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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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wenn das überhaupt der Fall sein wird. Und ganz ehrlich: Ich weiß nicht, auf welches Ergebnis ich hoffen soll.
    Wieder schaue ich mich auf der Suche nach einem Opfer – das ist die einzig treffende Bezeichnung – um. Kurz darauf sehe ich einen Jungen meines Alters, der gerade das Handy zurück in den Rucksack steckt. Ansonsten scheint er keine weiteren technischen Geräte bei sich zu haben. Perfekt. Im ersten Moment fehlt mir der Mut, um diese Aktion durchzuziehen, aber ich brauche so viel Gewissheit, wie ich nur bekommen kann. Allmählich formt sich der Gedanke, dass dieser arme Kerl in den Brunnen springen soll.
    Noch lässt nichts auf die entsprechende Tat schließen.
    Gut. Das einfache Denken hat also keine Auswirkungen.
    Ich beschließe, dass der Typ in den Brunnen springt. Jetzt gleich.
    Nichts passiert. Er ist weiterhin trocken.
    Nun konzentriere ich meine Kraft auf einen einzigen Gedanken:
    Wirf deinen Rucksack hin und spring in den Brunnen. Spring!
    Der Junge lässt seinen Rucksack schlagartig zu Boden fallen und rennt los. Er überwindet die Steinmauer mit einem einzigen Sprung und taucht unter gewaltigem Gespritze ins Wasser. Dummerweise direkt neben mir, sodass nicht nur er bis auf die Haut durchnässt ist. Dieser Plan beinhaltet gewisse Schwächen. Das muss ich zugeben, als ich meine tropfende Kleidung in Augenschein nehme. Während der arme Kerl unter dem Gelächter der Umstehenden verdattert aus dem Brunnen klettert, fühle ich einen Anflug von Erschöpfung. Die starke Konzentration, die für das Erteilen des Befehls nötig war, verschafft mir leichte Kopfschmerzen. Ich stehe auf und bewege mich, eine nasse Spur auf dem Boden hinterlassend, Richtung Damentoilette. Ich friere. Geschieht mir recht. Ich hätte einen anderen Test wählen können. Wie soll ich das Jan erklären?
    Erst dann wird mir bewusst, was diese Geschehnisse für meine Fähigkeit bedeuten. Scheinbar kann ich jeder beliebigen Person meinen Willen aufdrängen, auch wenn dieser keineswegs ihren eigenen Interessen entspricht. Nicht nur geschickte Manipulation, sondern direkter Zwang. Immerhin muss ich mich mit voller Gedankenkraft konkret darauf konzentrieren. Es ist also schier unmöglich, dass mir dies aus Versehen passiert. Ich atme auf, bis sich aus dem Gedankengang eine Frage ergibt, die mich erneut beunruhigt. Wie verhält es sich, wenn ich mir etwas glühend wünsche? Vielleicht war das bei Jan der Fall. Ich weiß jetzt zwar, dass ich die Menschen zumindest in der Regel nicht unterbewusst manipuliere, aber in Bezug auf den gestrigen Abend bringt mich diese Erkenntnis in keinster Weise weiter.
    »Hannah?«
    Ich erstarre, als ich Jans Stimme hinter mir höre. Bleibt mir denn nichts erspart? Bis zu unserer Verabredung sind es noch zwanzig Minuten!
    Zwanzig Minuten, die ausgereicht hätten, um mich entweder notdürftig zu trocknen oder im schlimmsten Fall ein neues Outfit zu erwerben. Diese Chance ist vertan, also setze ich ein zuversichtliches Lächeln auf und drehe mich wenig begeistert um.
    »Hey. 16 Uhr in der Kaffeebar, oder? Was machst du denn schon hier?«
    »Dich beobachten, wie du von verrückten Teenagern mit Wasser bespritzt wirst. Dir anschließend laut rufend folgen, was du gekonnt ignoriert hast.«
    »Du hast mich gerufen? Entschuldige, das ist mir entgangen.« Dann dämmert mir, was er gerade gesagt hat. »Du hast zugeschaut, als sich dieser Bekloppte in den Brunnen gestürzt hat?«
    Jans Blick ist unergründlich. »Ja.«
    Ich versuche mich an einem lockeren Spruch: »Umso besser, dann muss ich dir wenigstens nicht erklären, warum ich so aussehe...«
    Mit einem knappen Lächeln mustert mich Jan von oben bis unten. Er tastet mich mit seinen Blicken geradezu ab. Unangenehm wird mir bewusst, dass mein Top nass an der Haut klebt und eher betont als verdeckt. Im Stillen beglückwünsche ich mich zu meiner Farbwahl. Nicht auszudenken, wenn ich in einem durchsichtigen weißen Shirt vor Jan stünde. Aber auch so ist mir die Situation mehr als peinlich.
    »Zuerst sollten wir trockene Kleider für dich besorgen.«
    Ich nicke seufzend.
    »Am besten, du bleibst hier stehen, bevor du die komplette Galerie unter Wasser setzt. Ich bin gleich wieder da.« Er dreht sich um und verschwindet in der Menschenmenge, die sich durch die Einkaufspassage schiebt. Ich bleibe tropfend zurück und komme zu dem Schluss, dass er wirklich hilfsbereit ist.
    Kurze Zeit später kehrt er zurück. Über seinem Arm hängen nicht nur Shirt und Jeansrock,

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