoch. Dann schaue ich in Mayas blaue Augen und erinnere mich an vergangene Nacht, als ich das erste Mal ihren nackten Körper unter meinen Händen gespürt habe. »Okay!«, flüstere ich mit einem Lächeln.
    »Lochie? Geht es dir besser, Lochie? Bringst du uns morgen in die Schule, Lochie?« Willa ist ganz besorgt und klettert gleich zu mir auf den Schoß. Ich sitze im Wohnzimmer vor dem Fernseher.
    Tiffin hält sich zurück, aber es ist trotzdem zu spüren, dass erbeunruhigt ist. »Hast du Grippe?«, fragt er beiläufig und schüttelt sich seine Haare aus der Stirn. »Bist du echt krank? Du schaust jedenfalls so aus. Wie lange wird das dauern?«
    Erschrocken merke ich, wie sehr die Tatsache, dass ich einen Tag krank zu Hause geblieben bin, sie aus der Bahn geworfen hat. Ich hatte mich bisher immer in die Schule geschleppt, auch mit starker Erkältung und sogar bei Fieber, weil doch alles am Laufen gehalten werden musste und weil ich kein schlechtes Vorbild geben durfte. Einfach einen Tag im Bett bleiben war so gut wie undenkbar. Mir wird auf einmal klar, dass Tiffin und Willa »ernsthaft krank sein« mit Mum verbinden. Mum, die mit einem »Virus« tagsüber auf dem Sofa liegt, Mum, die mittags mit Kopfschmerzen in ihrem Bademantel in die Küche schlurft, Mum, die in die Kloschüssel kotzt. Wahrscheinlich haben Tiffin und Willa Angst, dass es mit mir so wie mit Mum geht und dass ich sie bald auch verlassen werde.
    »Es geht mir super«, versichere ich ihnen. »Mein schlimmes Kopfweh ist weg. Wollen wir

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