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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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sie, wartet darauf, dass ich fortfahre.
    »Okay. Zuerst einmal musst du immer daran denken, dass verhaftet zu werden nicht auch automatisch bedeutet, ins Gefängnis zu müssen. Aber jetzt hör mir zu, das ist sehr, sehr wichtig: Sie dürfen uns nicht beide verhaften. Wenn wir beide verhaftet werden, werden sie uns verhören, und das kann ein paar Tage dauern. Willa und Tiffin werden nach Hause kommen, und wir werden nicht da sein. Mum wird wahrscheinlich betrunken sein, und selbst wenn sie es nicht ist, wird die Polizei schon längst das Jugendamt verständigt haben, bis wir wieder zu Hause sind, und Kit, Tiffin und Willa werden weggebracht und auseinandergerissen werden. Stell dir Willa vor, stell dir Tiffin vor, welchen Schrecken ihnen das alles einjagen wird. W-Willa hatte ja schon Angst –« Meine Stimme zittert so sehr, dass ich einen Moment nicht weitersprechen kann. »W-Willa hatte ja schon Angst, eine einzige Nacht nicht zu Hause zu schlafen!« Die Tränen stechen mir wie Messer in die Augen. »Verstehst du? Verstehst du, was ich sagen will? Was passieren wird, wenn sie uns beide verhaften?«
    Maya nickt zustimmend. Sie schweigt, Tränen laufen ihr die Wangen hinunter.
    »Aber es gibt einen Weg«, fahre ich verzweifelt fort. »Es gibt einen Weg, wie wir das alles verhindern können. Sie werden die Kleinen nicht fortbringen, wenn einer von uns beiden hier ist, umsich um sie zu kümmern und das mit Mum zu vertuschen. Hast du verstanden, Maya?« Meine Stimme wird lauter. »Einer von uns muss bleiben. Und das bist du –«
    »Nein!« Mayas Schrei schneidet mir durchs Herz. Ich umfasse ihre Handgelenke fester, als sie aufstehen will. »Nein! Nein!«
    »Maya, wenn sie uns vom Jugendamt weggenommen werden, dürfen wir sie erst wiedersehen, wenn sie erwachsen sind! Sie werden es ihr ganzes Leben mit sich herumtragen! Wenn du mich allein gehen lässt, stehen die Chancen gut, dass ich in ein paar Tagen wieder bei euch bin.« Ich schaue ihr in die Augen und hoffe, dass sie mir genug vertraut, um mir meine verzweifelten Lügen zu glauben.
    »Du bleibst hier!« Maya blickt mich mit flehenden Augen an. »Du bleibst hier, und ich gehe! Ich habe keine Angst davor, verhaftet zu werden! Bitte, Lochie! Lass es uns so machen!«
    Ich schüttle den Kopf. »Das wird nicht klappen!«, rufe ich. »Erinnerst du dich nicht mehr an unser Gespräch? Keiner wird uns glauben, wenn du sagst, dass du mich dazu gezwungen hast. Und wenn wir verkünden, dass es einvernehmlich war, dann verhaften sie uns beide! Wir müssen es so machen! Verstehst du nicht? Denk doch mal nach, Maya, denk nach! Du weißt, dass wir keine andere Wahl haben! Wenn einer von uns bleibt, dann du!«
    Mayas Körper sackt zusammen, als die ganze Wucht der Wahrheit dieser Sätze sie trifft. Sie sinkt mir entgegen, aber ich kann sie nicht in die Arme schließen, ich kann nicht.
    »Bitte, Maya«, flehe ich sie an. »Sag mir, dass du es tust. Versprich es mir, versprich es mir jetzt! Sonst drehe ich durch, wenn ich nicht – wenn ich nicht weiß, dass du und die anderen … dassihr sicher seid. Sonst steh ich das nicht durch. Du musst es tun. Für mich. Für uns. Es ist unsere einzige Chance, jemals wieder als Familie vereint zu sein.«
    Sie lässt den Kopf hängen, ihre wunderschönen rotbraunen Haare fallen ihr vors Gesicht, sodass ich ihre Miene nicht sehen kann.
    »Maya –« Ein verzweifelter Laut entschlüpft meiner Kehle, und ich schüttle sie. »Maya!«
    Sie nickt schweigend, ohne aufzublicken.
    »Du wirst es tun?«, frage ich.
    »Ich tu’s«, flüstert sie.
    Eine Minute verstreicht, ohne dass sie sich rührt. Mit zitternden Händen wische ich mir den Schweiß vom Gesicht. Dann hebt Maya schluchzend den Kopf und streckt die Arme nach mir aus. Aber ich kann nicht. Ich kann sie nicht trösten. So gern ich auch möchte, ich schaffe es nicht. Ich schüttle abwehrend den Kopf, wende mich ab und lausche, ob schon die Polizeisirenen zu hören sind. Stimmengemurmel dringt von der Straße zu uns herauf – zweifellos Nachbarn, die sich um unsere Mutter drängen. Als ich mich weigere, sie zu umarmen, umklammert Maya das Kopfkissen und wiegt sich mit ihm langsam vor und zurück. Sie ist in einem völligen Schockzustand.
    »Und dann ist da noch etwas …«, sage ich, weil mir das plötzlich eingefallen ist. »Wir – wir müssen unsere Geschichten aufeinander abstimmen. Sonst halten sie mich noch länger fest, und dich werden sie dann auch mehrmals vernehmen, und alles

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