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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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darf.
    »Nein?«, frage ich verdattert.
    »Nein«, wiederholt sie, und ihre schwarzen Augen blitzen, als wolle sie mir sagen: »Na los – widersprich nur, wenn du dich traust.« Dann setzt sie die Trillerpfeife an die Lippen.
    Ich bin nicht lebensmüde, also lasse ich die Sache auf sich beruhen. Schicksalsergeben humple ich zur Bank, wo der Rest meiner Mannschaft wartet, und nehme mir vor, die Schmerzen einfach auszublenden.
    Nach etwa der Hälfte des vermutlich punktärmsten Basketballspiels in der Geschichte des Highschool-Sports, bricht urplötzlich ein Lärm los, der so laut und so schrill ist, dass sich mir die Haare auf den Armen aufstellen, meine Trommelfelle sich zusammenziehen und meine Zähne anfangen zu klappern.
    Einen Moment lang habe ich keine Ahnung, was los ist. Dann beginnt die Martinez mit beiden Armen hektisch Richtung Tür zu wedeln, woraufhin meine Mitspieler sich gemächlich in Bewegung setzen.
    Jetzt dämmert es mir.
    Feueralarm.
    Wir, die Schüler der Meridan High, müssen das Gebäude räumen. Alle neunhundertsechsundfünfzig auf einmal.
    Und ich, London Lane, trage ein knallgelbes Oversized-Shirt mit einer grinsenden Katze und der Aufschrift »What a purr-fect day!« sowie viel zu kurze Shorts, an deren Anblick sich nun die gesamte Schülerschaft wird erfreuen können.
    O ja, dieser Freitag ist wirklich was ganz Besonderes.

2
    Die Turnhalle hat einen eigenen Ausgang, daher sind wir mit die ersten, die es auf den Lehrerparkplatz schaffen. Wir stehen zwischen den Autos herum – eine recht bunte Mischung, vom rostigen Kombi bis hin zum kirschroten Porsche ist alles vertreten –, und ich sehe zu, wie die Notausgänge immer weitere Grüppchen von Schülern ausspucken. Dem Tempo nach zu urteilen, in dem die meisten ins Freie geschlurft kommen, halten sie sich offenbar für feuerresistent.
    Nicht dass ich glaube, es würde wirklich brennen. Wahrscheinlich hat irgendein Vollidiot den Alarm aus Spaß aus­gelöst. Schade nur, dass die betreffende Person nicht über den nötigen Weitblick verfügte zu erkennen, was die Folge ihres genialen Streichs ist: Wir müssen uns alle eine Stunde lang draußen in der Kälte die Beine in den Bauch stehen und darauf warten, dass die Feuerwehr kommt. Dann würden die Feuerwehrmänner das Gebäude nach einem nicht vorhandenen Brandherd durchkämmen, Entwarnung geben und endlich diese ohrenbetäubende Sirene abstellen.
    Es ist windig, und ich glaube, ich sehe sogar ein paar Schneeflocken durch die Luft wirbeln. Mit jedem Windstoß krampfe ich meine Muskeln stärker zusammen, um warm zu bleiben.
    Was allerdings nicht viel bringt.
    Ich rupfe mir das Zopfgummi aus den Haaren, die ich im Nacken zu einem unordentlichen Knoten zusammengezwirbelt habe, in der Hoffnung, dass sie mir als Schalersatz dienen und ein wenig Wärme spenden können. Sofort greift sich der Wind meine roten Locken und peitscht sie mir ins Gesicht, so dass ich nicht nur noch stärker friere, sondern darüber hinaus auch nichts mehr sehen kann.
    Während sich die Horden der Schüler über den Parkplatz ergießen, schnappe ich in unmittelbarer Nähe Getuschel und unterdrücktes Kichern auf – vermutlich gilt es meinem Outfit. Ich könnte schwören, dass ich das Klicken einer Handy­kamera höre, aber als es mir endlich gelingt, meine wilde Mähne so weit zu bändigen, dass ich hindurchspähen und mich nach dem Paparazzo umsehen kann, hat dieser sein Tatwerkzeug bereits wieder verschwinden lassen. Macht nichts, ich weiß auch so, wer es war. Das hysterische Gegacker aus dem Kreis der Cheerleader ganz in der Nähe ist Beweis genug.
    Ich starre auf ihre Rücken, bis sich eine von ihnen, Alex Morgan, mit einem vollendeten Schwung ihrer schwarzglänzenden Haare zu mir umdreht und mich anfunkelt. Es sieht ganz so aus, als hätte sie sich, bevor sie der Aufforderung zur Evakuierung gefolgt ist, noch die Zeit genommen, eine zusätzliche Schicht kohlschwarzen Eyeliner aufzutragen.
    Tja. Man muss eben Prioritäten setzen.
    Alex grinst mir hochnäsig ins Gesicht und dreht sich wieder zu ihrer Gruppe um. Gleich darauf schwappt eine neue Welle Gekicher zu mir rüber.
    In diesem Augenblick wünsche ich mir meine beste Freundin Jamie herbei. Sie kann ziemlich anstrengend sein, aber im Gegensatz zu mir würde sie sich niemals von ein paar Gruppenzwangbarbies einschüchtern lassen.
    Stattdessen stehe ich ganz allein und schlotternd mit nackten Beinen und meinem purrfekten T-Shirt da und lausche den

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