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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken
Autoren: William R. Forstchen
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waren in Bewegung, verlagerten sich zur Mitte hin, als hätte Andrew irgendwie die Absicht der Merki erahnt, eine Ahnung, die sich als richtig erwies, wie Jack sehen konnte. Mitten im Tal war ein mächtiger Block aufmarschiert, zehntausende Krieger, deren Standarten und Speerspitzen sich durch den allmählich dahinschmelzenden Bodennebel abzeichneten. Zu beiden Flanken marschierten weitere Einheiten auf, bereit, im Norden und Süden zuzuschlagen. Aber der Hauptangriff zielte darauf ab, gerade nach Osten vorzustoßen, als würden die Horden von einem Instinkt angetrieben, dem sie seit tarnenden Jahren folgten.
    Tamuka Qar Qarth stand aufrecht in den Steigbügeln und beobachtete, wie die Nebelschwaden sich zu lichten begannen. Er würde noch etwas länger warten. Heute würde es weder Rauch noch Nebel geben. Das Vieh sollte deutlich sehen, was aus dem Tal herannahte – zehn in Gefechtsordnung formierte Umen. Er empfand Zuversicht, als er den langen Hang hinaufblickte, spürte Keanes Gegenwart, dessen wachsendes Wissen, dass alles vorbei war, und er lachte.
    Andrew drehte sich um und sah seine Korpskommandanten an, die sich um ihn versammelt hatten.
    »Es wird hier stattfinden. Ich will jedes Regiment, jede Kompanie, die erübrigt werden kann, hier haben. Wenn wir schon sterben müssen, dann zusammen auf diesem Gelände.«
    Er ließ den Blick über die Runde wandern, über die Männer, mit denen er so viel Zeit verbracht hatte, und er lächelte.
    »Und wir sind nur Krieger für den Arbeitstag«, sagte er lächelnd, woraufhin Gregory nickte.
    Ein Kurier kam herbeigeritten, reichte Andrew von einem Bündel in seinem Arm ein Blatt Papier hinab, salutierte und ritt weiter die Linie entlang.
    Andrew lächelte. Es war Gate’s Illustrated, auf ein einziges Blatt reduziert. Auf der Vorderseite befand sich eine grobe Zeichnung von Gregory bei seiner Ansprache. Seine Worte waren darunter in Rus und Lateinisch abgedruckt. Die Rückseite zierte eine Skizze der Gefechtsstandarte der Armee der Republiken. Er hörte bereits, wie andere weiter hinten die Worte laut vorlasen und Jubel aufbrandete.
    »Meine Herren, ich war noch nie so stolz auf diese Armee und Sie wie in diesem Augenblick. Egal, was heute hier geschieht, ob wir gewinnen oder verlieren, man wird sich an uns erinnern. Wenn wir den Sieg erringen, wird es, wie Gregory sagte, ein denkwürdiger Tag, zu dessen jährlichem Gedenken wir die Ärmel hochrollen und unsere ehrenvoll erworbenen Narben zeigen können.«
    Er zögerte und senkte die Stimme.
    »Und wenn wir uns am Ende dieses Tages in einer anderen Welt wiederbegegnen, werden wir einander ansehen, lächeln und unsere Kameradschaft an einem besseren Ort fortsetzen, davon bin ich überzeugt. Auf der Welt, die wir zurücklassen, wird man uns nicht vergessen, denn wir haben hier etwas begonnen, das niemals enden wird. Unsere Geister werden zurückkehren, und wir werden Millionen sein, die sich erheben und unsere Namen rufen. Der Traum, den wir für diese Welt hatten, jener Traum, für den einige von uns bereits auf einer anderen Welt gekämpft haben, kann niemals sterben. Es wird ihn geben, solange es Menschen gibt, den Traum von Freiheit und Gleichheit. Dafür hat es sich schon immer zu sterben gelohnt, und ich gelobe, dass dieser Traum nie sterben wird.«
    Unten im Tal erklang ein Hörn. Der metallische Ruf schwoll an, hallte wider und wurde von anderen Hörnern aufgegriffen.
    »Möge Gott an diesem Tag mit euch allen sein.«
    Damit drehte er sich um und ging zurück über das Feld. Die Armee wartete. Jubel begann von der Mitte der Linie aus, wo das 35. und 44. Position bezogen hatten und ihre Flaggen hoch emporstrebten.
    »Keane, Keane!«
    Der Ruf breitete sich wie ein Lauffeuer zu beiden Seiten aus und stieg in die stille Morgenluft auf, bis er donnergleich toste.
    Andrew gelangte vor die Standarte, schaute auf und salutierte. Immer noch hallte der Jubel wider, und er stellte sich vor die Linie, zog den Säbel.
    Von der fernen Seite des Rückens brandete der Lärm des Angriffs heran.
    *
    Kathleen stand neben der offenen Zeltklappe. Im Südosten war schmerzlich die Schlacht zu sehen. Rauch kräuselte sich in die schwere Morgenluft empor, und der Donner der Artillerie rollte über die Hügel. Die riesige Menge der Verwundeten rings um die Zelte schwieg. Diejenigen, die dazu in der Lage waren, setzten sich auf oder standen, um das Geschehen schweigend zu beobachten. Schon kehrte ein stetes Rinnsal neuer Verwundeter
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