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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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einen
konstanten Umriss – eine Frau! Eine riesige Frau … als hätte man einen Körper
in winzige Stücke zersprengt, die nun langsam immer weiter auseinanderdrifteten
… und alle ein Eigenleben führten … so furchtbar traurig …
    Ich will das nicht sehen! Und schon gar nicht –
    Zu spät. Links von ihm blinkt es silbrig auf in der
Sonne: die Metallrinne, die aus dem wimmelnden Hügel nach unten führt. Da kommt
es schon, erst ein dünnes rotes Rinnsal, dann ein ganzer Schwall, dunkel,
pulsierend, im Takt mit den sich windenden Fetzchen. Irgendwo da drinnen hat
eine langsame Foltermaschine ihre Arbeit aufgenommen.
    Als er es endlich schafft, den Blick von dem
dampfenden Blut in der Rinne zu heben, hat ihn der Berg schon fast erreicht.
Wenn er die Hand ausstreckt, kann er hineingreifen in die Wolke aus zuckenden
Fleischklümpchen. Dann hüllt sie ihn ein, der Geruch, die Laute, die aus dem
Innern hervordringen – ein Grauen. Trotzdem muss er weiter, da ist irgendein
Vorhang, weiß und dünn wie ein Schleier –
    Übergangslos ist er jenseits davon, kniet auf einem
breiten Bett, über das honigblondes Haar ausgebreitet ist wie eine Decke. Sie
mitten darauf, Orla, die er vor Gier am liebsten verschlingen will. Orla ist
das, und jetzt bewegen auch sie beide sich im Rhythmus der Dinger da draußen …
und bestimmt ist es sein Blut, das dort fließt, ihm abgezapft, aus ihm
herausgewrungen, denn schlimmer als der Schmerz ist nur noch sein Verlangen
nach ihr … wenn er nur in ihr sein kann, wenn es nur nicht aufhört, dann ist
alles andere egal!
    Die Schleier um ihn herum – wehende Moskitonetze?
Plötzlich bemerkt er, dass sie nicht allein sind, erkennt hinter den Netzen
flatternde Stoffbahnen, wie Zeltwände, und daran aufgereiht Leute, die alle
geduldig darauf warten, dass der Hakemi Zeit für sie hat. Das kann ihn nicht
bremsen, nichts kann das, nicht einmal das Entsetzen, das sich über seiner Haut
ausbreitet wie ein Frost, denn sie wird sterben, und er will mit ihr zerfließen
in all diesem Blut. Und dann kommt er, und er sieht sie an, während die Lust
noch wie abflauende Krämpfe durch seinen Körper geht, und da ist es nicht mehr
Orlas Gesicht, da blickt er in die blassen Augenschlitze voll schwelender,
fremdartiger Lüsternheit, in die er am Nachmittag gesehen hat –
    Ein katzenhafter Entsetzensschrei machte dem ein Ende.
Alles dunkel. Stroh an seinem Mund, in dem immer noch ein Rest des Schreis zu
stecken schien. Der Schlafsack wie ein Knoten um seinen Bauch. Sein Herz raste,
er bekam kaum Luft. Irgendwo in der Dunkelheit ein Rascheln und Krachen.
    „Ah sikka !“, schnauzte jemand. „Verdammt,
kannst du’s dir nicht wenigstens leise machen?!“
    Halfast. Peinlicher ging’s wohl nicht mehr. Hatte er
etwa auch Orlas Namen laut gesagt? Warum kriegte er diesen verdammten
Schlafsack nicht von sich?! Weil seine Finger zitterten, sein ganzer Körper
zitterte, verflucht, was sollte das werden – etwa ein neues Zeitalter der
Albträume? Diese Augen! Er konnte sie immer noch sehen. Gott, wieso träumte man
nur so einen perversen Scheiß!
    Endlich kriegte er die Schnüre auf, mit denen der
Schlafsack an einer Seite zugebunden war. Es wurde ein bisschen besser. Mann,
noch mal in diese Augen zu sehen, und das im Schlaf … und es hatte sich so
angefühlt, als wäre das Ding von außen in seinen Traum hereingekommen, als
hätten sich die Augen durch den Traum gebohrt, um ihn noch einmal anzustarren. Hat
gewartet, bis ich schlafe, weil sie es am Tag nicht geschafft hat!
    Na klar. Das kommt davon, wenn man zum Abendessen
Frösche isst. Ich muss mich jetzt mal wieder einkriegen. Empusen gibt es nicht.
Frag dich lieber, was mit dieser Orla ist!
    Er war sich nicht sicher, ob er das wollte. Schon der
Gedanke an diesen Teil des Traumes weckte wieder Prickeln und Ziehen – im Moment
alles andere als angenehm.
    Woher kenne ich sie? Die Haare … okay, wie Karen.
Karen, bevor sie ihr Haar blödsinnigerweise abgeschnitten hat. Hätte mir früher
auffallen können, aber es war ja nicht nur das. Es war nicht so, dass sie mich
an jemanden erinnert hat. Ich hab sie wiedererkannt . Das ist ja wohl was
anderes. Und sie hat mich auch erkannt. Die wusste doch sogar meinen Namen!
Könnte sie von den anderen gehört haben, sicher, aber mir kam’s fast so vor,
als hätte sie mich erwartet. Verrückt, dass die anderen denken, sie wäre stumm. Padauni – das war das Wort: anders. Nicht ganz richtig. Padauni –
das klingt beinahe

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