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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Kilometer Schienenstrecke abgesucht, und wenn er zum Horizont blickte, schien sie endlos weiterzugehen. Wie zum Teufel hatten die Bastarde das in vier Jahren geschafft? Im Carthakrieg war eine Lokomotive an den Feind gefallen, und die Merki erhielten Gelegenheit, die Dampfmaschine an Bord der Ogunquit zu studieren, ehe sie sank. Aber eine Bahnlinie? Hatten die Merki mit dem alten Dritten Korps auch Bahnpersonal erbeutet und an die Bantag verkauft? Und wozu überhaupt eine Bahnlinie bauen, wenn nicht für einen neuen Krieg gegen die Republik?
    Dazu kamen die Implikationen dieser ganzen Technik.
    Offenkundig war eine Telegrafenleitung neben der Strecke verlegt worden, was bedeutete, dass die Bantag über galvanische Batterien und zeitlose Kommunikationswege verfügten. Außerdem besaßen sie zumindest rudimentäres Präzisionswerkzeug, ein gewisses Maß an Industrialisierung, um die Hunderte Schienenkilometer herzustellen, sowie Dampfmaschinen für Züge und Schiffe. Besorgniserregender jedoch war die Erkenntnis, dass sie irgendwie das Denken hatten ausprägen können, das man für eine Industrialisierung benötigte. Die Merki hatten es gerade ausreichend nachahmen können, um Kanonen und Musketen herzustellen. Irgendwie hatte sich ein Element in der Bantaghorde ausgebreitet, das ihre Denkungsart verändert hatte, zumindest im Hinblick auf moderne Kriegsführung. Nach dem, was Jack aus der Luft gesehen hatte, war augenfällig, dass die Menschenbevölkerung dieses Gebiets versklavt war, und nach dem, was Andrew ihm erzählt hatte, konnte niemand die schiere Bevölkerungszahl der Chin angeben, die vielleicht in die zig Millionen ging, womöglich mehr. Das wiederum war ein Vorrat an unbegrenzter Arbeitskraft, um Kriegswerkzeug für ihre Bantagherren herzustellen.
    Am Horizont entdeckte er eine Rauchfahne. Dann zwei weitere hinter dieser. Drei Züge kamen gleichzeitig näher. Vielleicht geschah dort Interessantes.
    »In Ordnung, Fjodor, nehmen wir diese drei Züge alle zusammen mit der Kamera auf. Dann wenden wir und fliegen nach Hause.«
    »Wir müssen Wasser und Holz aufnehmen!«, schrie Alexi. »Falls wir das nicht tun, verlieren wir in acht, spätestens fünfzehn Kilometern jeden Dampfdruck!«
    Hans beugte sich aus dem Führerstand und blickte nach hinten. Die Verfolgerlok holte schnell auf. Auf den ersten fünfzehn Kilometern nach der letzten Rangierweiche war keine Spur der Hetzjagd mehr zu sehen gewesen, und Hans hatte sich schon gefragt, ob der von ihnen provozierte Zusammenstoß den Verfolgerzug tatsächlich demoliert hatte. Jetzt war klar, welche Strategie die Bantag verfolgten: ihnen auf der Spur bleiben und dann, sobald die Flüchtlinge langsamer wurden, ihren Zug von hinten zu rammen, während der zweite Zug, etliche Kilometer weiter hinten, anschließend den Rest besorgte.
    »Wir müssen den Betriebshof besetzen, den Verfolgerzug auf ein Nebengleis lenken und ihnen einen Kampf liefern, während wir Wasser und Holz aufnehmen.«
    Er konnte den Knotenpunkt vor ihnen jetzt sehen, nicht viel mehr als einen Kilometer entfernt. Keinerlei Soldaten hatten dort Stellung bezogen, woraus man schließen konnte, dass die Telegrafenleitung noch nicht wiederhergestellt worden war. Seltsam war jedoch, dass die beiden Flieger, die den Flüchtlingszug überholt hatten, vor etwa fünfzehn Minuten nach Süden abgeschwenkt und in der wachsenden Bank aus Kumuluswolken verschwunden waren. Die seltsame Form der Maschinen hatte erschreckend auf ihn gewirkt, aber er hatte nicht genug Zeit, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    »Jeder weiß, was zu tun ist!«, schrie Hans. Er blickte Gregori und Ketswana an, die grimmig nickten.
    »Dann macht euch bereit!«
    »Senke die Geschwindigkeit«, verlangte Ha’ark.
    Der menschliche Lokführer sah ihn erleichtert an. Funken flogen, als er die Bremse zog und die Geschwindigkeit sank. Ha’ark drehte sich zu dem halben Dutzend Wachsoldaten um, die an Bord der Lokomotive gekommen waren, weil der Kompaniebefehlshaber darauf bestand.
    Das Tempo ging fast auf das eines Läufers zurück.
    »Springt!«
    »Mein Qarth, das kannst du nicht verlangen!«, protestierte einer der Soldaten. »Überlasse mir die Ehre!«
    »Idiot, ich folge euch! Jetzt springt!«
    Die Wachleute blickten einander an, bis endlich einer von ihnen hinaussprang, einen Augenblick später gefolgt von den übrigen fünf. Die beiden Menschen purzelten ihnen nach.
    Ha’ark löste die Bremse wieder und rammte den Gashebel nach vorn.

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