Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

nach drüben zu öffnen …“
    Das war genau die Frage, die er vorhin schon erwartet
hatte. Mit der Antwort ließ er sich Zeit. Schlug nach ein paar Mücken, kratzte
sich ausgiebig den Kopf – Mann, er musste unbedingt bald mal wieder ins
Badehaus! – bis sie ihn wieder mit diesem ironischen Lächeln bedachte.
    „Du hast es also versucht.“
    „Es funktioniert nicht.“
    „So einfach?“
    „Ich habe es versucht, weil ich es für eine wenn auch
unwahrscheinliche Möglichkeit hielt. Die ich danach dann von der Liste der
Möglichkeiten strich.“
    „Vielleicht hast du was falsch gemacht?“
    „Was hätte ich richtig machen sollen? Was habt ihr richtig gemacht?“
    „Vielleicht war es nicht die richtige Stelle?“
    „Doch.“
    „Es gibt also richtige Stellen!“
    „Vielleicht.“
    „Warum bist du auf einmal so einsilbig?“
    „Es gibt dazu nicht mehr zu sagen. Mir ist klar, dass
das nicht gerade ermutigend für dich ist. Aber ich fand immer die Theorie
wahrscheinlicher, nach der die Übergänge durch irgendetwas unpassierbar
geworden sind. Deshalb hat mich dieser Fehlschlag nicht besonders überrascht.“
    „Wo war das?“
    „Es – es gab einen einzigen Anhaltspunkt“, stotterte
er. „Im Salkurnikon wird ein Ort namens Éllambru genannt, an dem ‚die Brogor
sich von ihren Toten verabschiedeten und man hinüber sehen kann’, so
steht es da. Den Éllambru-See hab ich ja vorhin schon erwähnt. Vor dem Dunklen
Zeitalter war das ein großes Feuerfeld in Orolo.“
    „Feuerfeld?“
    „Ja, eine Fläche voller rauchender Löcher, heißer
Quellen und so was. Im Dunklen Zeitalter brach dort die Erde ein und spie
Feuer, wie ein großer Vulkan. Heute ist da der See.“
    „Und da hast du einen Übergang gefunden? Richtig – du
hattest ja schon einen Anhaltspunkt! Die Gohsen, die dort zuckend eingegangen
sind!“
    Sie hatte also doch zugehört. „Stimmt. Und im
Gegensatz zu allen Treibsandfeldern, die ich später untersucht habe, hatte das
Zucken dort einen bestimmten Rhythmus. Verstehst du, das war die einzige
Stelle, wo mir das jemals begegnet ist.“
    „Und zusammen mit dieser Textstelle hast du das dann
so gedeutet, dass es da vielleicht andersherum läuft – dass Salkurning da in
eine andere Welt hineinragt?“, fragte sie gespannt.
    „Der Éllambru ist auf jeden Fall ’ne besondere
Gegend.“ Er wollte ausweichen, wollte ihr auf keinen Fall von dem Erlebnis
erzählen, das er ein paar Jahre nach der Gohsen-Sache im See gehabt hatte.
Vielleicht konnte man es überspringen. „Ich war so sicher, dass da was dran
sein musste! Als ich dann das Fluido hatte, hab ich also auch den See
abgesucht. Die Stelle, wo der Ausschlag am stärksten war, lag mittendrin.“
    „Klingt nach einer interessanten Versuchsanordnung.
Was hast du gemacht, um es auszuprobieren? Bist du reingesprungen?“
    Wieder nickte er. „Und getaucht.“ Er sah an ihr
vorbei. Die Erinnerung war ihm heute noch unbehaglich. „Genau in die Stelle
hinein. Ich bin so tief und so lange getaucht wie ich konnte. Und dann bin ich
wieder aufgetaucht. Und war immer noch im See. Und beim zweiten Versuch lief es
genauso. Nach dem dritten habe ich es drangegeben.“ Es war auf jeden Fall
klüger, die Details seines allerersten Tauchgangs – der im Übrigen lange vor
dem Fluidometrion stattgefunden hatte – auszulassen. Die hätten sie nur
verwirrt. Hätten ihr vielleicht falsche Hoffnungen gemacht. Er war damals
einfach nur ziemlich betrunken gewesen. Da war nichts in dem See. Das hatten
die späteren und ganz und gar nüchternen Tauchgänge dann ja auch bestätigt. „Da
ging es nirgendwohin.“
    Sie hatte ihn wieder nicht aus den Augen gelassen. „Du
verheimlichst mir was. Ich hab das vorhin schon gemerkt. Irgendwas ist mit
diesem See.“
    Dazu sagte er vorsichtshalber nichts. Tat so, als
müsste er sich auf die Straße konzentrieren. Dieser Blick konnte einen in den
Wahnsinn treiben.
    „Weißt du was? Wir schließen einen Pakt“, fing sie
dann plötzlich wieder an. „Ich erzähle dir alles, was du über unsere Welt
wissen willst – unter besonderer Berücksichtigung der Flugapparate! – sobald du
uns zu diesem Éllambru-See gebracht hast und uns zeigst, wo wir suchen müssen.
Wo du damals etwas gefunden hast! In Ordnung?“
    „Ganz ehrlich, ich weiß nicht … ich glaube nicht, dass
es da was zu finden gibt.“
    „Du musst uns nur hinbringen. Wenn es nicht klappt,
dann fährst du weiter zu diesem Emberlend, und wir suchen auf eigene