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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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tut sich immer noch nichts.
    »Wenn es um deinen Kopf geht, dann will ich das, was du selbst für dich willst. Ich liebe dich, ganz egal, was passiert«, sagt Luke, und als ich mich zu ihm umdrehe, treffen sich unsere Blicke.
    Ich frage mich, ob mein Herz sich nicht vielleicht doch an ihn erinnert, auch wenn mein Verstand es nicht tut. Empfinde ich deswegen so viel für ihn, obwohl ich ihn streng genommen ja erst heute Morgen in der zweiten Stunde kennengelernt habe?
    Etwas vor uns auf der Straße erregt meine Aufmerksamkeit, und die warmen Gefühle sind mit einem Schlag verflogen. Ein weißer Kleinwagen kommt uns entgegen und zischt mit einem Affenzahn an uns vorbei. Offensichtlich verfügt der Fahrer nicht über die Gabe, in die Zukunft sehen zu können, sonst würde er die Risiken rücksichtslosen Verhaltens im Straßenverkehr vermutlich etwas anders einschätzen.
    Ich sehe im Spiegel, wie der Wagen, ohne langsamer zu werden, in die Einfahrt des weißen Hauses einbiegt. 1553 Mountain Street.
    Der Überbringer ist da.
    Ich warte mit klopfendem Herzen, als der oder die Unbekannte den Motor abstellt, ein paar Sachen zusammensucht und aussteigt. Ich lasse den Spiegel Spiegel sein und drehe mich um, damit ich besser sehen kann. Ein Schopf langer blonder Haare taucht aus der Fahrertür auf.
    Ich kneife die Augen zusammen, dann stöhne ich laut auf.
    Carley Lynch.
    Na, prima. So viel zu meinem genialen Plan. Ursprünglich hatte ich vor, den Überbringer durch ein paar geschickte Andeutungen gewissermaßen zu »ermutigen«, Jamie mit Mr Rice zusammen zu ertappen. Aber wenn Carley der Überbringer ist, werde ich mir wohl etwas anderes einfallen lassen müssen.
    Carley würde sich nämlich nie von mir zu irgendwas ermutigen lassen.
    *
    »Und was willst du jetzt machen?«, fragt Luke eine Stunde später, während er eins meiner kleinen Dekokissen in die Luft wirft und wieder auffängt, in die Luft wirft und wieder auffängt … Am liebsten würde ich es ihm wegnehmen und aus dem Fenster schmeißen.
    »Keine Ahnung«, sage ich, während ich mir all die Situationen ins Gedächtnis rufe, in denen Carley mir in absehbarer Zukunft zeigen wird, was sie von mir hält. Die Palette der Nettigkeiten reicht vom bloßen giftigen Anfunkeln bis hin zu beißenden Kommentaren über meine Klamotten, meinen Gang oder meine Existenz im Allgemeinen.
    »Kannst du dich nicht einfach daran erinnern, was du machen wirst, und das dann machen?«, fragt Luke, der immer noch dieses blöde Kissen hochwirft.
    »Luke!«, rufe ich, am Ende meiner Geduld. »Glaubst du, ich würde hier sitzen und mir den Kopf zerbrechen, wenn ich mich dran erinnern könnte, was ich machen werde? Ich versuche doch gerade, die Zukunft zu ändern, damit die Erinnerungen, die ich von Jamie und Mr Rice habe, nicht eintreten. Ich befinde mich hier gewissermaßen im Blindflug, verstehst du? Übrigens könntest du mich ruhig ein bisschen unterstützen, statt die ganze Zeit mit diesem dämlichen Kissen rumzuspielen.«
    Gerade hat Luke es wieder aufgefangen, aber diesmal legt er es brav beiseite, statt es wieder in die Luft zu schleudern.
    »Sorry.« Er richtet sich auf und sieht mich an. »Komm, setz dich zu mir.«
    »Ich will mich nicht setzen!«, sage ich wie ein bockiges Kleinkind. Aber irgendwann haben Lukes Augen und sein süßes Lächeln mich besänftigt, und wir legen uns nebeneinander aufs Bett und brainstormen, wie der Plan aussehen könnte, der das unverzügliche Ende von Jamies unseliger ­Affäre zur Folge haben soll.
    Als meine Mom um Viertel vor zehn ins Zimmer kommt, liegen wir immer noch so da. Sie war bis jetzt arbeiten, und ich hatte sie ganz vergessen. So wie ich das Abendessen und alles andere vergessen habe.
    »Oh, Luke!«, sagt sie überrascht, als sie ihn auf meinem Bett liegen sieht.
    »Wir schmieden gerade einen Plan«, sage ich, als sie mir einen mahnenden Blick zuwirft. Keine besonders gute Erklärung, doch etwas anderes ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen.
    »Das ist schön, aber vielleicht könntet ihr morgen weiterschmieden. Es ist schon ziemlich spät.«
    »Wie viel Uhr ist es denn?«, fragt Luke und richtet sich auf, um einen Blick auf meinen Wecker zu werfen.
    »Gleich zehn«, sagt meine Mutter.
    Hastig rutscht Luke vom Bett und zieht sich die Schuhe an.
    »Ich muss los, sonst rastet meine Mom aus.«
    Luke steht auf, dann geht er noch mal vor mir in die ­Hocke und küsst mich mitten auf den Mund – im Beisein meiner Mom.
    Kühn. So

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