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Forbidden

Forbidden

Titel: Forbidden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabitha Suzuma
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strahlt in meinen ganzen Körper aus. Ich zittere. Der Lichtschein rings um die Glühbirne über mir dehnt sich aus und zieht sich wieder zusammen, Lichtflecken tanzen über die Wand. Erst jetzt kommt mir mit voller Wucht, was da gerade zwischen Kit und mir geschehen ist. Der ganze Schreck und das Entsetzen. Wenn wir uns bisher gestritten hatten, war es immer bei einem heftigen Wortwechsel geblieben, doch heute Nacht hatte ich es auf einen Kampf angelegt, ich hatte es so gewollt. Und als ich meine Hände um seinen Hals gelegt hatte, wollte ich fast nicht mehr loslassen, wenn ich ehrlich bin. Ich verstehe selbst nicht recht, was mit mir los ist – woher diese Zerstörungswut kommt. Kit ist ein paar Stunden später als vereinbart nach Hause gekommen – welcher Teenager macht das nicht? Eltern sind wütend auf ihre Kinder, so was kommt vor;sie brüllen sie an, drohen ihnen, beschimpfen sie vielleicht sogar; doch sie versuchen nicht, sie zu erwürgen.
    Das Klopfen an meiner Tür lässt mich auffahren. Aber es ist nur Maya, völlig erschöpft gegen den Türrahmen gesunken.
    »Alles in Ordnung, Lochie?«
    Ich habe die Hände immer noch vor den Mund gelegt und nicke stumm, unfähig zu einer Antwort. Ich will, dass sie geht. Sie mustert mich, zögert einen Moment und kommt dann herein.
    Ich nehme die Hände vom Gesicht. Balle sie zu Fäusten, damit das Zittern aufhört. »Ja«, sage ich. Mehr ein Krächzen als ein Laut. »Wir sollten jetzt alle schlafen gehen.«
    »Du siehst so aus, als würde es dir nicht gut gehen.« Sie macht die Tür zu und lehnt sich mit dem Rücken dagegen. Den Ausdruck in ihrem Gesicht kann ich nicht lesen, ich weiß nicht, ob es Wut, Entsetzen oder Abscheu ist.
    »Maya, es tut mir leid. Ich … ich bin total ausgerastet … Ich weiß auch nicht, was da …«
    »Schon gut, Lochie, ich versteh dich.«
    Ich will ihr sagen, wie leid mir das alles tut. Ich will sie fragen, ob Willa eingeschlafen ist. Ich will sie bitten, nach Kit zu sehen, sich zu vergewissern, dass er nicht eine Tasche packt, um davonzulaufen. Sie soll mir bestätigen, dass ich ihn nicht ernstlich verletzt habe. Verletzt habe ich ihn, das weiß ich. Aber ich bringe kein Wort heraus. Nur mein heftiges, schweres Atmen ist zu hören. Ich presse die Hände gegen Nase und Mund, um das Geräusch abzudämpfen, stemme meine Ellenbogen gegen die Knie, damit das Zittern aufhört, und merke, wie ich vor und zurück schaukle, warum, weiß ich nicht.
    Maya löst sich von der Tür, kommt auf mich zu und setzt sich neben mich aufs Bett.
    Unwillkürlich strecke ich den Arm aus, um sie abzuwehren. »Maya, nicht, ich … ich brauche keinen –«
    Sie nimmt meine Hand, zieht sie auf ihren Schoß und fährt mit ihrem Daumen in kreisenden Bewegungen über meine Handfläche. »Versuch, ruhiger zu werden.« Ihre Stimme ist sanft und freundlich, fast zu freundlich. »Alles ist in Ordnung. Mach dir keine Sorgen. Willa ist wieder eingeschlafen, und Kit fehlt nichts.«
    Ich rücke von ihr weg, will ihr meine Hand entwinden. »Ich … ich brauche nur etwas Schlaf …«
    »Ich weiß, aber zuerst musst du von der ganzen Aufregung runterkommen.«
    »Versuch ich ja!«
    Ihr Gesicht ist voller Sorge, und ich begreife, dass mein Anblick sie wohl nicht gerade beruhigt. Ihre Finger umschließen warm mein Handgelenk, streichen die Innenseite meines Arms entlang. Ihre Berührung tröstet mich irgendwie. »Lochie, es war nicht deine Schuld.«
    Ich schlucke und wende mich ab.
    »Es war nicht deine Schuld«, sagt sie noch einmal. »Lochie, das weißt du. Kit hat dich schon seit Langem zu so was provozieren wollen. Jeder hätte irgendwann so darauf reagiert, wie du reagiert hast.«
    In meiner Kehle spüre ich einen immer dickeren Kloß und auch in meinen Augen einen immer größeren Druck.
    »Du darfst dir nicht immer für alles die Verantwortung aufbürden, nur weil du der Älteste bist. Das alles ist doch nicht deinFehler – dass Mum trinkt, dass Dad uns verlassen hat, dass Kit so geworden ist. Du hättest nicht mehr tun können, als du getan hast.«
    Ich weiß nicht, wie sie das alles erraten hat. Ich weiß nicht, warum sie meine Gedanken lesen kann. Ich drehe mich zur Wand, schüttle den Kopf, um ihr klarzumachen, dass sie unrecht hat. Ich ziehe meine Hand weg und reibe mir damit übers Gesicht, versuche, mich vor ihrem Blick zu verbergen.
    »Lochie …«
    Nein. Ich kann nicht länger. Ich kann nicht. Ich kann nicht. Ich werde es noch nicht mal schaffen, so

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