Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
Delta?“
„Nein. Nicht in dieser Funktion jedenfalls. Ich
dachte, Dagomar hätte Sie vorbereitet! Wir handeln im Auftrag von Emberlend.
Emberlend braucht Köpfe wie den Ihren! Und jetzt nehmen Sie sich endlich ein
Stück vom Braten, mein Junge!“
Emberlend !
Seine angstvolle Hoffnung hatte ihn nicht getrogen! Emberlend wollte ihn haben!
Keine Rede mehr davon, dass sie ihn vor drei Jahren nicht einmal einer Antwort
auf seinen Bewerbungsbrief für würdig befunden hatten. Oder davon, dass er dann
drei Tage hintereinander im Stammhaus in Orchrai vergeblich darauf gewartet
hatte, vorgelassen zu werden und sich zumindest vorstellen zu dürfen! Vergessen
und vergeben! In diesem Moment hätte er alles verziehen – na ja, so ziemlich
alles jedenfalls. Emberlend bot ihm eine Stellung an! Wollte Flugschiffe von
ihm!
Das war’s dann mit dem Sikkabit -Inglewing!,
dachte er, und das Gebrodel aus widerstreitenden Gefühlen glättete sich mit
einem Mal unter einem goldenen Strom des Triumphs.
„Seht ihn euch an – er grinst wie ein
Honigkuchenpferd!“, lachte Michaelius. „Und die Sprache hat es ihm auch
verschlagen!“
„Dann dürfen wir wohl annehmen, dass er wunschlos
glücklich ist! Hören Sie, Dorian? Wir haben ein Empfehlungsschreiben aufgesetzt
– das Präfekt Oswiu und Präfekt Liripine vor dem Ende dieses Abends bestimmt
auch noch unterschreiben werden. Damit sollten Sie sich baldmöglichst in
Orchrai vorstellen. Sie können davon ausgehen, dass Sie dieses Mal vorgelassen
werden.“
Er verzieh Larkish sogar das spöttische, wissende
Lächeln, das diesen letzten Satz begleitete. Er war wunschlos glücklich
in diesem Moment. Und es war in diesem Moment, dass er für sich entschied, die
Fluidum-Forschung für die nächste Zeit erst einmal beiseitezulassen. Man konnte
nicht alles haben auf der Welt.
„Nachdem Ingleback nun also einen neuen Arbeitgeber in
Aussicht hat“, sagte Oswiu und erhob sich mit Mühe über seinen Tellerrand, „und
Sebastian weiß, wohin er seine Leute bringen kann, wenn es Asche regnet – da
könntest du uns doch jetzt mal was über die Kallisti erzählen, Johann!
Ich platze vor Neugier, vor allem, weil’s so deutlich ist, dass du nicht
darüber reden willst!“
Ein guter Themenwechsel, fand Dorian, und nicht nur,
weil er von ihm ablenkte.
„Es heißt, ein Ghistriarde ist in der Stadt, ist das
richtig?“
„Ich habe das auch gehört“, bestätigte Liripine. „Und
ich nehme an, dass das mit diesem Schiff zu tun hat.“
„Na sicher hat es das!“, grunzte Oswiu. „Ist es
übrigens wirklich de Braose, Johann?“
Michaelius nickte nur. Er war über den Themenwechsel
sichtlich nicht erfreut.
„Dann wünsche ich euch bloß, dass ihr ihn auch wieder
loswerdet!“, meinte Oswiu. „Ich war immer verdammt froh, dass Tistekilsi ihn
nie nach Orolo geschickt hat!“
„de Braose? Ich bin sicher, dass ich den Namen schon
gehört habe … aber mir fällt im Augenblick nicht ein, in welchem Zusammenhang.“
„Bestimmt hast du das, Sebastian. In Gassa hat er
jahrelang allen die Hölle heiß gemacht. Nicht gerade ein gern gesehener Gast,
so viel ist sicher. Unbeirrbar und unerbittlich. Wenn der sich einmal in eine
Sache verbissen hat, dann bringt er sie auch zu Ende.“
„Die Gerechtigkeit scheint ihm ein persönliches
Bedürfnis zu sein“, brachte Michaelius das in diplomatische Form.
„Als junger Mann war er einige Jahre als Sekretär des
Beraters bei Hof – es heißt, dass sie ihn von dort abberufen mussten, weil
seine Leidenschaft für die Gerechtigkeit auch vor höfischen Interessen und
Geheimnissen nicht Halt machte“, erklärte Oswiu mit einem süffisanten Lächeln.
„Um ihn zu beschäftigen, und vielleicht auch, um ihn von so viel
Gerechtigkeitsliebe zu kurieren, schickte man ihn in die Schlangengrube
Gassapondra. Aber dort regierte er bereits nach wenigen Monaten den ganzen
Sumpf mit eiserner Faust. Und die wurden ihn da nicht wieder los, Tistekilsi
hat ihn acht Jahre dort gelassen.“
„Und dann? In Gassa ist er doch nicht mehr, oder?“
„Nein. In den letzten fünfzehn Jahren oder so hat man
kaum noch etwas von ihm gehört. Er wurde zu gut für die Provinz, das ist meine
Vermutung. Er wird in Ghist in die höheren Ränge aufgestiegen sein.“
„Und was hat er jetzt auf der Kallisti zu tun?
Er ist doch dort, oder?“, fragte Larkish.
„Um die Wahrheit zu sagen – ich warte schon seit dem
Nachmittag auf seine Rückkehr“, sagte Michaelius mit deutlichem
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