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Forellenquintett

Titel: Forellenquintett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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war, und kassierte. Zwei Tische weiter hob auch der Bürgermeister sein Portemonnaie und winkte ihr.
    »Schöner Geldbeutel, den du da hast«, sagte der Alte freundlich. »Wem hast du ihn gestohlen?«
     
     
     
    S päter, als sie es erwartet hatte, tauchte aus dem Nebel vor ihr die Parkbucht für einen Nothalt auf, und ohne genau zu wissen, warum sie das tat, aus einer plötzlichen Eingebung heraus, trat Marlen Ruoff auf die Bremse, bog rechts in die Parkbucht ein, riss den kleinen Renault dann nach links und wendete auf der Schnellstraße, mehr im Vertrauen darauf, dass es schon keinen Gegenverkehr geben werde, als dass sie das im Nebel hätte sehen können.
    Zum zweiten Mal an diesem Abend fuhr sie nach Aeschenhorn, und den Grund, warum sie das tat, wollte sie sich noch weniger eingestehen als beim ersten Mal. Es war eine Eingebung, und eine solche mag so hirnrissig sein, wie sie will, so muss man ihr doch folgen, weil man sonst nie erfährt, ob nicht doch etwas daran gewesen wäre.
    Über die nördliche Ringstraße umging sie den Ortskern, vorbei am Terrassenbau des Säntisblick mit seinen verlassenen Ferienwohnungen, und bog dann rechts zum Hafen ab. Auf dem Parkplatz stellte sie ihren Wagen ab, überlegte einen Augenblick und ließ die kleine italienische Pistole dann doch im Handschuhfach liegen. Sie war die Erinnerung an ein paar heftige Tage, die sie zusammen mit einem Thurgauer Kollegen verbracht hatte, und zu sonst nichts zu gebrauchen.
    Es war kühl draußen und still, ab und zu hörte man gedämpft durch den Nebel das Klirren einer Ankerkette oder von Seilzügen. Im Hafenbecken lagen nur noch wenige Boote, die meisten waren schon im Winterquartier. Marlen zog den Reißverschluss ihres Lederblousons hoch und schlug den Weg ein, der in östlicher Richtung vorbei am Hafenbecken zur Aeschenmündung führte. Außer ihr war niemand unterwegs, und der See war nicht zu sehen. Von Zeit zu Zeit tauchte eine Weide am Wegrand auf, fremd und eigentümlich und so, als ob das Ufer in Wahrheit den Bäumen gehöre.
    Nach einigen hundert Metern verließ sie die Uferpromenade und ging über den Kiesschotter des Ufers weiter in Richtung des Sees, bis der Boden weich und sandig wurde. Der Wasserstand war sehr niedrig, wie eigentlich schon die ganze Zeit in den letzten Jahren, und sie war sich sicher, dass sie auf direktem Weg zu ihrem Ziel kommen würde, einem von der Aesche angeschwemmten Halbinselchen, mit Bäumen und Gebüsch bestanden.
    Der Boden wurde weicher, fast moorig, Wasser drang in ihre Halbschuhe, unmittelbar vor ihr war ein kleines Rinnsal, sie sprang darüber und sank auf der anderen Seite ziemlich tief ein. Also war sie doch zu nah am Wasser, sie musste sich wieder mehr nach links halten, sie hatte einen Fehler gemacht, schon wieder.
    Wieso schon wieder? Sie hatte das Gespräch mit Stefanies Mutter falsch geführt. Sie hatte sich provozieren lassen. Dabei hätte sich ganz zwanglos eine Unterhaltung anspinnen lassen, woher haben Sie meine Mutter gekannt, erzählen Sie mir doch, ja, Sie dürfen mir auch ein Glas Wein einschenken, Sie leben allein mit Stefanie, wie gefällt es ihr bei Jehles, und Sie, sind Sie auch berufstätig?
    Unsinn, dachte sie dann. Sie hatte ja gar keine Zeit gehabt. Draußen hatte der Polizeidirektor gewartet, bis in die Fingerspitzen mit Wut aufgeladen, vermutlich würde er ihr auch ein Disziplinarverfahren anhängen, weil sie mit Bastian hatte sprechen wollen. Außerdem war ihr Fehler ein ganz anderer gewesen. Natürlich hatte sie Stefanies Mutter nicht zum ersten Mal gesehen, und ganz gewiss mussten sie sich begegnet sein oder gesehen haben, als sie schon Polizistin war...
    Der Boden war noch immer feucht, und sie sank bei jedem Schritt ein. Wo war sie eigentlich? Um sie herum war grauer Sandboden und darüber grauer Nebel, wohin sie sich auch wandte, sonst konnte sie nichts erkennen. Irgendwo hier musste sie zu Bastians Halbinsel kommen, im Gebüsch dort hatte er einmal ein Laubhaus gebaut und es ihr gezeigt, sie war noch keine zwölf gewesen und hatte sich geweigert hineinzukriechen, weil es da drin ganz sicher Ringelnattern oder womöglich sogar Tausendfüßler gab.
     
     
     
    D ie Kommissarin hatte sich umgedreht, so dass sie mit dem Rücken zur Theke stand, und betrachtete den Gastraum. Was gibt es da zu sehen?, fragte sich Hoflach. Der Trachten-Kilgus hatte sich zu zwei Ehepaaren gesetzt, der Bürgermeister war gegangen, und der alte Hirrlinger brütete noch über seiner

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