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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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ist. Ich habe das Gefühl schon seit Wochen. Nenne es eine Wiedergutmachung.«
    Kai fand sich außerstande, zu sprechen. Mit seiner einen Hand hinüberreichend, zog er Vincent fest zu sich und küsste ihn auf beide Wangen. Als er schließlich losließ, senkte er den Kopf.
    Vincent trat zurück, stand still und grüßte Kai und dann die Flaggen der beiden Republiken hinter ihm. Er verließ die Tribüne und stieg auf sein Pferd. Dimitri und sein Stab warteten. Das 7. Suzdalische, zahlenmäßig kaum größer als eine Kompanie, stand an der Vorderseite, der Rest ihrer Kameraden diente jetzt als Offiziere in den zwei Korps oder war bei der Verteidigung von Roum gestorben. Die wenigen, die jetzt noch übrig geblieben waren, dienten im Korpshauptquartierkommando. Ihre zerlumpte Flagge flatterte in der Brise. Vincent hörte auf, sie sich anzusehen – »Hawthornes Wache« prangte in verblassten goldenen Buchstaben auf ihren befleckten seidenen Falten. Eine Arbeit, die die Männer selbst gemacht hatten, als er als vermisst gemeldet wurde, nach der ersten Verteidigung von Suzdal. Er blickte Dimitri einen Moment lang an, und ferne Erinnerungen regten sich. An der Vorderseite der Kolonne waren die Korpsbanner sowie die Flaggen der zwei Republiken und der Armee, die sich in Bewegung setzte und sich ihnen anschloss.
    Marcus drängte sein Pferd neben Vincent.
    Ein Trompetensignal ertönte und ein Donner von Trommeln erklang. Das erste Bataillon schob sich aus der Reihe heraus, stellte sich in Viererkolonnen auf und wandte sich nach Norden der Straße nach Hispania zu. Als es sich dem Inspektionsstand näherte, setzte sich das 7. Suzdalische an die Spitze und marschierte vorbei. Vincent zog seinen Säbel und grüßte die Farben. Die Menge säumte wild jubelnd die Mauern und drängte sich auf den Hügeln in Richtung Westen.
    Das Lied begann irgendwo in der Mitte der Massenformation, und innerhalb von Sekunden begann die ganze Armee » The Battle Hymn of the Republic« in Lateinisch zu singen.
    Es klang so seltsam für Vincent, als wäre es eine von einem Krieg liebenden, verrückten Lehrer der alten Sprachen geführte absurde Schulhofsübung. Doch es steckte eine solche Kraft darin, als ob ein innerhalb des Lieds erzeugtes Ideal irgendwie über das Universum springen könnte.
    »Dafür lohnt es sich, zu sterben«, flüsterte Vincent.
    Marcus musterte ihn.
    Vincent, der seinen Blick bemerkte, sagte nichts und, nachdem die Farben vorbeigingen, stieß er sein Pferd an und reihte sich in die Kolonne ein. Als sie das Stadttor passierten, schaute er nach rechts und fühlte, wie sein Herz plötzlich zu Eis erstarrte.
    Klein Andrew hatte mit Fieber niedergelegen, und so hatten sie sich zu Hause ihr trauriges, fast hölzernes Auf Wiedersehen gesagt. Aber sie war trotzdem gekommen.
    Wie konnte er ihr jemals erklären – dass da ein Teil eines verlorenen Jungen in ihm steckte, der sie immer noch so leidenschaftlich liebte, wie sie sich geliebt hatten, bevor dies alles begonnen hatte? Sie hatte seine Trunksucht zuerst mit ruhiger Geduld, dann Schelte, dann Tränen und schließlich mit Schweigen ertragen. Die eigenen Kinder schirmte sie von ihm ab.
    Er könnte sie nie dafür verantwortlich machen, nur sich selbst.
    Ihr Blick hielt für einen kurzen Augenblick seinem stand.
    Für einen Moment schien es, als wollte sie winken.
    Er schaute von ihr weg.
    »Geh zu ihr.«
    Es war Marcus, der zu ihm sprach.
    Er richtete seinen Blick steif nach vorne und ritt weiter. Schwieg.
    Sie wird besser dran sein, wenn ich tot bin – eigentlich wäre ich auch besser dran. Lass mich wenigstens genug von den Bastarden mit mir nehmen, wenn die Zeit gekommen ist, dachte er traurig. Und dann Stille, und ein Schlaf ohne Träume.
    Das Feuergefecht erwachte entlang einer halben Meile der Front zum Leben. Pat grinste vor Freude beim Anblick der Merki, die aus ihren Sätteln fielen, ihre Pferde in den seichten Fluss trieben, hart reitend, während der Kugelhagel um sie herum aufschäumte.
    »Nicht eine einzige verdammte Kanone auf dem gegenüberliegenden Hang!«, schrie Pat.
    Robert Morgan, der für die Brigade, die die Flussüberführung bedeckte, verantwortlich war, schlug seine Faust in seine behandschuhte Hand.
    »Gottverdammt, wir könnten sie hier für eine Woche festhalten.«
    Pat schüttelte den Kopf. Es gab viel zu viele Furten entlang des Penobscot auf seinem achtzig Meilen langen Verlauf aus dem Wald heraus bis ans Meer. Alles, das die Merki tun mussten, war,

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