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Forgotten

Forgotten

Titel: Forgotten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cat Patrick
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der nächsten Ampel links.«
    Luke gehorcht, beschwert sich aber trotzdem: »Ich dachte, wir wollten nach der Schule was zusammen unternehmen – nicht jemanden beschatten.«
    »Witzbold.« Ich zeige ihm, wo er abbiegen soll. »Jetzt rechts, und dann fahr langsamer, damit ich die Hausnummern lesen kann.«
    1553 Mountain Street habe ich mir auf einem Schnipsel Papier notiert. Erstaunlich, was man alles durch einen Blick ins Telefonbuch in Erfahrung bringen kann.
    »Da ist es!«, rufe ich und mache mich instinktiv klein in meinem Sitz. »Das weiße Haus da drüben rechts. Mit den schwarzen Fensterläden. Fahr dran vorbei und park ein Stück die Straße runter.«
    Luke schüttelt den Kopf, tut aber, was ich sage. Er lenkt den Van in eine Parklücke und zieht die Handbremse an. Ich drehe die Lautstärke des Radios herunter, obwohl es schon ziemlich leise ist. Dann stelle ich es ganz aus.
    »Also wirklich. Jemand müsste ja bionische Ohren haben, um das hören zu können«, lacht Luke.
    »Pst!«, zische ich und verrenke mir den Hals, um das Haus hinter uns zu beobachten.
    »Hier, probier’s mal damit.« Luke klappt die Sonnenblende auf der Beifahrerseite herunter, in die ein Spiegel eingelassen ist. Ich richte ihn so aus, dass ich das Haus im Auge behalten kann, ohne mich umdrehen zu müssen.
    »Danke«, flüstere ich.
    »Bitte«, sagt er und schaut mich auffordernd an. »Und jetzt? Was machen wir hier eigentlich?«
    »Wir observieren das Haus.«
    »Wozu? Worauf warten wir?«
    »Auf den Überbringer der Botschaft.«
    »Auf den Überbringer der Botschaft«, wiederholt Luke ver­ständnislos, bevor er sich seinem Schicksal fügt, es sich in seinem Sitz bequem macht und aus dem Fenster sieht.
    Ein paar Häuser vor uns hält ein Wagen in einer Einfahrt. Eine Frau steigt aus und schleppt zwei überquellende Einkaufs­tüten zum Haus. Offenbar will ihr der Wind einen Strich durch die Rechnung machen. Er peitscht ihr die Haare ins Gesicht und wirft sie beinahe um, während sie sich mit ihrer Last abmüht.
    Ich versuche, Luke die Situation so gut es geht zu erklären.
    »Ich muss rausfinden, wer bei Mrs Rice Nachhilfeunterricht nimmt.«
    »Woher weißt du, dass sie Nachhilfeunterricht gibt?«, fragt Luke.
    Ich verdrehe die Augen. »Ich weiß es halt. Weil Jesse mir nächstes Jahr erzählen wird, dass Mrs Rice viel besser Mathe erklären kann als die Hanover.«
    »Wer ist Jesse?«, fragt Luke, als ob es darum ginge.
    »Ein Mädchen in meinem Mathekurs nächstes Jahr«, sage ich ungeduldig. »Wir werden nebeneinandersitzen. Sie ist ziemlich redselig.«
    »Du willst wissen, wer bei Mrs Rice Nachhilfe hat, damit du ihm oder ihr von der Affäre ihres Mannes erzählen kannst?« Endlich ist der Groschen gefallen!
    Ich nicke.
    »Aber wird diese Person nicht Mrs Rice sagen, dass sie die Information von dir hat?«, fragt Luke verwirrt.
    »Nicht, wenn ich es geschickt anstelle.«
    »Verstehe«, sagt er, obwohl sonnenklar ist, dass er es nicht verstanden hat. Er trommelt mit den Händen auf dem Lenkrad herum, als wäre ihm langweilig.
    Es passiert rein gar nichts, und mit jeder Sekunde, die verstreicht, bin ich weniger vom Sinn meiner Mission überzeugt.
    Ich seufze und wechsle das Thema. »Was hältst du eigentlich von Hypnose?«, will ich von Luke wissen.
    »Keine Ahnung, hab noch nie drüber nachgedacht«, sagt er und sieht mich mit seinen sanften blauen Augen an.
    »Dann tu’s jetzt mal für eine Minute. Meinst du, dass ich mich unter Hypnose vielleicht an mehr Sachen erinnern könnte?«
    »Sachen aus deiner Vergangenheit oder aus deiner Zukunft?«
    »Egal«, sage ich, obwohl ich eigentlich schon eine klare Vorstellung habe, was mir wichtiger ist. Mich an die Zukunft zu erinnern ist für mich nichts Besonderes. Aber meine eine Vergangenheitserinnerung sitzt mir wie ein Splitter im Kopf. Sie gehört irgendwie nicht da hin.
    »Vielleicht könnte ein Hypnotiseur deine Erinnerung an mich in die Gänge bringen«, murmelt Luke und sieht auf die Straße.
    »Ja, zum Beispiel«, sage ich und konzentriere mich wieder auf das weiße Haus. »Wäre es nicht schön, mit jemandem zusammen zu sein, der sich jeden Morgen an dich erinnern kann?«
    »Doch. Andererseits – vielleicht würdest du dich irgendwann mit mir langweilen.«
    »Quatsch«, erwidere ich. »Also, was meinst du dazu?«
    »Ich finde, das musst du selbst entscheiden.«
    Die achtlos hingeworfene Antwort ärgert mich. Ich schaue ihn von der Seite an, dann wieder zurück zum Haus.
    Dort

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