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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Hispania, da, von dort aus beginnend und bis direkt zur südlichen Stadtgrenze verlaufend, die niedrigen, sandigen Flussufer auf der Westseite des Flusses höher waren. Das Flussbett war fast fünfhundert Fuß breit, und im Sommer konnte der Sangros an beinahe jeder beliebigen Stelle entlang dieses Abschnitts überquert werden, ohne dass man nasse Knie bekam, außer ein starker Regen löste eine Überschwemmung aus.
    Östlich dieser Stelle erstreckte sich ein breiter Halbkreis Flachland über mehrere Meilen ins Landesinnere, der schließlich auf drei Seiten von einer niedrigen Kalksteinhügelkette begrenzt wurde.
    Die Debatte darüber, diese Stelle zu verteidigen, war zäh gewesen. Am Westufer eingegrabene Merki-Artillerie würde die Ostseite in eine Todeszone verwandeln, doch das Westufer zu verteidigen war viel zu riskant. Ein plötzlicher Sturm konnte die Armee abschneiden, den Fluss im Rücken und kein Platz, um zu entkommen. Die schlichte Tatsache, dass eine Hügelkette eineinhalb Meilen weiter westlich höher war als der niedrige Kamm, der entlang des Flusses verlief, verschlimmerte das Problem. Es wurde entschieden, sich auf der Ostseite einzugraben, und der Gedanke machte Ferguson nervös. Das Flussbett wäre eine Mordzone, sie konnten zehntausende Merki töten, aber dies war dann das Aus; falls die Merki jemals das Ostufer erreichten, lag nur noch offenes Land vor ihnen, und das Letzte, das irgendjemand wollte, waren Kampfhandlungen mit den Merki auf freiem Feld – dagegen würde der blutige Tag von Antietam verblassen. Er wusste irgendwie, dass der Krieg letztendlich hier entschieden würde. Der Gedanke ließ ihn kalt, als starrte er auf seine eigene Begräbnisstätte.
    Der Arbeitstrupp bewegte sich weiter nach Süden. Es war nur ein kleiner Anfang, tausend Männer, Roum-Arbeiter unter der Leitung eines Dutzends suzdalischer Festungsanlageningenieure, die von einem ehemaligen Korporal des 35. Maine befehligt wurden.
    Der Lokführer zog an der Kordel, der hohe Pfiff kreischte scharf und klar und begann ein Volkslied der Rus zu spielen, natürlich ein unanständiges, das von der Tochter eines Bojaren und den Bauern seines Guts handelte, die bis auf den letzten Mann völlig glücklich waren – bis ihre Frauen schließlich dahinterkamen. Chuck sah zum Lokführer hinüber und lächelte.
    »Um Gottes willen, dieses Lied dauert eine Stunde, wenn man es ganz singen will – Sie entwässern die Dampfleitungen, wenn Sie es komplett spielen.«
    »Sie wissen, dass das Lied wahr ist.« Der Lokführer grinste.
    »Dieses Mädchen weihte mich in die Geheimnisse der Liebe ein.«
    »Erzählen Sie weiter.«
    »Nein, wirklich, zweihundert Verse würden ihr kaum gerecht werden.«
    »Ich wünschte, ich wäre ihr mal begegnet«, sagte Chuck reumütig und schüttelte den Kopf, während der Lokführer lachte.
    »Nun, so wie das Roum-Mädchen Sie ansah, vermute ich, dass Sie schon bald einige Geheimnisse selbst herausfinden könnten, und ich denke, so wie Sie aussehen, wird es langsam Zeit.«
    »Sie kennt mich kaum«, sagte Chuck verlegen, da es ihm peinlich war, dass der Lokführer möglicherweise erraten könnte, wie jungfräulich er wirklich war.
    »Nun, sie will Sie offensichtlich viel besser kennen lernen, oder ich bin solchen Dingen gegenüber blind.«
    »Sie sind schon halb blind, Andre. Ich weiß nicht, warum Mina Ihnen erlaubt, diese Lokomotive zu fahren.«
    Der Lokführer versetzte Chuck einen halbernsten, halbspielerischen Schulterstoß, lehnte sich aus dem Führerstand heraus und beobachtete dann, wie der Rangiermeister ihm bedeutete, die Lokomotive anzuhalten. Mit einem letzten Tuten der Pfeife spielte er den ersten Vers des Lieds zu Ende, und der Zug kam zitternd zum Stehen.
    Chuck klopfte dem Lokführer auf die Schulter, trat an ihm vorbei und begann aus dem Führerstand zu klettern, hielt dann inne und blickte zurück.
    »Bleiben Sie bei der Lokomotive. Ich lasse einen neuen Streckenbefehl für Sie anfertigen. Sie fahren wieder innerhalb einer Stunde ab.«
    »Ich behaupte immer noch, dass General Mina Ihren Kopf aufgrund dieser Sache hier haben will. Der Fahrplan ist auch schon so wie er jetzt ist, ohne dass Sie hingehen und ihn ändern, ein einziges Durcheinander.«
    »Mina ist über dreihundert Meilen weit weg im Westen, und was er nicht weiß, wird ihm nicht wehtun.«
    Chuck hielt inne, als erinnerte er sich plötzlich an etwas, dann griff er in seine Uniformjacke, zog einen etwas verbeulten Flachmann aus Zink

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