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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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jedoch.
    John nickte.
    »Ich weise Sie ins Lazarett ein.«
    »Nicht nach Roum«, flüsterte John. »Ich muss hier bleiben. Schicken Sie mich nicht hinter die Linien.«
    Lächelnd schüttelte Andrew den Kopf.
    »Fiele mir nicht im Traum ein. Ich brauche Sie noch, daher will ich Sie in der Nähe wissen. Aber ich weise Sie für etwa eine Woche ins Lazarett ein. Um Ihre Arbeit kümmere ich mich. Der härteste Teil ist ohnehin erledigt.«
    »Dieser Mangel an Leder für Patronenkisten, den ich –«
    Andrew hob die Hand und gab ein leises Pst! von sich.
    »Das mache ich schon. Ruhen Sie sich erst mal ein wenig aus. Falls ich Fragen habe, schaue ich bei Ihnen vorbei. In Ordnung?«
    John nickte und stand auf.
    Er versuchte zu salutieren, begann jedoch mit von Tränen geröteten Augen wieder zu zittern. Andrew erhob sich und umarmte ihn linkisch, klopfte ihm auf den Rücken, trat zurück und schaute zu Emil.
    Zu Andrews Überraschung richtete John sich plötzlich auf, griff in die Tasche und holte ein Taschentuch hervor, um sich das Gesicht abzuwischen.
    »Gehen wir«, flüsterte er und schritt zur Hintertür hinaus.
    Emil sah Andrew an.
    »Ich verabreiche ihm Laudanum. Das wird ihn ruhig stellen.«
    »Können Sie irgendetwas für ihn tun?«
    »Sie meinen, damit Sie ihn einsatzbereit zurückbekommen? Aussichtslos.«
    »So habe ich es nicht gemeint«, entgegnete Andrew erschöpft. »Ich will nur, dass es ihm gut geht.«
    »Vorerst möchte ich ihn einfach ruhig stellen und im Auge behalten, damit er sich nichts antut. Wenn ich Zeit dafür habe …« Er zögerte. »Später werde ich mich mit ihm unterhalten. Mal sehen, was dabei zu Tage kommt.«
    Traurig nickte Andrew.
    »Passen Sie auf sich auf, Andrew, sonst enden Sie mir auch noch so«, sagte Emil und verließ den Raum. Andrew ging zum Fenster hinüber und beobachtete, wie die beiden langsam zum Lazarettbereich schlenderten. Emil legte John die Hand auf die Schulter, als wollte er ihn stützen, John lief steif und viel zu aufrecht, als wollte er krampfhaft einen letzten Augenblick der Kontrolle vermitteln, bis er sich sicher im Lazarett befand.
    Andrew kehrte zum Schreibtisch zurück und öffnete eine Schublade. Er ergriff seinen alten, verbeulten Zinnbecher, schenkte sich einen ordentlichen Schluck Wodka ein und kippte die Flüssigkeit hinunter, die ihm das Wasser in die Augen trieb. Dann lehnte er sich einen Moment auf dem Stuhl zurück und betrachtete die Uhr. Abgesehen von ihrem Ticken herrschte Totenstille im Raum. Die Sonne des späten Nachmittags fiel schräg durch das offene Fenster ein, das mit Sandsäcken verbarrikadiert werden würde, sobald das Schießen anfing. Im Sonnenlicht rötlich schimmernde Staubpartikel hingen schwebend und treibend in der Luft. Andrew beobachtete sie.
    Warum musste Emil das sagen? Er hatte seine schlimmste Angst aus nächster Nähe demonstriert bekommen – den endgültigen Verlust jeglicher Kontrolle. Und er wusste, dass Emil nicht gelogen hatte, als er ihm sagte, er selbst hätte es nicht mehr weit bis dorthin.
    Seufzend verstaute er die Flasche und den Becher.
    »Mr. Ferguson.«
    Die Tür zum Warteraum schwang auf, und Chuck spähte herein. »Haben Sie mich gerufen, Sir?«
    Andrew nickte. »Kommen Sie rein, schließen Sie die Tür, und setzen Sie sich.«
    Chuck huschte herein und nahm Platz.
    »Geht es John gut?«
    Andrew antwortete nichts.
    »Es tut mir leid, Sir. Irgendwie war es nicht zu überhören.«
    »Er ist bloß müde, Sohn. Das sind wir alle.«
    »Es tut mir leid«, wiederholte Chuck seufzend. »Ich meine, ich weiß, dass die Raketen ein halber Reinfall waren. John sagte andauernd nein und erzählte Ihnen dasselbe. Ich wollte nie, dass es so endet.«
    »Sie können nichts dafür. Es lag an allem anderen. Ein geringerer Mann wäre bereits vor Monaten daran zerbrochen. Geben Sie nicht sich selbst die Schuld daran.«
    »Ich kann nichts dagegen machen. Es fühlt sich nun mal so an, als wäre ich schuld.«
    »Ich weiß, wie Sie sich fühlen.«
    Chuck verstummte.
    »Was passiert jetzt?«, fragte er schließlich nervös.
    »Sie haben mich in der Zange, Mr. Ferguson. Immerhin hat uns Ihr verfluchter Verstand die Eisenbahn, Luftdampfer, geschulte Mechaniker zur Herstellung all unserer Werkzeuge und Gott weiß was sonst noch beschert. Wissen Sie, John hatte recht- Sie sollten vors Kriegsgericht gestellt, in der Militärwache eingekerkert und einfach vergessen werden.«
    Er setzte ab.
    »Aber verdammt nochmal, ich brauche Ihren Verstand

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