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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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von
Insekten. Es erfüllte die Luft mit einem Tosen, das James einen Moment lang
nach Luft schnappen ließ. Er wollte hier raus ! Wo immer sie auch sein
mochten, er wollte einfach nur raus. Das Unbehagen tief in seinem Bauch, das
sich gestern beim Anblick der Schokopapierchen im Wald geregt hatte, kehrte nun
um ein Vielfaches verstärkt zurück.
    „Wo sind wir, Mann?“, japste Pix. „Die
Wokenduna Gardens – die gehören doch nicht zu so einem Biotop, oder? So was wie
die Lost Gardens of Heligan … oder das Eden Project oder so was?“
    James sah sie verblüfft an.
    „Was glotzt du so blöd? Ich hatte mal ein
Garten-Projekt in der Schule! Aber ich bin verdammt sicher, dass es in der Nähe
von South Ockenkaff keine solche Anlage gibt!“
    „Wie auch immer, ich brauch bald mal ein Klo“,
erklärte Carmino.
    „Gehen wir erst mal zur Straße runter“, sagte James
schwach und wischte sich übers Gesicht. Das war wie in einer Sauna hier. Er
glaubte nicht mehr an die Straße, aber irgendwas mussten sie ja tun. Während
sie neben der Schilfwand zur Straße hinunterstapften, wuchs in seinem Magen ein
seltsames Entsetzen, wuchs rasch an von einem schwirrenden Kolibriflattern zu
etwas, das sich wie ein fetter, um sich schlagender Truthahn anfühlte. Etwas
war da gestern geschehen. Er hatte nicht einmal eine Vorstellung von dem, was
das gewesen sein könnte, aber das Ergebnis war jedenfalls, dass sie London
nicht mehr erreichen konnten – auf dieser Straße nicht und auch auf keiner
anderen. Seine Beine wollten plötzlich streiken. Wir sind in England, wo
sonst!, ermahnte er sich. Reiß dich zusammen!
    „Willkommen auf dem Schilfplaneten!“, sagte Carmino
hinter ihm vergnügt, und wieder einmal überlegte er, wie viel leichter das
Leben als Dreizehnjähriger doch war.
    Die Straße war nur ein festgestampfter, lehmiger Weg
zwischen den Schilffeldern links und den Schilffeldern rechts. Und da standen
sie nun, inmitten eines Schilfmeers, von allen Seiten umgeben von diesiger
Hitze, die Ohren betäubt von den Wogen aus Insektenstimmen.
    Carmino gab nicht auf. „Hey, vielleicht sind wir im
Irak, Leute! Ich hab Berichte darüber gesehen, ich meine, da an den Flüssen
gibt’s genau das hier: Schilf und Sumpf ohne Ende!“
    „Halt doch bloß mal die Klappe!“, zischte Pix. „Wo
siehst du hier einen Fluss?!“
    „Also, England ist das hier jedenfalls bestimmt nicht!“,
gab er entschieden zurück.
    „Ich glaub, ich muss gleich kotzen –“
    „Könnte das Wasser von vorhin sein. Mir ist auch
irgendwie komisch im Bauch, deshalb –“
    „Jetzt halt endlich die Fresse !“, brüllte Pix
und presste die Hand vor den Mund.
    „Also, ich schlag mich mal eben da ins Schilf.“
    Das riss James endlich aus seiner Schockstarre. „He
Mann, nicht in den Sumpf! Bleib hier, vielleicht ist der Boden da nicht fest!“
    „Vergiss es! Die Stimme der Natur!“, brüllte Carmino
zurück und verschwand zwischen den Schilfpflanzen.
    „Lass dir Zeit“, murmelte Pix und setzte sich auf den
Weg.
    Aber James wäre am liebsten hinterhergerannt. Wenn der
Blödmann jetzt da draußen versackte! Und er war verantwortlich. Er
fühlte die Schweißtropfen über seinen Rücken rollen, sah auf die Uhr,
betrachtete die schwarzen Pfützen zwischen den verdammten Schilfstängeln,
bemerkte Bewegung zwischen den Blättern, aber nicht, was sie verursachte.
Dachte: Irak , so ein Quatsch –
    Wenn er in einer Minute nicht zurück ist –
    „Entspann dich. Der geht schon nicht unter. So viel
Glück haben wir bestimmt nicht.“
    Der Weg verlief zwischen diesen Feldern, bis er sich
mit einer Kurve den Blicken entzog. Wohin?
    Die Minute war längst um. Verflucht, was ging es ihn
eigentlich an! Aber er hatte die beiden nun mal am Hals.
    „Carmino? Alles klar?“
    Das Mädchen sah entnervt zu ihm auf. „Der kommt schon
wieder! Lass dir lieber mal was einfallen, wie wir von hier wegkommen.“ Da saß
sie, genauso stumpf und fett und unverschämt wie gestern in den Gärten. Sie
hatte nicht die Absicht, selbst etwas zu tun. Schließlich hatte sie ja nicht
darum gebeten, auf Erden zu wandeln, richtig?
    „Scheißheiß hier“, sagte sie und fasste die langen
schwarzen Haarsträhnen im Nacken zusammen, nur um sie direkt wieder
fallenzulassen. Typische Tussi-Geste. Das Pentagramm an ihrem Hals blinkte
träge.
    Gerade als er beschloss, dass Carminos Sitzung jetzt
endgültig lang genug gedauert hatte, sahen sie ihn zwischen den Schilfreihen
heransprinten. Das

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