Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
Stunde hatte er sie geradezu
verschlungen mit seinen Küssen – war in ihr hochgegangen wie eine Rakete, um es
mal genau zu sagen – und jetzt stand er da und sah aus, als wollte er sie mit Onska
Walker ansprechen.
    „Es wird dir nichts tun“, spottete sie. „Es ist nur
ein Bett.“
    Und da wurde er wahrhaftig auch noch rot, inzwischen
konnte sie die Anzeichen dafür selbst im schwindenden Tageslicht noch erkennen.
Er wusste nicht, wo er hinsehen sollte, und auf einmal schämte sie sich.
„Entschuldige. Vielen Dank für dieses Zimmer, mir gefällt es nämlich.“
    Draußen ertönte ein langgezogenes Tuten, ein rauer,
durchdringender Ton, der sekundenlang in der Gasse nachzuschwingen schien.
    „Der erste Xandrus. In Fasme wird nicht geläutet. Hier
warnt der Jäger beim Einbruch der Dämmerung mit der Xandrule. Wenn du diesen
Ton nachts hören solltest, dann sieh zu, dass das Fenster fest verschlossen ist
und –“ Er sah sich suchend um und nahm dann den kleinen blauen Holzschild auf,
der an der Wand gelehnt hatte. „Gut. Dachte schon, den hätten sie auch
vergessen!“
    Sie war zu dem Fensterchen hinübergegangen, das wie
mit einem Locher aus der dicken Mauer herausgestanzt wirkte. Weil die Tünche
abgeblättert war, konnte man hier die genaue Zusammensetzung des Mauerwerks studieren:
viele Schichten bröckelnder Lehmputz über einem Kern aus Holzbalken und
Strohballen. Fensterglas gab es nicht, nur ein feines Netzgewebe aus weißem,
scharf riechendem Garn. Sie beugte sich hinaus. Draußen leuchteten die Laternen
jetzt hell durch die graue Dämmerung herauf. Rechts war das untere Ende eines
Schellenbaums zu sehen, seine Bänder trieben im Windzug. Über den flachen
Hausdächern war der Himmel aschegrau und leer. Am Haus gegenüber flammten
mehrere der steinernen Fratzengesichter gleichzeitig auf. Frauen mit Anzündern
an langen Stangen standen unten auf der Straße, eine beugte sich aus dem
Fenster und rief etwas zu den anderen hinunter.
    „Sie zünden die Schrecker an – die Fratzen, meine ich.
Da sind Palintekerzen drin.“ Dorian stand hinter ihr und sah über ihre Schulter
hinaus. „Und jetzt lass mich das Fenster schließen.“
    Sie sah sich zu ihm um und trat dann zur Seite. Er
hielt den unnahbaren Blick immer noch durch.
    Ich wünschte, er wäre aus London, von drüben
jedenfalls – einer auf meiner Wellenlänge, dachte sie. Und er würde hier bei
mir bleiben für diese Nacht … und ich wünschte, es gäbe keine Ehefrau da im
Hintergrund seines Kopfes.
    Unbehelligt von ihren Gedanken setzte er den Deckel in
die Öffnung und befestigte ihn mit Riegeln. Danach murmelte er irgendetwas über
die Palintekugel, und weg war er.
    Sie schleuderte den Spitzhut in eine Ecke, setzte sich
auf das Bett, warf die Weste von sich und ließ sich hintenüberfallen.
    So lag sie noch da, als das zweite Tuten erklang und
Dorian wieder hereinkam. Er trug den Korb mit den restlichen Vorräten, ein
Tablett mit einer dampfenden Kanne nebst Teebecher, und um den Hals hatte er
sich eine Kugel aus durchbrochenem Metall gehängt.
    Erleichtert setzte sie sich auf. „Dachte schon, du
wärst gegangen.“
    „Dieser slago hat so rumgetrödelt mit der
Kugel, dass ich das lieber selbst mache“, erwiderte er und setzte das Tablett
auf der Bank ab. „Hier, ich dachte, das ist vielleicht ganz gut nach all dem
Staub.“ Dann machte er sich daran, die Kugel am Leuchter zu befestigen. „Ein
Pack ist das! Ameisenfresser! Diese Stadt wurde von Graicos gegründet, und
jetzt tun die hier so, als wär ihr Gasthaus zu fein für Treibser!“
    Ein starker, frischer Duft nach Minze und Orange zog
von der Kanne durch den Raum, und dann auch der Geruch von Palintegrus, den sie
schon von der Kugel in seinem Wagen kannte.
    „Danke für den Tee. Und für alles andere!“ Sie stand
auf und ging zu ihm, der jetzt an der Tür lehnte. „Dorian, willst du denn
wirklich im Wagen übernachten? Das ist doch Quatsch!“ Sie nahm seine Hand, und
notgedrungen sah er sie endlich an. Er lächelte sogar ein bisschen, gerade so
viel, dass sie seine Eckzähne sehen konnte.
    „Ist schon richtig so“, sagte er. „Sieh zu, dass du
eine angenehme Nacht hast. Kümmere dich nicht um irgendwelche komischen
Geräusche von draußen, das Haus ist sicher, ich hab mich eben noch mal umgesehen.“
    Lass das, was du da vorhast!, dachte sie. Bleib
einfach hier.
    „Gute Nacht“, sagte er, und sie fühlte, wie er seine
Hand für einen Moment sanft und unentschlossen in

Weitere Kostenlose Bücher