Forstchen, William
schaffen es vielleicht nicht rechtzeitig, die Hauptstrecke freizumachen.«
Hans lehnte sich erneut aus dem Führerstand und blickte die Strecke entlang. Die Verfolgerlok holte nach wie vor auf. Unmöglich abzuschätzen, wie viele Krieger ihnen folgten. Knapp zwanzig Kilometer früher war die Linie einer Biegung gefolgt, weit genug, dass er geglaubt hatte, im Licht des zunehmenden Mondes mindestens vier oder fünf Wagen hinter der Lok zu erkennen. Falls er damit richtiglag, waren mehr als zweihundert Bantag hinter ihnen. Es würde ein Massaker geben.
»Bring uns einfach durch die verdammte Weiche! Gib kein Signal, es sei denn, Krieger würden in dem anderen Zug sitzen. Falls es nur ein Güterzug ist, töten wir die Besatzung, öffnen das Dampfdruckventil und schicken ihn den Bastarden hinter uns entgegen!«
Alexi nickte. Hans gab Ketswana und Gregori ein Zeichen. »Haltet euch bereit!«
Alexi nahm weiter Gas zurück und bremste vorsichtig. Ein Bantag und zwei Menschen standen neben der Weiche, und der Bantag war erkennbar wütend. Ihr Zug fuhr auf das Seitengleis, und derweil lehnte sich Hans aus dem Führerhaus, legte das Gewehr an und erschoss den Bantag, ehe dieser reagieren konnte.
Die beiden Menschen blickten ungläubig zu Hans auf, und einer von ihnen rannte in blinder Panik auf die offene Steppe hinaus. Die andere Lok wechselte die Spur, während sie auf Parallelkurs zur Hauptstrecke ging, und zwei weitere Schüsse krachten. Gregori und Ketswana hatten den anderen Bantag im Führerstand erschossen. Hans hielt die Luft an, während er die geschlossenen Güterwagen musterte und jede Sekunde damit rechnete, dass sie aufsprangen und ein Strom Krieger zum Vorschein kam … Nichts geschah jedoch.
Alexi hatte richtig vermutet. Der andere Zug war zu lang für das Rangiergleis. Die zehn Waggons reichten bis über die zweite Weiche, die auf die Hauptstrecke zurückführte.
Alexi fuhr langsam weiter und zog abschließend die Bremsen an, als der letzte Waggon des anderen Zuges die Weiche freigab.
»Los jetzt!«, brüllte Hans. Er sprang aus dem Führerstand und gab Gregori mit einem Wink zu verstehen, er möge zur Weiche laufen und sie umstellen, während der Weichensteller des Bahnhofs daran arbeitete, den anderen Zug zurück auf die Hauptstrecke zu leiten.
Hans stieg in dessen Führerstand, wo ihn das menschliche Personal angaffte. »Falls ihr am Leben bleiben möchtet, seht verdammt noch mal zu, dass ihr aus dem Zug verschwindet!«, brüllte er auf Bantag. Die beiden Männer glotzten ihn weiter an, betrachteten dann den toten Krieger zu ihren Füßen und schließlich wieder ihn.
Er beugte sich aus dem Führerhaus und sah, dass der Verfolgerzug etliche hundert Meter hinter ihnen stoppte und auf beiden Seiten die Soldaten ins Freie strömten. Sekunden später peitschte eine Kugel an Hans vorbei.
Gregori richtete sich von der Weiche auf und winkte, um zu zeigen, dass der Weg frei war. Hans schob den Gashebel des Güterzugs vor, und die Räder unter ihm drehten durch.
Er sprang aus dem Führerhaus. Die beiden Männer standen immer noch darin und starrten die Flüchtlinge an. Er hob das Gewehr und wies ihnen damit den Weg.
»Raus da! Sofort!«
Die beiden blickten sich gegenseitig an und sprangen dann auf der anderen Seite aus der Lok.
Mit durchdrehenden Rädern versuchte der Güterzug Fahrt aufzunehmen. Schließlich fanden die Räder Halt, und der Zug erbebte und ruckte an.
Sobald die letzten Waggons des anderen Zuges die Weiche durchfahren hatten, legte sich der Weichensteller mit vollem Gewicht gegen den Hebel und stellte die Gleise um. Kugeln peitschten vorbei, und eine Erdfontäne stieg zu Hans’ Füßen auf. Er sprang zurück ins Führerhaus des Flüchtlingszuges, als die Lok Fahrt aufnahm, und sah, dass der Telegrafist am Mast hinaufblickt*. Der Junge, den sie hinaufgeschickt hatten, um die Leitung durchzuschneiden, hing über dem Querbalken, und Blut lief ihm aus einer Brustwunde. Er hob matt das Messer, schnitt die Leitung durch und fiel dann endgültig schlaff auf den Balken.
Hans wandte sich ab und sah, wie Gregori und Ketswana neben dem Zug herliefen und wieder ins Führerhaus sprangen.
»Hoffen wir, dass das den Zug dieses Bastards zerlegt!«, brüllte Ketswana, der sich aus dem Führerstand hängte, um die Show zu verfolgen, ungeachtet der vorbeizischenden Kugeln.
»Wie weit bis zum nächsten Haltepunkt?«, schrie Gregori.
»Ein Knotenpunkt in fünfundsechzig Kilometern«, antwortete Alexi,
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