Formbar. Begabt
Die Glitzerpartikel vor meinen Augen vermehren sich schlagartig. Ich will ihn von mir wegdrücken und stämme mich verzweifelt gegen seine Brust. Gleichzeitig habe ich nicht die Kraft, irgendetwas anderes zu tun, als das, was Jan mir aufzwingt.
Obwohl ich es vorher nicht für möglich gehalten hatte, nimmt sein Kuss weiter an Intensität zu. Mein Verlangen nach ihm brandet empor und überrollt mich wie eine gigantische Welle, als er sich fest an mich drückt. Während seine rechte Hand noch auf meinem Rock liegt, ergreift er mit der anderen meine Hände und führt sie über mir zusammen. Meine Gelenke sind so schmal, dass er sie mühelos umfassen kann. Noch bevor ich protestieren kann, merke ich, wie unsere Zungen aufeinandertreffen und versinke wieder in einem Wirbel aus Leidenschaft.
Von meinen Gefühlen abgelenkt, entgeht mir zuerst völlig, dass Jan meinen Rocksaum ergriffen hat und ihn nach oben zieht, während seine Finger dabei meinen Oberschenkel streifen.
Erst als ich einen kühlen Luftzug an einer Stelle spüre, die eigentlich vom Rock bedeckt sein sollte, wird mir klar, dass wirklich alles viel zu schnell geht.
Ich kenne Jan nicht im Geringsten.
Er ist der erste Mann überhaupt, den ich geküsst habe.
Mag sein, dass er erfahrener ist, aber muss ich mich deshalb bedingungslos fügen?
Ich will nicht.
Warum habe ich mich nicht rechtzeitig gewehrt?
Hätte ich mich wehren können?
Ich versuche, mich von ihm zu lösen, doch er hat sich so geschickt positioniert, dass ich keine Chance habe. Seine langen Finger umschließen meine Handgelenke mit unerbittlicher Stärke. Wieder bin ich ihm ausgeliefert und könnte mich ohrfeigen, weil ich nicht vorsichtiger war. Ein Tag Süßholz raspeln hat ausgereicht, damit ich in die Falle gehe.
So wenig musste er investieren.
So leicht konnte er mich manipulieren.
Ist es das, was er wirklich will?
Wieso fällt mir das erst jetzt auf?
War er jemals wirklich nett zu mir?
Wie konnte ich nur auf ihn reinfallen?
Verbirgt sich hinter seiner attraktiven Hülle ein so skrupelloser Mensch?
Beim letzten Mal hat er mich nur zu einem Kuss gezwungen. Darüber sind wir heute weit hinaus. Worauf dieser Übergriff hinauslaufen soll, ist mir glasklar.
Jan schiebt unerbittlich seinen Oberschenkel zwischen meine Beine, sodass der Rock komplett hochrutscht. Der grobe Stoff seiner Jeans scheuert über meine bloße Haut.
Ich habe Angst.
Er wird keine Rücksicht auf meine Wünsche nehmen.
Ich will nicht.
Er wird nicht aufhören.
Ich versuche, mit aller Kraft von ihm loszukommen. Er muss doch merken, dass ich mich wehre. Wieder hat er mich genau da, wo er mich haben will. Und dieses Mal sind wir allein. Niemand ist in der Nähe, der mir zu Hilfe kommen kann.
Das ist kein Zufall mehr. Er muss das geplant haben.
Diese Erkenntnis trifft direkt mein Innerstes.
Der kurze Rock, den ich statt meiner Jeans trage. Die spontane Einladung. Vermutlich wartet kein Mensch im Schwimmbad auf uns. Die Sachen, die er angeblich noch holen muss. Das abgelegene Haus. Seine Eltern, die weggefahren sind.
Ich habe es ihm so leicht gemacht.
Allein.
Er hat mich getäuscht.
Ich habe der falschen Person vertraut und werde nun die Konsequenzen tragen müssen.
Er wird mich zwingen.
Ich schließe die Augen.
Bitte.
Nicht hier.
Nicht auf diese Art und Weise.
Bitte nicht.
Noch einmal versuche ich, mich mit voller Kraft aufzubäumen, doch für Jan ist es ein Leichtes, mich festzuhalten.
Er presst sich noch brutaler an mich.
Ich fühle die kalte, harte Wand in meinem Rücken.
Kein Entkommen.
Keine Luft mehr.
Kann nicht mehr atmen.
Ich will nicht.
Lass mich in Ruhe.
Geh weg.
Nimm deine Finger von mir.
Fass mich nicht an.
Geh weg!
Weg!
WEG!
Plötzlich bin ich frei. Noch bevor ich meine Augen wieder geöffnet habe, höre ich einen dumpfen Schlag und ein grauenerregendes Knacken.
Jan hält mich nicht mehr in seinem Griff gefangen.
Er liegt leblos an der gegenüberliegenden Wand.
***
Bei der Damenwelt erfreute ich mich plötzlich großer Beliebtheit, denn es war den Frauen schlichtweg nicht möglich, mich abzuweisen.
Das Formulieren eines gedanklichen Befehls und das Hineinzwängen in das Gehirn gehörten schon bald zu meinen leichtesten Übungen.
15
Schuldig
Was habe ich getan?
Schwer atmend stehe ich nach wie vor mit dem Rücken an der Wand. Ich bin zu keinem klaren Gedanken mehr fähig. Den Blick konstant auf Jan geheftet, durchquere ich langsam den Raum, während mir ein
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