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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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hoch. Maya springt aus dem Bett und will mit einem Satz zur Tür. Ich halte sie zurück, und sie fängt an zu schreien.
    »Nein, Lochie, nein! Bitte lass mich runtergehen und alles erklären. So wirkt das alles viel schlimmer!«
    Es muss aber schlimmer wirken. Es muss so schlimm wie möglich wirken. Von jetzt an muss ich wie ein Vergewaltiger denken. Ich muss allen beweisen, dass ich Maya gegen ihren Willen in diesem Zimmer festhalte.
    Unten auf der Straße hört man Wagentüren schlagen. Mums hysterische Stimme ertönt wieder.
    Die Haustür geht auf. Schwere Schritte im Flur. Maya schaut mir in die Augen und umarmt mich noch fester, die Tränen laufen ihr übers Gesicht.
    »Es ist alles in Ordnung«, flüstere ich ihr ins Ohr. »Das ist nur eine Formsache. Sie verhaften mich bloß, damit sie mich befragen können. Wenn du ihnen sagst, dass du keine Anklage erhebst, werden sie mich wieder gehen lassen.«
    Ich halte sie fest an mich gedrückt, streiche ihr über die Haare, hoffe, dass sie mich eines Tages versteht, dass sie mir eines Tages meine Lüge verzeiht. Ich darf jetzt nicht denken, darf jetzt nicht in Panik geraten, darf jetzt nicht zittern. Laute Stimmen von unten, hauptsächlich die von Mum. Das Geräusch von Schritten auf der Treppe. Sie kommen näher.
    »Lass mich los«, flüstere ich.
    Sie antwortet nicht, schmiegt sich immer noch an mich, ihren Kopf an meine Schulter gelegt, die Arme um meinen Hals geschlungen.
    »Maya, lass mich jetzt los!« Ich versuche, ihre Arme zu lösen. Sie will nicht. Sie will mich nicht loslassen.
    Heftiges Klopfen an der Tür lässt uns beide zusammenzucken. Eine harte Männerstimme sagt: »Polizei! Machen Sie die Tür auf!«
    Tut mir leid, aber ich habe gerade meine Schwester vergewaltigt und halte sie hier gegen ihren Willen fest. Da kann ich der Aufforderung nicht gleich folgen.
    Sie fordern uns noch einmal auf. Geben eine Warnung ab. Dann ist der erste Stoß zu hören. Maya gibt einen Schrei von sich. Sie will mich immer noch nicht loslassen. Das muss sie aber, es ist ganz entscheidend. Ich drehe sie um, damit sie, wenn sie hereinkommen, sehen, wie ich sie von hinten umklammert halte, ihre Arme fest nach unten gedrückt, sodass sie wehrlos ist. Noch ein Tritt. Das Holz um den Riegel splittert. Beim nächsten Mal wird die Tür endgültig nachgeben.
    Ich schiebe Maya mit aller Macht von mir fort. Ich schaue ihr in die Augen – ihre schönen blauen Augen – und spüre, wie Tränen in mir hochsteigen. »Ich liebe dich«, flüstere ich. »Es tut mir so leid!« Dann hebe ich die Hand und schlage ihr ins Gesicht.
    Ihr Aufschrei erfüllt das Zimmer, wenige Sekunden später wird die Tür eingetreten. Dunkle Uniformen, das Knistern von Sprechgeräten. Mein Arm umfasst Mayas Arme und ihren Oberkörper, ich halte sie mit dem Rücken gewaltsam gegen mich gepresst. Unter meiner rechten Hand, die ich über ihren Mund gelegt habe, spüre ich Blut, das ist gut so.
    Als sie mir befehlen, Maya loszulassen, damit sie gehen kann, kann ich mich nicht rühren. Ich muss mich kooperativ verhalten, aber ich kann nicht. Mein Körper kann nicht. Ich bin vor Furcht wie erstarrt. Ich habe Angst, dass Maya ihnen die Wahrheit erzählen wird, sobald ich die Hand von ihrem Mund nehme. Ich habe Angst, wenn sie mir Maya jetzt wegreißen, sehe ich sie nie mehr wieder.
    Sie fordern mich auf, die Hände hochzuheben. Ich lasse Maya langsam los. Nein, schreie ich innerlich. Verlass mich nicht, geh nicht weg! Du bist meine Liebe, mein Leben! Ohne dich bin ich nichts, habe ich nichts. Wenn ich dich verliere, verliere ich alles. Ich hebe die Arme langsam, sehr langsam hoch, kämpfe darum, sie oben zu behalten, kämpfe gegen das übermächtige Bedürfnis, Maya wieder in die Arme zu nehmen, sie ein letztes Mal zu küssen. Ein weiblicher Officer nähert sich vorsichtig, als wäre Maya ein scheues, wildes Tier, das gleich entflieht, und überredet sie, aus dem Bett aufzustehen. Maya gibt einen kleinen, leisen Schluchzer von sich, aber ich höre, wie sie scharf Luft holt und sich dann unter Kontrolle hat. Jemand legt eine Decke um sie. Sie versuchen, sie aus dem Zimmer zu befördern.
    »Nein!«, schreit sie plötzlich, bricht in laute Schluchzer aus und dreht sich verzweifelt zu mir um. Auf ihrer Unterlippe ist Blut zu sehen. Ihre Lippen, die mich vor Kurzem noch so zärtlich berührt haben, ihre Lippen, die ich so gut kenne, die ich so liebe. Lippen, die ich doch nie verletzen könnte. Aber mit ihrer aufgeplatzten

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