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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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zurück.
    Ein aus dem Zelt kommender Mann drängte sich an ihr vorbei, ein Roum-Soldat. Er lehnte sich auf die Schulter eines Rus-Artilleristen. Die beiden stützten einander, jeder mit einer Muskete über der Schulter, und so humpelten sie zurück ins Gefecht, wobei einer der beiden einen blutfleckigen Verband hinter sich herzog. Andere erhoben sich, und ein anschwellender Fluss der Männer quälte sich zurück an die Front.
    »Wie können wir verlieren«, flüsterte sie. »Wie können wir jemals verlieren?«
    Und dennoch, während sie das Schlachtfeld beobachtete, sah sie dunkle Pfeilwolken gen Himmel aufsteigen und wieder absinken, um die Linie unter sich zu begraben. Allmählich verflachten die Geräusche des Musketenfeuers, und die Kriegsgesänge der Merki wurden lauter und lauter.
    Sie griff in ihre Schürze und betastete den kalten Griff des Revolvers, dachte daran, dass sie die letzte Kugel für sich selbst aufsparen musste.
    Das hohe, durchdringende Schrillen einer Pfeife durchschnitt die Luft, und sie beobachtete, wie ein langer Zug durch den Rangierbahnhof kam. Kurz verlangsamte der Zug die Fahrt, als er auf die Hauptgleise Richtung Süden wechselte. Längliche, mit Segeltuch verhüllte Kisten stapelten sich auf den Flachwagen, und an deren Enden standen brüllende Soldaten.
    Sie sah sich in der Umgebung des Zeltes um und erblickte Emil hinter sich, der seine Brille putzte, als wäre er dran und drauf, sich hinzusetzen und zu lesen.
    »Nehmen Sie den Zug, und fahren Sie zu ihm. Ich glaube, er würde Sie an seiner Seite haben wollen.«
    Sie wandte sich dem alten Arzt zu.
    »Wir sehen uns später«, murmelte er. »Für das, was uns als Nächstes blüht, wollen Sie bestimmt nicht hier sein.«
    Sie trat auf ihn zu und umarmte ihn innig, dann drehte sie sich um und rannte zum Zug, der langsam seinen Weg durch den Rangierbahnhof fortsetzte. Als sie neben dem letzten Wagen angelangte, schaute ein Soldat zu ihr herab. Sie streckte die Hand empor.
    »Sie wollen sicher nicht mit uns mitkommen«, rief der Mann. »Wir fahren gradewegs in die Hölle.«
    »Keane. Ich bin Colonel Keanes Frau. Ich will bei ihm sein.«
    Der Soldat beugte sich vor, streckte ihr die Hand entgegen und zog sie von den Füßen, als der Zug Geschwindigkeit zuzulegen begann.
    Vom Laufen außer Atem setzte sie sich auf dem Flachwagen hin, der schaukelnd die Gleise entlang ratterte. Die Lokomotive vorne schrillte immer noch mit der Pfeife, zwei weitere Züge dahinter taten es ihr gleich.
    Die ersten beiden Angriffe waren auf dem Rücken zerschellt. Die Infanterie der Merki fiel zu tausenden, doch langsam begann die Linie, vom Rücken zurückgedrängt zu werden, während die Bogenschützen der Merki unablässig Pfeilhagel auf sie niederregnen ließen.
    Vincent Hawthorne stand mit Dimitri an der Seite bei der winzigen Gruppe dessen, was noch vom 7. Suzdal übrig war.
    Irgendwie fühlte er sich gereinigt, als hätte die dunkle Krankheit des Krieges seine Seele verlassen. Nun würde er kämpfen, und mit trauriger Endgültigkeit wusste er, dass er hier sterben würde, aber zumindest würde er mit den Männern sterben, die er liebte.
    Andrews Worte hallten ihm noch in den Ohren wider. Sie hatten ihm vermittelt, wonach er die ganze Zeit gesucht hatte, ein Verständnis dessen, wofür er heute kämpfen und sterben würde. Es hatte nichts mit Hass zu tun, wenngleich er durchaus hasste, was seine Feinde taten. Nun würde er für ein Versprechen dessen kämpfen, was eines Tages sein mochte, selbst wenn er nicht mehr da sein würde, um es mitzuerleben. Mittlerweile glaubte er, dass Generationen geboren werden würden, die er nie kennen lernen würde und die ihn nie kennen würden, die vielleicht durch sein heutiges Opfer eines Tages in Freiheit und Frieden leben würden. Damit war er zufrieden.
    Als er nach Süden blickte, sah er, dass die Linie an der Flanke der großen Batterie aufgebrochen war und die Merki bereits hinter die Front durchdrangen und sich ausbreiteten, sich südwärts wandten, um den Rest der Linie aufzureiben, sich ihm zuwandten, um auch das zu vernichten, was von seiner Linie noch übrig war. Es würde nicht mehr lange dauern. Plötzlich krümmte sich der Flaggenträger neben ihm und brach wortlos auf den Boden zusammen.
    Vincent bückte sich und hob das Banner des 7. Suzdal auf.
    Unten im Tal begann die dichte Blockformation der berittenen Merki, sich im Schritttempo vorwärtszubewegen. Nargas hallten mit ihrem metallischen Ruf durch die

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