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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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irgendwie beschädigt. Wenn er
bloß seins nicht im Bus liegengelassen hätte!
    Der Hang links von ihnen stieg immer höher an, mit
immer steileren Abbrüchen, wo sich Baumwurzeln an grauen Felsrippen festklammerten,
die aus dem braunen Waldboden hervorstießen. Das war kein Hügelchen mehr, das
sie vielleicht übersehen hatten, als sie gestern hierhergefahren waren! Er
erinnerte sich genau , wie flach das Land um South Ockendon ausgesehen
hatte.
    Carmino blieb stehen. „Da oben! Da läuft Wasser über
die Steine, seht ihr das?“
    „Willst du’s ablecken oder was?“
    „Ich hab jedenfalls wahnsinnigen Durst. Wir könnten da
raufklettern und was trinken. Und ich wette, dass du in dem hässlichen Sack da
auch irgend ’ne Flasche hast! Leer, natürlich!“
    „Und wenn?“
    „Super! Her damit! Ich klettere rauf und hole Wasser
für alle!“
    „Hallo, Blödmann – im Gegensatz zu Mittelerde ist
Bachwasser auf unserem Planeten meistens irgendwie verdreckt! Willst du hier
auch noch das Scheißen kriegen, während wir in der Gegend rumrennen?“
    „Willst du lieber wegen Dehydrierung umfallen, mitten
im Wald? Also, ich trag dich jedenfalls nicht!“
    „Wow, wo hast du denn dieses Wort aufgegabelt? Im
letzten Spiderman-Comic?“
    „Rück endlich die Flasche raus! Du musst ja nichts
trinken!“
    Sekunden später kletterte Carmino mit einer leeren
Colaflasche (eigentlich ein Wunder, dass sie die noch nicht in die
Gegend geschmissen hat, dachte James) zwischen Wurzeln und rollendem Gestein
den Hang hinauf bis zu den Felsrippen, über die ein spärliches Rinnsal floss.
Es musste direkt wieder in der Erde versickern, denn weit und breit war nicht
der kleinste Bach zu sehen.
    James folgte ihm mit gierigen Blicken. Beim Gedanken
an Wasser zog sich sein Mund zusammen. Er hätte jetzt ohne Zögern auch direkt
aus einem Bach getrunken.
    „Dauert ’ne Weile“, rief Carmino zu ihnen hinunter.
„Das tröpfelt nur!“
    Es schmeckte erdig, aber es war kalt und wunderbar.
Selbst Pix trank schließlich ihre Portion. Danach füllten sie die Flasche noch
einmal und gingen etwas munterer weiter. Die baumbestandene Höhe neben ihnen
flachte in den folgenden zwanzig Minuten allmählich ab. Und ein Geräusch drang
an ihre Ohren, das lauter wurde, je weiter sie kamen.
    „Autos“, meinte Carmino. „Der Motorway! Jetzt sind wir
bald da!“
    „Das ist ’ne Baustelle unten auf der Straße“, sagte
Pix, offenbar nur um Carmino zu widersprechen. „Oder ein Bauer mit so ’nem
Monstermäher.“
    „Mitten im Wald?“
    „Ach, was weiß ich. Ich bin nur nicht so blöd zu
glauben, dass da vorne jetzt plötzlich die Autobahn auftaucht!“
    „Na, auf jeden Fall hört der Wald auf!“ Carmino
deutete triumphierend nach vorne: Hundert Meter voraus lichteten sich die
Bäume, helles Sonnenlicht fiel auf den Weg und auch zwischen den dünnen
Stämmchen hindurch.
    „Der Scheißwald ist zu Ende!“, seufzte Pix und blieb
schnaufend stehen. „Wurde auch Zeit!“
    Es war genau neun Uhr neunzehn, als sie den Waldrand
erreichten und in die blendende Augustsonne hinaustraten. Die Hitze fiel wie
ein Hammer auf sie herab. Und nicht nur die Hitze.
    „Wokenduna Hall haben wir dann wohl verpasst“,
bemerkte Pix, aber ihr Sarkasmus klang unsicher.
    Eine Autobahn war auch nicht zu sehen. Stattdessen
erhob sich vor ihnen eine grüne Wand aus übermannshohen Schilfwedeln. In der
heißen Luft darüber waberte Feuchtigkeit, die vom schwarzen Boden aufstieg.
    „Scheiße“, sagte James leise. Solche Schilfpflanzen
hatte er noch nie gesehen, jedenfalls nicht in England, nicht außerhalb des
Fernsehers. Zwischen Wald und Schilf lag ein Streifen gerodeter Waldboden, von
alten Wurzeln und Stümpfen durchsetzt, überwuchert von Schösslingen, Farn und
Dorngestrüpp. Die Schilfpflanzen – wenn es denn Schilf war – standen in
schnurgeraden Reihen, die sich über den ganzen Abhang erstreckten. Unten war
das gelbe Band der Straße zu sehen. Jenseits davon setzte sich das flirrende,
silbrige Grün fort.
    „Angepflanzt. Felder.“ Pix hatte immer noch nicht
wieder zu ihrem natürlichen Zetern zurückgefunden. „Wie ich gesagt hab!“
    „Und wer baut so ein Zeugs an?!“, fragte Carmino. „Und
ein Traktor oder so was ist das auch nicht! Hört doch mal!“
    Man konnte es gar nicht überhören. Das Geräusch, das
während der letzten zehn Minuten im Wald immer lauter geworden war, zerfiel
hier draußen in das unablässige Raatsch-raatsch von Millionen

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