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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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dadurch den Hauch einer Chance auf ein authentisches Leben.

***
    Die Nutzung der Gabe ist denkbar einfach und funktioniert, indem man Gedankenimpulse sowie mentale Befehle aussendet. Um Irritationen zu vermeiden, sollten diese immer so konkret wie möglich formuliert werden.
    Unter starker emotionaler Belastung könnte es gelegentlich dazu kommen, dass ein unerfahrener Former eine Instruktion ausgibt, derer er sich nicht bewusst ist.
    Nur die Unterdrückung von Gefühlen und ein erhöhtes Trainingspensum können vor solchen Entgleisungen schützen.

13
    Gelenkt
    Ganz in Gedanken versunken mache ich mich auf den Heimweg und überlege, wie ich die von Viv anvisierte Versuchsreihe am schnellsten in die Tat umsetzen kann. Es wäre gut, wenn ich mehr wüsste, bevor ich Jan in der Kaffeebar treffe.
    Zu Hause schlinge ich das Mittagessen herunter und widme mich kurz den Hausaufgaben, sodass ich den Rest des Wochenendes keinen Gedanken mehr daran verschwenden muss. Dann breche ich in Jeans und schwarzem Top zum Einkaufszentrum auf – gestylt genug, um auf Jan einen hoffentlich guten Eindruck zu machen, aber nicht so extrem, dass ich auffallen würde.
    An meinem Ziel angekommen gilt mein erster Blick der Uhr. Noch eine knappe Stunde Zeit, bis ich Jan in der Kaffeebar treffe. Das dürfte zumindest für die ein oder andere Studie am lebenden Objekt reichen. Ich setze mich auf die Mauer des Wunschbrunnens, in welchem Touristen unterschiedlichste Geldbeträge versenken, die ihrem Glück auf die Sprünge helfen sollen, und schaue der vorbeitreibenden Menge zu.
    Blickkontakt ist mein erster Punkt auf der Liste, die ich mir während der Busfahrt überlegt habe. Ich suche nach einer Person, die völlig mit sich selbst beschäftigt ist und nicht das geringste Interesse für mich zeigt.
    Kurze Zeit später werde ich fündig. Eine junge Frau schiebt mit einer Hand einen grauen Kinderwagen, mit der anderen Hand versucht sie ein kleines Mädchen festzuhalten, das im Begriff ist, sich loszureißen. Sie schreit der Kleinen etwas zu, steuert einen ungefähr fünf Meter entfernten Stehtisch an, wühlt hektisch in ihrer Umhängetasche und befördert daraus Milchpulver, eine Thermoskanne sowie eine Babyflasche ans Tageslicht. Sicherlich wird ihre ganze Aufmerksamkeit der Zubereitung der Mahlzeit gelten. Ich beginne, mich zu konzentrieren.
    Sieh her. Na los, dreh dich um! Sieh zu mir.
    Die junge Frau hebt den Kopf und schaut zielstrebig in meine Richtung. Ich bekomme einen derartigen Schreck, dass ich fast rückwärts in den Brunnen falle und senke den Blick.
    Okay, Punkt 1 abgehakt. Während ich die Mutter beobachtet habe, gab es nicht die geringsten Anzeichen mentaler Beeinflussung. Erst in dem Moment, als ich einen ganz konkreten Befehl gegeben hatte, erzielte ich eine Reaktion.
    So weit, so gut. Kommen wir zu Punkt 2.
    Wieder lasse ich meinen Blick schweifen und suche nach einem Testobjekt, welches denkbar wenig Interesse an mir hat. Ein Mann in einem Anzug mit einem Laptop, der gehetzt seine gebratenen Nudeln vom China-Imbiss hinunterschlingt und dabei immer wieder auf den Tasten herumhämmert, erscheint mir als geeigneter Proband.
    Sprich mich an. Lass dein Essen und deinen Laptop am Tisch zurück! Komm her und sprich mich an. Sofort!
    Der Mann erhebt sich und kommt zielstrebig auf mich zu. Er bleibt direkt vor mir stehen.
    »Hallo.«
    »Hi. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja. Nein. Also, ich weiß es nicht...«
    Er tut mir leid, wie er stotternd und total verwirrt vor mir steht. Ich möchte diese unangenehme Situation, an der ich die Schuld trage, nicht unnötig herauszögern.
    »Halten Sie es nicht für leichtsinnig, Ihr teures Notebook allein und unbeaufsichtigt auf dem Tisch stehen zu lassen?«
    Er schaut panisch zu seinem Laptop, dann wieder zu mir und murmelt: »Ja, natürlich. Sie haben recht. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Bitte entschuldigen Sie die Störung.« Mit diesen Worten dreht er sich um und eilt kopflos zum Tisch zurück, wo er seine Sachen in rekordverdächtigem Tempo zusammenpackt. Anschließend sucht er mit einem irritierten Blick in meine Richtung das Weite.
    Versuch Nummer 2 kann ich ebenfalls als Erfolg verbuchen. Bis zum Einsetzen meiner Kraft wusste dieser Herr noch nicht einmal von meiner Existenz.
    Zeit für den finalen Test.
    Ich will gleichzeitig herausfinden, ob ich jemanden zwingen kann, etwas gegen seinen Willen zu tun, und wie stark ich mich konzentrieren muss, damit dieser Effekt eintritt –

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