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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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Handgelenk entlang, lächelt mich an und geht. Bewegungslos stehe ich da und schaue ihm hinterher, während ich warte, dass sich mein Herzschlag wieder auf ein normales Maß reduziert.
    Als Viv kurz vor Stundenbeginn von ihrem Kopiermarathon zurückkehrt, findet sie mich völlig fertig auf meinem Platz vor. Leider habe ich keine Gelegenheit, ihr von meinem schlimmen Verdacht zu erzählen. Der Lehrer winkt sie direkt nach vorne. Sie soll die Stunde mit ihrem Vortrag eröffnen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich kein einziges Wort wahrnehme, das sie im Verlauf ihres Referates sagt. Stattdessen ergehe ich mich in unguten Gedanken, durchbrochen von Selbstvorwürfen.
    Innerhalb der letzten Wochen passierten zwei Dinge:
    Ich entdeckte meine Fähigkeit.
    Jan wurde auf mich aufmerksam.
    Bisher habe ich diese beiden Sachverhalte nicht miteinander in Verbindung gebracht. Wie konnte ich das übersehen?
    Die ganze Zeit über hatte Jan nur Verachtung für mich empfunden, und auf einmal interessiert er sich für mich? So sehr, dass er sogar unmittelbar mit Denise Schluss macht? Ich habe nicht nur die Beziehung der beiden auf dem Gewissen, sondern auch dafür gesorgt, dass mir Jan zugetan ist. Wie armselig ist das denn?
    Kurz davor, in Tränen auszubrechen, erzähle ich dem Lehrer, mir sei schlecht und ich bräuchte frische Luft. Hektisch flüchte ich auf die Mädchentoilette, wo ich mich in eine leere Kabine setze und meinen Gefühlen freien Lauf lasse.
    Viv, die nach längerer Zeit geschickt wurde, um zu schauen, ob mit mir alles in Ordnung sei, findet mich völlig verheult und aufgelöst vor.
    »Hannah, was ist los? Du sahst schon zu Stundenbeginn besorgniserregend aus.«
    »Es ist diese verdammte Kraft. Hat es dich nicht gewundert, woher Jans plötzliches Interesse stammt? Ich glaube, ich zwinge ihn dazu, mich zu mögen. Der Kuss vorgestern – ich fürchte, er wurde von mir dazu genötigt. Unbewusst. Wie soll ich je wieder Klarheit über mir entgegengebrachte Gefühle erlangen, wenn ich nie weiß, ob diese echt sind oder nicht? Mag mich überhaupt irgendjemand wirklich?« Nun schluchze ich haltlos, während mir Viv beruhigend den Arm um die Schultern legt.
    »Hannah, wir sind schon ewig beste Freundinnen. Lange, bevor du diese Kraft entdeckt hast. Wir mögen uns, weil wir toll miteinander reden und alles teilen können, weil wir gemeinsam Spaß haben und weil wir uns gegenseitig vertrauen. Das ist nichts, was du mit deiner Kraft erreichen kannst.«
    Ich bin mir nicht sicher, nicke jedoch, da ich einfach glauben möchte, was sie sagt.
    »Lass mich weiter über die Sache nachdenken. Ich bin sicher, dass wir eine Möglichkeit finden, damit umzugehen.« Mit diesen Worten nimmt sie meine Hand und zieht mich hinter sich her. Kurze Zeit später sitzen wir wieder im Unterricht, wo ich mit einem Allergieschub mein total verquollenes Gesicht begründe.
    Nach der Schule nimmt mich Viv beiseite.
    »Ich habe eine Idee!«
    »Dir ist tatsächlich etwas eingefallen?«
    »Du musst eine Versuchsreihe starten.«
    Ich schaue sie verständnislos an. »Wie stellst du dir das vor? Welche Versuche soll ich dieses Mal machen?«
    »Probiere an Fremden aus, wie deine Gabe wirkt. Bisher hast du sie erst einmal bewusst bei anderen Menschen eingesetzt. Es wäre denkbar, dass es sich genauso wie bei Gegenständen verhält und du Konzentration aufbringen musst, um etwas zu bewirken. Allerdings«, sie zögert fast unmerklich, »solltest du darauf achten, gewisse Grenzen zu respektieren. Damit will ich nicht sagen, dass du etwas anderes überhaupt in Betracht ziehen würdest.«
    »Viv, du kannst mir vertrauen. Ich war mir bei Denise nicht bewusst, was ich bewirke. Es war eher eine Kurzschlussreaktion aus der Panik heraus.«
    »Das weiß ich. Bitte entschuldige. Keine Ahnung, warum ich das überhaupt gesagt habe. Teste deine Kraft, damit du ermitteln kannst, ob du sie ausschließlich bewusst einsetzt. Dann wirst du zumindest erkennen, dass dich deine Freunde aufgrund deines tollen Charakters und nicht wegen irgendwelcher Zauberkräfte mögen.«
    Das erscheint mir logisch. Leider ist es nicht die Lösung für all meine Probleme.
    »Aber was mit Jan ist, weiß ich noch immer nicht.«
    »Das nicht«, räumt sie ein, »aber du bist dann auf dem besten Weg, es herauszufinden. Wenn ihr euch wieder trefft, musst du dir deiner Gedanken jederzeit bewusst sein, damit du genau weißt, was von ihm kommt und was von dir.«
    Sie hat recht. Zumindest habe ich

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