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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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überwältigt hat. Mit seinem ganzen Gewicht drückt er sich an mich, während ich in der Tiefe unserer Berührung versinke, die Funken der Erregung durch meinen Körper flackern lässt. In diesem Augenblick gibt es nur noch Jan und mich auf der Welt. Ich würde alles für ihn tun.
    Jäh werde ich aus dem Rausch gerissen, als Jan meine Hände loslässt, einen Schritt zurück macht und mir dabei ein letztes Mal in die Augen schaut.
    Wortlos dreht er sich um, geht den Gartenweg hinunter und setzt sich hinter das Steuer. Er lässt das Auto an und fährt weg, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen. Wie befürchtet sind meine Knie so wacklig, dass ich mich nicht auf den Beinen halten kann und auf der Türschwelle zusammensinke.
    In mir toben widersprüchliche Gefühle. Ich kann mich für den Moment nicht entscheiden, wem der größere Hass gilt. Jan, der mich gegen meinen Willen überwältigt und meine Schwäche ausgenutzt hat, oder mir selbst, die es noch nicht einmal im Ansatz geschafft hat, sich zur Wehr zu setzen und einfach alles mit sich geschehen ließ.
    Er hat knallhart meine Hormone gegen meinen Verstand ausgespielt. Wer gewonnen hat, muss ich nicht näher erläutern. Ob das eiskalte Berechnung seinerseits war?
    Ich fürchte schon, denn er hat – im Gegensatz zu mir – zu keiner Zeit die Kontrolle verloren. Er ist für mich absolut undurchschaubar. Das übt einerseits einen gewissen Reiz aus, andererseits macht es mich verrückt.
    Wieso hat er den Kuss so plötzlich abgebrochen? Warum hat er mich überhaupt geküsst, obwohl doch offensichtlich war, dass ich das nicht wollte? Hatte er von Anfang an geplant, dass der Abend so endet? Die ganze Zeit über war er ein echter, wenn auch wortkarger, Kavalier. War alles nur eine Farce? Zeigte er eben sein wahres Gesicht? Oder wurde er von der Leidenschaft überwältigt?
    Lächerlich. Dazu war sein Angriff viel zu systematisch ausgeführt. So küsst man nicht mit vernebeltem Verstand.
    Ich bin verdammt wütend auf ihn. Wie konnte er meine körperliche Reaktion auf ihn dermaßen ausnutzen? Andererseits scheint die Chemie zwischen uns zu stimmen, dessen bin ich mir mittlerweile sicher. Wozu brauche ich mit jemandem, der so küssen kann, noch eine emotionale Bindung?
    Energisch schüttle ich diese oberflächlichen Gedanken ab und ziehe mich am Türgriff hoch. In meiner Tasche krame ich nach dem Schlüssel und versenke diesen beim fünften Zielversuch erfolgreich im Schloss. Völlig neben mir taumle ich die Treppen hoch, putze meine Zähne und falle ins Bett, wo ich erschöpft einschlafe.

***
    Sehr schnell fand ich heraus, wie ich die neu entdeckte Kraft zu meinem Vorteil einsetzen konnte. Wenn ich an etwas Gefallen fand, so nahm ich es mir, ohne dabei die Konsequenzen fürchten zu müssen.

12
    Versöhnt
    Am nächsten Morgen fühle ich mich nach wie vor völlig ausgelaugt und spiele kurz mit dem Gedanken, mich im Bett herumzudrehen und daheimzubleiben. Andererseits steht eine lange Aussprache mit Viv auf dem Programm. Zwar kann ich verstehen, dass sie verängstigt ist und die Sorge hat, ich könnte in ihrem Kopf herumstöbern, trotzdem bin ich ihre beste Freundin. Wir haben uns bisher immer alles anvertraut. Ich will nicht zulassen, dass wir uns entfremden und ich dadurch riskiere, sie zu verlieren. Außerdem muss ich ihr dringend vom gestrigen Abend erzählen, denn damit werde ich alleine definitiv nicht fertig.
    Nachdem ich mich wahllos an meinem Kleiderschrank bedient habe – ich bete, dass mir Jan nicht über den Weg läuft, und zwar nicht nur aufgrund meines Outfits – führe ich eine kurze Unterhaltung mit meiner Mutter. Sie fragt, ob ich gestern einen schönen Abend hatte.
    Ja, auf die ein oder andere Weise kann man das schon sagen.
    Nachdem ich meine Schulsachen kontrolliert und im Stehen zwei Toasts hinuntergeschlungen habe, mache ich mich auf den Weg zur Schule.
    Viv wartet bereits an der Eingangstür und überfällt mich mit einem Schwall von Worten. »Es tut mir leid! Ich habe vorgestern dermaßen bescheuert reagiert! Und dass ich dir gestern die kalte Schulter gezeigt habe, war echt nicht in Ordnung. Es war so erschreckend, als du ganz nebenbei erwähntest, dass du Denise deinen Willen aufgezwungen und in ihren Kopf geschaut hast. Oh nein! Ich fange schon wieder an. Entschuldige! Du bist meine beste Freundin, und ich vertraue dir. Es tut mir unendlich leid, dass ich dich ausgerechnet vor der Verabredung mit Jan hängen ließ. Ich konnte die ganze

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