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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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ansteckendes Lachen. Du erinnerst dich?«
    »Ja klar. Du hast ihr von deiner Kraft erzählt?«
    »Ich war auf dem Zeltplatz so aufgewühlt von meiner Entdeckung, dass ich unbedingt mit jemandem darüber reden musste.«
    »Wie hat sie reagiert?«
    »Ähnlich wie du. Zuerst hat sie mir nicht geglaubt. Meine erste Demonstration ging schief, sodass sie dachte, alles sei nur ein Witz gewesen. Dann ließ ich eine Taschenlampe in ihre Hände fliegen, und sie war überzeugt.«
    »Was meintest du damit, sie sähe die Sache wie ich?«
    »Als ich ihr davon erzählte, dass ich in die Gedanken von Menschen eingreifen kann, ist sie völlig ausgeflippt. Sie meinte, es sei völlig falsch, das auch nur in Erwägung zu ziehen. Und sie hat recht damit. Ich habe es nur getan, um meine Grenzen zu testen.«
    Und um Denise zu beruhigen. Und um ohne großen Aufwand an der Rezeptionistin vorbeizukommen. Diese beiden Situationen lasse ich jedoch unerwähnt. Heikles Thema. Ablenkung.
    »Jan. Als ich dich gestern zum ersten Mal besucht habe, sagte der Arzt, du könntest dich an nichts erinnern. Warum die Geschichte von dem Gedächtnisverlust?«
    Er legt den Kopf schräg und zieht leicht die Augenbrauen hoch. »Wer würde mir glauben, dass ich von einem sechzehnjährigen Mädchen außer Gefecht gesetzt wurde? Zudem wollte ich zuerst mit dir reden, um zu verstehen, was überhaupt vorgefallen ist. Als ich am Sonntagabend zu mir kam, lag ich in diesem Zimmer mit grausamen Kopfschmerzen. Jeder Atemzug war eine Qual. Ich erinnerte mich noch daran, wie ich durch die Luft flog und an die Wand knallte. Mir war klar, dass es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein konnte. Ich fand keine zufriedenstellende Erklärung. Nur eines wusste ich mit Sicherheit. Du bist es gewesen. Außer uns befand sich niemand im Haus, der hätte eingreifen können, und an Geister glaube ich nicht.«
    »Du lagst leblos an der Wand. Und dieses entsetzliche Knacken beim Aufprall.« Ich stocke. »Ich dachte, ich hätte dich umgebracht. Dann habe ich den Notruf gewählt und mich versteckt, bis die Sanitäter dich fanden.«
    »Dann warst du es also?«
    Worauf bezieht er sich? Ich habe mich bereits für die Wandgeschichte entschuldigt. Natürlich war ich es. Verständnislos lege ich die Stirn in Falten.
    »Du hast den Krankenwagen gerufen und dafür gesorgt, dass man sich umgehend um mich gekümmert hat?«
    »Ja sicher. Das war ich dir schuldig.«
    Befangen streicht Jan seine Bettdecke glatt. »Das spricht für dich.«
    »Wie meinst du das?«
    »So, wie ich auf dich losgegangen bin, wäre es dir nicht zu verdenken gewesen, wenn du mich einfach meinem Schicksal überlassen hättest. Du hast Mut.«
    Ich überlege kurz. »Ich glaube, du überschätzt mich. Ich wollte dich nicht verletzen. Hätte ich dich absichtlich an die Wand geknallt, wäre ich so schnell wie möglich verschwunden. Da ich aber überhaupt nicht damit gerechnet habe, war ich ganz krank vor Sorge um dich.«
    Jan schenkt mir ein warmes Lächeln. »Dafür bin ich dir dankbar. Hast du...« Unsicher sucht er nach den richtigen Worten. »Darf ich noch mehr über deine Gabe erfahren? Oder ist dir das Thema unangenehm?«
    Zweifelnd ziehe ich die Schultern hoch. »Diese Kraft«, frage ich zögernd, »ist sie für dich in Ordnung?«
    Die Gesprächspause, während der ich auf Jans Antwort warte, erscheint mir quälend lang. Schließlich setzt er sich etwas aufrechter hin und zieht vor Schmerzen scharf die Luft ein.
    »Bitte nimm mir nicht übel, was ich gleich sagen werde, aber ich möchte ehrlich sein. Ich weiß es nicht. Als mein Kopf am Samstag wieder halbswegs benutzbar war, habe ich mir das Hirn zermartert, um eine Erklärung zu finden. Keine Chance. Ich kann es nicht fassen, was du getan hast und wozu du in der Lage bist. Das verschafft mir Albträume. Stundenlang lag ich reglos im Bett und habe darüber nachgedacht, ob du mich töten wolltest.«
    Ich öffne den Mund zum Protest, doch er lässt mich nicht zu Wort kommen.
    »Mir ist jetzt klar, dass du nur aus Notwehr heraus gehandelt hast. Aber wäre ich nur ein wenig anders an der Wand aufgekommen, würde ich hier nicht mehr liegen. Scheinbar hast du diese Gabe nicht vollständig unter Kontrolle. Wie kann ich wissen, dass du sie nicht wieder gegen mich einsetzen wirst? Wie kann ich in deiner Nähe jemals sicher sein?«
    Ich schlucke hart. Genau diese Fragen stelle ich mir seit Tagen immer und immer wieder. Und Jan ahnt nicht, wie nahe er dem Tod wirklich war.
    »Ich weiß

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