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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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weiter, plötzlich in panischer Furcht, das
Spiegelbild könnte auch noch zu reden anfangen – womöglich mit ihrer Stimme. Oh verdammt ! Das Ding hielt sich unbeirrt neben ihr. Und jetzt?!
    Sogar das Rascheln der Bastweste konnte man hören!
Diese andere Person trug die gleiche Kleidung wie sie! Und sie starrte sie an,
mit ihren eigenen Augen! Sie nahm das von der Seite her wahr, bevor sie ihre
Augen entschlossen auf den Gelichterjäger richtete, der immer noch da vorne
ging … in den Schatten zwischen zwei Laternen verschwand … im Lichtkreis der
nächsten wieder auftauchte. Seine Schritte hallten durch die Gasse … man könnte
ihn rufen –
    Sie musste einfach noch einmal hinsehen. Ja. Es war,
als sähe man in einen Spiegel. Und jetzt nahm das Spiegelbild sogar den Hut ab
und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, genau, wie sie das auch immer tat. Unheimlich
war das. Es sah so unglaublich echt aus – sie konnte förmlich hören, was diese
Kate dort in der Nacht umtrieb – dasselbe wie sie selbst: Eifersucht –
zumindest ein Anflug davon. Lächerlich, aber wahr. Sie wollte nicht, dass
Dorian die Nacht bei irgendeiner Nutte verbrachte.
    Die andere grinste sie an, als hätte sie ihre Gedanken
genau gehört.
    Jetzt gibt’s mich zweimal, dachte sie schaudernd. Wie
war das – im Film ist das immer das böse Ich, das sich plötzlich selbstständig
macht, oder?
    Wie zur Antwort hob die andere Kate die Hand und legte
Mittel- und Zeigefinger gespreizt unter ihre Augen – es sah idiotisch aus, und
das machte sie jedenfalls nicht – und zog die Unterlider nach unten und
glotzte sie an.
    „Hau ab“, sagte Kate. „Verpiss dich einfach, okay?“
    Ich seh nicht mehr hin. Lass das Ding einfach
rumhampeln.
    Was nicht so einfach war, weil Kate Nummer zwei
plötzlich vor ihr herging und ihr den Weg versperrte. Sie ließ sich auch nicht
überholen.
    Sie hatte es satt. Sie wollte den Jäger erreichen,
bevor der in die nächste Straße abbog.
    „Lass mich vorbei. Verzieh dich!“ Mit diesen Worten
packte sie ihr Ebenbild an der Schulter und wollte es beiseiteschieben – fühlte
etwas wie brüchiges Sackleinen, aber nicht ganz – es war, als könnten ihre
Finger etwas wahrnehmen, das mehr Geräusch war als Materie. Schwindel erfasste
sie. Sie sah ihr eigenes Gesicht auf sich herunterblicken und merkte auf einmal,
dass sie auf der Straße saß.
    Jemand redete zu ihr, aber sie konnte nicht wegsehen
von dem Gesicht, das sich jetzt veränderte – nicht spektakulär, mit klaffenden
Wunden und Eiterbeulen und platzenden Augen oder so, es wurde nur älter. Die
Wangen erschlafften und der Mund, die Augen wurden müde und klein, alles ein
bisschen fetter, konturenloser, und das Haar wurde weiß.
    Und dann zischte etwas, wie Fleisch, das man in eine
heiße Pfanne wirft, und ein hohles Sirren kam aus dem schlaffen, jetzt
zahnlosen Mund – und dann war sie weg, die andere Kate.
    „Onska! Hören Sie mich? Alles in Ordnung mit Ihnen?“,
drang die besorgte Stimme endlich zu ihr durch. Eine noch sehr junge männliche
Stimme. Jemand zog sie auf die Füße, und sie atmete tief ein, als wäre sie
lange getaucht.
    Es war der Jäger. Er hielt einen Stab in der Hand, der
am Ende in zwei glänzende Zinken auslief – eine Dikrana, erinnerte sie sich.
Die Zinken rauchten, und irgendetwas klebte auch noch daran –
    „Alles klar.“ Verdammt gut, die eigene Stimme aus dem
eigenen Mund zu hören! „Ich hab keine Ahnung, was passiert ist –“
    „Der Spiegler ist weg, keine Sorge. Aber Sie sollten
wirklich nicht allein hier draußen sein um diese Zeit! Und ganz ohne Schutz!
Wohin wollen Sie denn? Ich werde Sie begleiten!“ Er schlug das Netz von seinem
Gesicht zurück und lächelte – ein Gesicht, das noch nicht aus dem Teenageralter
heraus war. „Ich bin Gelichterjägeranwärter Jeroen Baines und leiste zurzeit
mein erstes Dienstjahr in Fasmechora ab.“
    Gott, es war wirklich gut, wieder auf den Füßen zu
stehen! Sie lachte, vor allem vor Erleichterung, aber auch, weil das alles doch
wohl nur ein irrer Traum sein konnte. „Ich suche meinen Mann“, erklärte sie mit
einem letzten Kichern. „Wenn Sie mir sagen können, wo hier das Honighaus ist?“
    Der Junge zuckte zusammen und bemühte sich vergeblich
um eine neutrale Miene. „Oh, äh –“
    „Er meint’s nicht böse.“ Sie verbiss sich das Lachen,
das immer noch aus ihr herausplatzen wollte. „Können Sie mich hinbringen?“
    „Klar. Ich meine – ja, äh – der – der

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