Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken
Verwesungsgeruch, als er sich dem Körper näherte, kaum überdeckt von den Kräutern und dem frischen Holz, in die der Körper verpackt worden war. Vuka stand unsicher neben ihm. Gemeinsam streckten sie die Arme aus und legten die Hände an die Stelle, wo Jubadis Herz einst geschlagen hatte.
»Kraft des Mutes meines Vaters werde ich jetzt als Qar Qarth herrschen«, flüsterte Vuka, »und kraft meines Blutes soll derjenige herrschen, der mir folgt.«
Tamuka konnte das Fieber in Vukas zitternder, geschwollener Hand fühlen. Er hatte einen Moment lang beinahe Mitleid mit Vuka, dessen Arm aufgrund der Infektion rot war und glühte, der Infektion, die sich vom zeremoniellen Schnitt, den er am Morgen nach Jubadis Tod erhalten hatte, ausgebreitet hatte. Ein Schnitt, den Tamuka, als Schildträger, mit einem Tuch seiner Kampfausrüstung verbunden hatte.
»So wie Hulagar über dich wachte, werde ich, Tamuka, Schildträger des Qar Qarth Vuka sein«, flüsterte er.
Er hielt für einen kurzen Augenblick inne.
»Stets angeleitet vom Bedarf unseres Volks und dem Geist meines Tu.«
Vuka musterte ihn und bemerkte nicht einmal, dass das, was er gesprochen hatte, nicht Teil des Rituals war.
Tamuka nickte und zog die Hand weg, und die beiden traten zurück.
Tamuka drehte sich um und wandte sich Hulagar zu, der traurig lächelte.
»So muss dieses Leben nun enden«, sagte Hulagar mit einem leisen Seufzer. Er streckte die Hand aus und nahm den Bronzeschild, die zeremonielle Agis seines Amts, der auf seiner rechten Schulter ruhte, ab.
Er hob ihn hoch empor, hielt ihn für einen Moment hoch über sich und senkte ihn dann, wischte mit der linken Hand ein winziges Staubkörnchen ab und starrte die polierte Oberfläche an.
Er hielt ihn Tamuka hin.
»Gebrauche ihn besser, als ich es tat«, sagte Hulagar mit einem plötzlichen schmerzlichen Unterton in seiner Stimme.
Tamuka nahm das Zeichen des Amts entgegen.
»Lebe wohl, Schildträger des Qar Qarth Vuka.«
Tamuka spürte, wie sich seine Kehle zuschnürte.
Er hängte sich den Schild über die rechte Schulter und begann sein Schwert ruhig aus der Scheide herauszuziehen. Hulagar schaute nach unten und streckte die Hand aus, um ihn aufzuhalten.
»Nein. Du musst das nicht tun. Ich gebe heute dem älteren Brauch den Vorzug.«
Tamuka blickte ihn entsetzt an.
»Aber …«
»Nein«, sagte Hulagar und lächelte erneut. »Ich ließ meinen alten Freund im Stich, und er starb. Ich denke, als eine leichte Wiedergutmachung werde ich den traditionellen Weg wählen.«
Sarg blickte zu ihm hinüber und gab widerwillig nickend sein Einverständnis, und Tamuka wusste, dass es nutzlos war, zu widersprechen. Er ließ das Schwert in die Scheide zurückgleiten und fühlte beinahe eine Erleichterung in seinem Herzen, da dies der eine Moment gewesen war, den er seit Jahren insgeheim gefürchtet hatte – falls Jubadi vor Hulagar sterben sollte, dann wäre es, als der neue Schildträger, seine Aufgabe, seinen Freund in der Begräbnisgrube des Qar Qarth zu enthaupten.
»Bleib noch für einen kurzen Moment bei mir«, sagte Hulagar.
Der alte Schildträger beugte sich tief zu Vuka hinunter.
»Herrsche mit eiserner Hand, aber vor allem anderen, herrsche mit Wahrheitstreue und Gerechtigkeit, wie dein Vater es tat.«
Ohne auf eine Antwort des Qar Qarth zu warten, drehte Hulagar sich um und ging zum Scheiterhaufen, um sich neben den Körper seines Freundes zu stellen, und Tamuka schloss sich ihm an.
Hulagar blickte Tamuka an.
»Ich liebte ihn«, sagte er und streckte die Hand aus, um den in ein Leichentuch eingewickelten Körper zu berühren. »Ich liebte ihn wie einen Bruder, wie einen Vater, wie einen Freund.«
»Du hast ihn nicht im Stich gelassen«, sagte Tamuka. »Heute Abend werdet ihr erneut zusammen reiten. Die unendlichen Steppen des Himmels erwarten euch beide.«
»Glaubst du das wirklich?«
Erstaunt zögerte Tamuka, streckte dann behutsam die Hand aus und legte sie auf Hulagars Schulter.
»Natürlich«, sagte er und zwang sich sogar zu einem Lächeln, als ihm Tränen in die Augen traten. »Aber du wirst wieder jung sein, wie in früheren Zeiten, von denen du mir erzählt hast. Ich erinnere mich an deine Geschichte darüber, wie du dein erstes Pferd tötetest, um ihn zu retten. Dieses Pferd wird auch dort sein, begierig darauf, dich wieder zu tragen, und Jubadi wartet auch. Ihr beide werdet sorglos reiten, lachen, neben euren Vätern und Vorvätern. Du wirst deine Feinde jagen, ihre
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