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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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kommt Maya herein, die immer noch auf Kit einredet.
    »Was ist eklig?«, fragt sie, während Kit mürrisch auf seinen Stuhl sinkt und den Kopf auf die Tischplatte knallen lässt.
    »Das will keiner wissen«, sage ich schnell, aber Tiffin lässt sich nicht mehr bremsen und erzählt ihr alles.
    Maya runzelt die Stirn. »Mum!«
    »Na großartig«, schimpft Kit. »Das hat mir jetzt so richtig den Appetit verdorben.«
    »Du musst etwas essen«, sagt Maya zu ihm. »Du bist noch im Wachsen.«
    »Nein, ist er nicht, er wird jeden Tag kleiner!« Tiffin lacht.
    »Sei still, du kleiner Scheißer.«
    »Loch! Kit hat mich ›kleiner Scheißer‹ genannt!«
    »Setz dich doch, Maya«, sagt Mum mit einem total künstlichen Lächeln. »Meine Kinder! Wie hübsch ihr alle ausschaut in euren Schuluniformen. Und wir frühstücken miteinander wie eine richtige Familie!«
    Maya lächelt sie kurz an, während sie Butter auf einen Toast streicht und ihn dann auf Kits Teller legt. Ich spüre, wie mein Puls immer schneller schlägt. Ich kann nicht fort, bis nicht alle fertig sind, oder Kit wird mit großer Wahrscheinlichkeit mal wieder die erste Stunde schwänzen, und Mum wird Tiffin und Willa bis Mittag zu Hause behalten. Aber ich darf nicht zu spät kommen. Nicht der Mathe-Test ist der eigentliche Grund … Ich ertrage es nicht, zu spät zu kommen und von allen angestarrt zu werden.
    »Wir müssen jetzt unbedingt los«, sage ich zu Maya. Sie redet immer noch auf Kit ein, der die Arme unter seinen Kopf geschoben hat und sich nicht rührt.
    »Ach, warum sind meine Häschen am Morgen bloß so gestresst?«, ruft Mum. »Maya, sag deinem großen Bruder, er soll sich mal etwas entspannen! Schau ihn dir doch an …« Sie reibt meine Schulter. Ihre Hand brennt wie heißes Eisen durch den Stoff meines Hemds. »Total verkrampft.«
    »Lochie hat in der ersten Stunde einen Test, und wir werdenalle zu spät in die Schule kommen, wenn wir jetzt nicht etwas Dampf machen«, erwidert Maya.
    Mum hält immer noch mein Handgelenk umklammert, sodass ich noch nicht mal meinen Kaffee trinken kann. »Das meinst du doch nicht ernst, Lochan? Du machst den ganzen Stress doch nicht wegen eines blödsinnigen Mathe-Tests? Es gibt viel wichtigere Dinge im Leben, weißt du? Ich möchte nämlich nicht, dass aus dir so ein Typ wie dein Vater wird, der die Nase immer in irgendeinem Buch vergraben hatte und ein erbärmliches Leben geführt hat, nur um so einen nutzlosen Doktortitel zu ergattern. Und was hat ihm das alles genützt? Dieses ganze Brimborium mit Cambridge? Ein verdammter Dichter ist er geworden! Als Straßenkehrer hätte er mehr Geld nach Hause gebracht!« Sie lacht verächtlich.
    Kit hebt auf einmal seinen Kopf und fragt höhnisch: »Wann hat Lochan jemals einen Test verpasst? Darum geht es ihm doch gar nicht. Er hat nur Angst, als Letzter –«
    Maya blickt so, als würde sie ihm mit dem Toast am liebsten den Mund stopfen. Ich entwinde mich Mums Klammergriff und sammle im Wohnzimmer hastig meine Sachen ein. Im Flur stoße ich mit Maya zusammen, die mir zuruft, dass ich ruhig los soll. Sie wird sich darum kümmern, dass Mum mit den beiden Kleinen rechtzeitig das Haus verlässt und Kit in die Schule geht. Ich drücke ihr dankbar den Arm, dann bin ich auch schon weg und renne die leere Straße entlang.
    Ich erreiche die Schule kurz vor knapp. Ein riesiges Betongebäude, das seine Fangarme in die Umgebung ausstreckt und andere, kleinere Gebäude durch überdachte Verbindungswege und endlose unterirdische Gänge an sich krallt. Ich schaffe es geradenoch in den Mathematikraum, bevor der Lehrer hereinschlurft und anfängt, die Zettel auszuteilen. Nach meinem 800-Meter-Sprint kann ich kaum mehr etwas sehen, zwei rote Flecken tanzen vor meinen Augen. Mr Morris bleibt neben mir stehen, und ich kriege fast keine Luft mehr.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen, Lochan? Sie sehen aus, als hätten Sie gerade einen Marathon hinter sich.«
    Ich nicke hastig und greife, ohne aufzusehen, nach dem Zettel.
    Der Test beginnt, und Stille breitet sich im ganzen Raum aus. Ich liebe Prüfungen. Ich habe Prüfungen immer gemocht, egal welche. Solange sie in schriftlicher Form sind. Solange sie die ganze Unterrichtsstunde ausfüllen. Solange ich nicht sprechen oder von meinem Blatt Papier aufschauen muss, bevor die Glocke schrillt.
    Ich weiß nicht, wann es angefangen hat – diese Sache –, aber es wird immer stärker, erdrückt und erstickt mich wie giftiger Efeu. Ich bin da irgendwie

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