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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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aussah wie eine Schwangere. Sie war empört,
als der Hakemi ihr klarmachen wollte, dass ihre Tochter durchaus nicht nur so
aussah, und marschierte schimpfend zu Odette Ulgullen weiter.
    „Hewla und Mowla …“, wiederholte James kopfschüttelnd,
als er aus dem Wagen hinter ihnen hersah. „Man konnte das Kind schon treten
fühlen!“
    „Die dämonischen Schwestern“, erklärte Kriope. „Sie
hassen die Jungfrauen. Du hast ganz gut eingenommen. Vielleicht schickt ja
einer noch ein Huhn fürs Abendessen.“
    „Was wollen sie von Odette? Ich dachte, sie ist so was
wie eine Wahrsagerin … Was ist Speiwasser?“
    „Meine Güte, was ist das denn für eine Frage? Du bist
wirklich ’n junger Hakemi. Speiwasser eben – sie lässt den Kunden einen
Schluck Wasser nehmen und in ihre Schale spucken, und daraus liest sie dann
Sachen!“ Kriope stellte den Krug zurück und stand auf. „Wie viele sind denn noch
draußen?“
    „Noch zwei.“
    Sie hatten bereits die Wagen zum Rechteck ausgerichtet
draußen, und auch die Barriere aus Fängergarn war schon gespannt. Vor einem
andächtig lauschenden, allerdings zahlungsunwilligen Publikum spielte und sang
Brogue seine Balladen. Die anderen Männer waren nirgends zu sehen, und James
vermutete sie beim Bad im Bach. Die Frauen bereiteten das Essen vor und behielten
die Fremden dabei im Auge.
    „Noch mehr Huster“, meinte Kriope mit einem Blick auf
die beiden Wartenden. „Das macht das Wasser hier. Ist kein gutes Wasser, wenn’s
aus dem Boden sprudelt.“
    Wesentlich genauere Diagnosen konnte auch James nicht
stellen, und er war erleichtert, als die Sonne endlich eine offenbar
entscheidende Markierung auf den Fängerstandarten erreichte und die Dörfler
sich hastig auf den Heimweg machten. Er hatte dreiundsechzig Chaval eingenommen
– also mehr als eine Kelverne! – dazu einen Kohlkopf, einen Korb birnenartiger
Früchte, die er nicht kannte, eine große Knoblauchwurst und das Versprechen für
einen Ziegenkäse. Nicht schlecht für einen Hochstapler, fand er. Kriope gab ihm
eine Lederschnur, auf die er die Münzen fädeln konnte, die Naturalien brachte
er den Frauen zum Kochfeuer, und dann machte er sich endlich in Richtung
Bachufer davon, gerade als die anderen Männer zurückkehrten.
     
    6
    Etwa
hundert Meter entfernt machte der Bach eine Biegung und bildete ein
ansehnliches Becken: Schwarzes, langsam fließendes Wasser unter kleinblättrigem
Gesträuch, das er jetzt als kleine Belohnung für die Arbeit ganz für sich
hatte. Zuhause hätte er vermutlich gezögert aus Angst vor Schlangen, Blutegeln
oder einfach, weil der Grund nicht zu sehen war. Aber hier, nachdem drei Tage
seit seinem letzten Bad in einem Bach vergangen waren, nach drei Tagen
Sonnenhitze, Staub und Schweiß – hier hätte er sich am liebsten kopfüber und
mitsamt Klamotten hineingestürzt.
    Das Wasser, das ihm dann bis zur Brust reichte, war
sehr kalt und schmeckte bittersalzig. Seine Füße ertasteten glatt geschliffene
Steine am Grund. Er tauchte unter, ließ das Wasser durch seine fettigen,
schmutzigen Haare bis auf die juckende Kopfhaut dringen, rieb sich den Dreck
von der Haut. Lag schließlich still auf dem Rücken und genoss die Kälte, bis er
sie nicht länger aushalten konnte. Nur widerwillig stieg er wieder ans Ufer und
noch viel widerwilliger in die schmutzigen Sachen, aber was blieb ihm anderes
übrig. Vielleicht waren eine Kelverne und drei Chaval genug, um sich im
nächsten Ort saubere Sachen zu kaufen. Dann konnte er den Kram hier waschen,
bevor er ihm in Fetzen vom Leib fiel.
    Als er am Ufergesträuch entlang zurückschlenderte, sah
er jemanden mit dem Rücken zu ihm im Gras sitzen, eine Frau, die er noch nie
gesehen hatte. In der Abendsonne schien ihr Haar rötlich zu sein, aber als er
näherkam, sah er, dass es eher honigfarben war, langes Haar, das über ihren
ganzen gebeugten Rücken fiel und fast das Gras berührte. Jemand aus dem Dorf?
Bestimmt nicht, die hatten ja schon vor einer halben Stunde die Flucht in ihre
Häuser angetreten. Sie machte sich im Gras zu schaffen und sah nicht auf, ganz
versunken in das, was immer sie da tat.
    Es war ein Etwas in ihrer Haltung, das sein Auge fing
und ihn dazu bewegte, sich noch einmal nach ihr umzusehen und schließlich
stehenzubleiben. Neugierig erst, dann verblüfft über das, was er sah. Er kannte
sie nicht, aber sie musste zum Stern von Montagu gehören, denn sie trug
eine der blausilbernen Westen. Neben sich hatte sie ein Tuch

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