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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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hatten. Nur Triv, ihre Mutter –
das einzige Tier bei der Truppe, vor dem man sich besser in Acht nahm – saß
aufrecht vor Pellicanos Wagen und sah zu ihm herüber. James konnte ihre
wachsamen Augen leuchten sehen. Er setzte sich auf, immer noch schlaftrunken,
versuchte, den Nachhall der Stimme loszuwerden. Schon wieder diese Worte. An
Triv wäre jedenfalls kein Fremder vorbeigekommen. Und wer von den anderen hätte
diese Worte kennen sollen?
    Nur geträumt, dachte er müde, aber auf einmal war es,
als starrten ihn all diese ausgetretenen Holzstufen ringsum an. Sie führten zu
den stillen Wagen hinauf, in denen die übrigen Truppenmitglieder nach einem
harten Reisetag schliefen. Aber sie schlafen nie, dachte James, und
Gänsehaut überzog seine Arme. Sie schlafen nie, und sie haben Augen, die immer
halb offen sind und die wir nie sehen. Mit blassen Augen wachen sie ,
diese Zeile tauchte plötzlich in ihm auf. Die hatte er doch nie zuvor gehört!
Trotzdem war er völlig sicher, dass dieser seltsame Vers so weiterging.
    Die Gänsehaut wurde zu einem kalten Schauder, und er
musste sich schütteln, um den Eindruck der starrenden Stufen loszuwerden. Über
ihm war dunkler Nachthimmel … ein paar bleiche Wolken, ein paar Sterne zwischen
den Pinienkronen. Der Mond gnädigerweise irgendwo jenseits des Ausschnittes,
den er sehen konnte.
    Schließlich kroch er zurück in die warme Höhle aus
Webdecken. Triv setzte sich wieder in Bewegung und umrundete das Lager wie ein
Schatten. Eine Weile hörte er noch dem Wind zu, der über ihm in den Pinien rauschte.
Sonst blieb alles still.

7. Der Hakemi und die Schuhe
     
    1
    Morgens
vor dem Aufbruch machte er sich mit Halfasts Unterstützung auf einen Bettelgang
durch die Truppe, wobei sie auch Pellicano nicht ausließen. Irgendwo musste es
doch ein passendes Paar Schuhe für ihn geben! Tatsächlich fand sich auch eins,
das nicht gebraucht wurde: Das waren Brogue Montagus Ersatzschuhe, und er
weigerte sich schlicht und einfach, sie James zu überlassen. Sie seien teuer
gewesen und er habe sie immer geschont, sagte er mit einem argwöhnischen
Seitenblick auf James und dessen schlappende Sohle. Und seine Schuld sei
es ja wohl kaum, dass James sich wertlosen Kram habe andrehen lassen. Dabei
blieb er. Also musste James wohl oder übel seine Sneakers reparieren. Stanwell,
Junipers ältester Bruder, trieb in den Tiefen des Gilwisselwagens ein Stück
steinhartes Leder auf, Hammer und Nägel gab es in der Werkzeugtruhe, und damit
ausgerüstet gelang es James, seinen Schuh notdürftig in Ordnung zu bringen.
Marschieren war so zwar nicht drin, aber weil es für den Galiziak reichte,
schlug Firn vor, dass der Kramper einfach den ganzen Tag auf dem Schlepper
verbringen sollte. Und so machten sie es dann auch.
    James war lange nicht mehr so wütend gewesen. Die Wut
war ein guter Motor, weshalb sein Galiziak an diesem Tag die Truppe anführte,
obwohl der Weg wieder stetig anstieg. Ein Blick auf Brogue, der selbstherrlich
seinen kleinen Wagen kutschierte (ein blau gestrichenes Ding mit gewölbtem Dach
und winziger Veranda am Heck), oder auf Firn, der lässig vorausmarschierte,
genügte, um ihn zu Höchstleistungen anzuspornen.
    Sie erreichten Windywatt mit Einbruch der Dämmerung,
ganz wie der Chef das geplant hatte. Aus tausend kleinen Fenstern glühte ihnen
die Stadt durch das Abendblau entgegen, eine Stadt, die wie ein Schneckenhaus
im grauen Stein dieser Berge steckte. Und wie ein Schneckenfühler ragte eine
spindeldünne Brücke daraus hervor und streckte sich über den Fluss, der tief
unter ihnen durch eine Schlucht dahinschoss. Diese Brücke vor dem Abendhimmel –
das war ein beeindruckender Anblick, als sie auf der Straße heranzockelten.
James fragte sich allerdings, wie die Wagen jemals über den dürren Steg kommen
sollten. Auf der anderen Seite verschwand der Weg wieder zwischen grauen
Felsen.
    „Der Bult Amburilardes ist das hässlichste Gebirge im
ganzen Land“, kommentierte Halfast die Aussicht. „Leider zieht er sich einmal
quer hindurch. Bis Gassa kriegen wir den nicht mehr aus den Augen.“
    „Woher willst du das wissen? Du bist doch auch noch
nie durch Orolo gezogen!“, meinte Juniper.
    „Es gibt so was wie Landkarten, brakka “,
erwiderte Halfast von oben herab. „Aber davon hast du wahrscheinlich noch nie
was gehört.“
    James hatte schon mitbekommen, dass Halfast so etwas
wie ein wandelndes Lexikon war. Horgests langer, dünner Zwillingsbruder konnte
nicht nur lesen

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