Forbidden
und –«
Ich ziehe sie zurück und drücke sie wieder aufs Bett. »Hör mir zu, Maya. Wir können nicht davonrennen – sie würden uns sowieso erwischen. Und denk an die Kleinen, Maya! Was soll aus ihnen werden? Wir können sie nicht einfach verlassen. Wir müssen hier warten. Keiner wird dir was antun, das versprech ich dir. Mum hat einfach nur einen hysterischen Anfall. Sie wollte dich nicht verletzen, sie wollte dich nur beschützen. Sie wollte dich vor mir beschützen.« Ich schnappe nach Luft.
»Das ist mir egal!«, schreit Maya. Tränen laufen ihr die Wangen hinunter. »Schau dir doch mal an, was sie mit dir gemacht hat, Lochie! Dein Rücken blutet! Ich kann es nicht glauben, dass sie dir das angetan hat! Sie hätte dir fast die Haare ausgerissen! Sie – sie –«
»Schsch, schsch, mein Liebes, schsch, schsch …« Ich setze mich aufs Bett, drehte mich zu ihr, fasse sie an den Schultern, damit sie sich beruhigt. »Maya, hör mir zu … Keiner wird dich verletzen, hörst du? Sie wollen dich nur retten und beschützen –«
»Wovor denn?«, fragt sie schluchzend. »Vor wem? Sie können mich nicht von dir trennen! Das können sie nicht, Lochie, das können sie nicht!«
Noch mehr Geschrei. Wir erstarren beide. Die Laute kommen von der Straße hoch. Ich bin als Erster am Fenster. Mum geht unten vor dem Haus mit großen Schritten auf und ab und brüllt in ihr Handy.
»Sofort!«, schreit sie. »Bitte ganz schnell! Er hat mich bedroht und geschlagen, und jetzt hat er sich mit ihr eingesperrt! Als ich reingekommen bin, wollte er sie gerade erwürgen! Er wird sie noch umbringen!«
Neugierige Nachbarn stecken die Köpfe aus den Fenstern und Türen heraus, einige rennen bereits über die Straße auf Mum zu. Ich spüre, wie mir kalter Schweiß ausbricht und mir die Beine fast wegknicken.
»Sie telefoniert mit Dave«, ruft Maya, die aus dem Zimmer will. »Er wird die Tür eintreten. Er wird dich verprügeln! Ich muss runter und ihr alles erklären! Ich muss ihr sagen, dass du mir nichts angetan hast!« Ich halte sie zurück.
»Nicht, Maya, tu das nicht. Bleib hier! Das wird nichts ändern! Bleib hier und hör mir zu. Ich muss mit dir reden.«
Plötzlich weiß ich, was ich tun muss. Ich weiß, dass es nur eine Lösung gibt, nur einen Weg, um Maya und die drei anderen zu retten, damit ihnen kein Leid geschieht. Aber Maya will mir nicht zuhören, sie strampelt um sich und tritt mit ihren nackten Füßengegen mein Schienbein, als ich sie festhalte, damit sie nicht aus dem Zimmer rennt. Ich zwinge sie, sich wieder aufs Bett zu setzen, und halte sie fest in den Armen.
»Du muss mir zuhören, Maya. Ich – ich habe einen Plan, aber du musst mir zuhören, oder es klappt nicht. Bitte, mein Liebling! Ich flehe dich an!«
Maya hört auf, sich zu winden. »Okay, Lochie, okay«, flüstert sie. »Sag’s mir. Ich hör dir zu. Ich tu alles, was du willst. Alles.«
Ich halte sie noch immer fest, schaue in ihr verschrecktes, wildes Gesicht und hole hektisch Luft, um meine Gedanken zu ordnen, mich zu beruhigen, die in mir aufsteigenden Tränen zurückzuhalten, die sie noch mehr erschrecken würden. Ich fasse sie um die Handgelenke, bereit, sie festzuhalten, sobald sie etwa aufspringen und zur Tür hinaus will.
»Mum telefoniert nicht mit Dave«, sage ich und kann meine Stimme kaum beherrschen. »Sie telefoniert mit der Polizei.«
Maya erstarrt, reißt ihre blauen Augen weit auf. Tränen schießen ihr hervor, ihr Gesicht ist noch leichenblasser. Das Schweigen im Zimmer wird nur durch ihre Schluchzer zerrissen.
»Es ist alles in Ordnung.« Ich bemühe mich verzweifelt, zuversichtlich zu klingen. »Wahrscheinlich ist es sogar besser so. Die Polizei wird das alles klären. Sie werden Mum beruhigen. Sie werden mich zu einem Verhör mitnehmen, aber das wird nur –«
»Es ist verboten«, sagt Maya mit tonloser Stimme. »Was wir gerade getan haben, ist verboten. Man wird uns verhaften, weil wir das Gesetz gebrochen haben.«
Ich hole noch einmal tief Luft, meine Lungen platzen gleich, die Kehle schnürt sich mir zu. Wenn ich jetzt zusammenbreche, ist alles vorbei. Ich werde ihr eine solche Angst einjagen, dass siemir überhaupt nicht mehr zuhört und meinem Plan nie zustimmt. Ich muss sie überzeugen, dass es die beste Lösung ist, der einzige Weg.
»Maya, hör mir zu, wir müssen das jetzt ganz schnell besprechen. Sie können jede Minute hier sein.« Ich hole noch einmal Luft. Trotz des Schreckens in ihren Augen nickt
Weitere Kostenlose Bücher