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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken
Autoren: William R. Forstchen
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sie noch tollpatschig wie Kleinkinder in der Kunst des Krieges, und die Tugaren in ihrer Torheit ließen sich dennoch besiegen.«
    Er ließ den Blick über die Runde wandern. Muzta war nicht anwesend. Innerlich lächelte er, zumal er den Bericht gehört hatte, dass der Qar Qarth der Tugaren und sein Sohn bei dem Sturmangriff gefallen waren. Die Überlebenden seiner beiden Umen hockten zusammen und sangen gerade ihre Todeslieder, gelobten, bei Sonnenaufgang zu sterben, um so ihrer Schmach ein Ende zu bereiten. Die Welt würde ohne sie besser dran sein.
    »Ich sage euch, wenn wir jetzt dulden, dass das Vieh weiterlebt, wird es endlos Krieg geben. Sie werden sich wieder vermehren und stärker werden, neue Waffen schmieden, ihren Wahnsinn auf all das Vieh dieser Welt ausbreiten. Heute Nacht« – er deutete auf die niedrigen Hügel der Umgebung – »steht ihre gebrochene Armee auf diesem Rücken und weiß, dass sie sich weder zurückziehen noch gewinnen kann. Doch wenn wir jetzt wegreiten, wird es in den kommenden Jahren Krieg um Krieg geben. Unsere Söhne werden gegen die ihren kämpfen, der Krieg wird sich auf die gesamte Welt ausbreiten, wir werden zehn Mal so viele verlieren wie hier, und letzten Endes wird es die Merki nicht mehr geben.
    Wir müssen es jetzt beenden.«
    Er sah zögernd nickende Köpfe.
    »Und noch etwas will ich euch sagen. Als Qar Qarth verspreche ich euch den Sieg im Morgengrauen. Ich habe bereits angeordnet, dass Ersatzpferde an die Front gebracht werden. Bei Sonnenaufgang positioniere ich sechs berittene Umen in der Mitte, außerdem vier Umen von Kriegern zu Fuß dahinter und zu beiden Seiten.«
    Er hob eine zerbrochene Muskete auf und zeichnete mit dem daran befestigten Bajonett einen Halbkreis mit einem Block in der Mitte auf den Boden. Dann zog er von dem Block aus einen Pfeil nach vorne, der den Halbkreis durchdrang.
    »So wird es geschehen. Schon morgen Abend werden unsere Reiter die Tore von Roum erreichen, das verteidigungslos ist, da ihre Armee sich hier befindet und ihr kümmerlicher Rest aufgerieben und gefangen sein wird. Am Tag danach werden die restlichen Pferde hergebracht, und nachdem wir uns an dem hier gefassten Vieh gelabt haben, reiten wir weiter nach Osten und tun uns in der Stadt weiter gütlich.
    Das schwöre ich als Qar Qarth, das schwöre ich beim Ka meines Geistes, das Dinge sehen und Wirklichkeit werden lassen kann. Ich versichere euch, dass sie bereits geschlagen sind und wir mit dem ersten Angriff mühelos durch sie hindurchfegen werden.
    Für morgen verspreche ich euch den Sieg.«
    *
    Andrew Lawrence Keane ging die Linien entlang. Seine Gedanken kreisten nicht mehr um den Krieg. Sie schienen so viel mehr wahrzunehmen, all die Träume, die er je gehabt hatte, seit er an diesen Ort kam, und er sah sie in den Augen jener widerspiegeln, die zu ihm aufblickten.
    Mittlerweile herrschte Stille auf dem Feld. Ein paar Feuer glommen noch. Männer hockten darum, kochten das bisschen, das sie hatten, und teilten die letzten Rationen.
    Lieder gab es in jener Nacht nicht; darüber waren sie hinaus. Er blieb stehen und ließ den Blick über die Felder wandern. Das Große Rad des Himmels bewegte sich nach Westen; bald würde der Morgen grauen.
    Ein Feuer loderte auf, und er schaute zu einer Gruppe Männer, die sich um ein zerstörtes Haus geschart hatte. Er ging auf sie zu.
    »Ein harter Tag.«
    Es war Marcus mit Rick Schneid an der Seite.
    »Ein harter Tag«, murmelte Andrew bestätigend.
    »Und morgen?«
    Andrew lächelte traurig, dann schüttelte er den Kopf.
    »Wir haben uns verausgabt. Über zwanzigtausend weitere Verluste heute. Es kommt einem Wunder gleich, dass wir sie überhaupt zurückschlagen konnten – sie haben den Angriff zu spät gestartet, sonst hätten sie ihn unweigerlich beendet. Morgen werden sie es bei Sonnenaufgang erneut versuchen.«
    Wieder schüttelte er den Kopf und blickte in die Ferne.
    »Ein Wunder«, meinte Marcus. »Ein Wunder, das wir heute selbst geschaffen haben. Vielleicht morgen ein weiteres.«
    »Wir werden sehen.«
    »Was ist da drüben?«, erkundigte sich Andrew und nickte in Richtung des Feuers.
    »Gregory und ein paar der Jungs«, antwortete Rick, humpelte weiter und drückte die Hand auf den Säbelschnitt an seinem Bein. »Irgendwie hat sich rumgesprochen, dass Gregory etwas sagen will, also dachte ich, ich gehe mal rüber.«
    »Wie geht es Vincent?«, fragte Andrew mit einem Blick zu Marcus.
    »Mittlerweile wieder gut. Ich denke, er kommt
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