Forstchen, William
Ha’ark gelassen. Er hielt Hans’ Blick noch einen Augenblick lang gebannt, als bedauerte er den endgültigen Abschied, riss das Pferd herum, gab ihm die Sporen und galoppierte davon.
Hans kämpfte gegen das Bedürfnis an, den Revolver zu ziehen und den Mistkerl niederzuschießen, aber ungeachtet dessen, was gesagt worden war, galt der Waffenstillstand weiterhin und war eine Frage der Ehre. Hans wendete ebenfalls das Pferd und galoppierte zurück, und er rechnete damit, dass jetzt jeden Augenblick das Feuer eröffnet würde. Am Festungsgraben eingetroffen, zügelte er heftig das Pferd, stieg ab und warf Karga die Zügel zu.
»Also hat er es dir erzählt?«, fragte Karga lachend.
»Verschwinde verdammt noch mal, du in Schande geborener Hurensohn«, knurrte Hans, »ehe ich den Befehl gebe, dich in Stück zu schießen!«
Hans traf Anstalten, in den Graben zu rutschen.
»Hans, Viehabschaum!«
Er drehte sich um und erblickte einen Revolver in Kargas Hand, und in diesem Augenblick krachte eine Salve auf der Mauer. Dutzend Kugeln zerrissen Karga. Ein Freudenschrei stieg aus der Festung auf, als die Menschen sahen, wie der verhasste Aufseher zerfetzt wurde.
Hans grinste. Das war ein Geschenk von Ha’ark, wurde ihm klar. Karga hätte gar nicht anderes reagieren können. Die Demütigung, von den ehemaligen Gefangenen auf der Mauer verspottet zu werden, musste ihn auf jeden Fall provozieren. Es war auch die passende Strafe. Hans blickte übers Feld und sah den einsamen Reiter, der aus der Ferne zusah. Ha’ark hob die Hand, und Hans erwiderte die Geste.
In diesem Augenblick eröffnete die Artillerie der Bantag das Feuer. Hans erreichte den Grabengrund und stieg auf der anderen Seite wieder hinaus. Die ersten Geschosse fegten jaulend heran und detonierten an der Erdschanze zu seiner Rechten.
Ketswana streckte eine Hand aus, zog Hans herauf und schob ihn durch die schmale Lücke im Tor, ehe er ihm nachkletterte und in die auf der anderen Seite aufgehäufte Erde rutschte. Hans zog den Kopf ein, als ein Splitterregen aus dem Tor platzte.
»Was hat er gesagt?«, erkundigte sich Ketswana und strich Hans den Dreck von der Uniform, während sie in den bombensicheren Unterstand der Nordostbastion liefen.
Hans bemühte sich, keine verräterische Miene zu machen. Es musste eine Lüge sein! Und doch hatte er selbst die Beschädigung des Luftschiffs gesehen, als es in die Wolken aufstieg. Verdammt noch mal, Andrew, wieso bist du ein solches Risiko eingegangen? Es wäre typisch für Ha’ark, so etwas zu behaupten, und sei es auch nur, um Hans nervös zu machen. Aber die Saat des Zweifels war gelegt, die Saat der Angst, dass keine Hilfe unterwegs war, und schlimmer noch, dass alles vernichtet war, worauf er seine Hoffnung auf den Fortbestand der Republik gesetzt hatte.
»Hans?«
Ketswana musterte ihn besorgt.
»Nichts. Der Mistkerl hat überhaupt nichts gesagt.«
Kapitel 9
»Mit dem Ruder aufkommen! Stetig jetzt! Stetig, verdammt!«
Admiral Bullfinch stand auf der Brücke und fluchte vor sich hin, während der Flieger dreißig Fuß über seinem Schiff schwebte und sich dabei an dessen Geschwindigkeit anpasste. In den Wind zu drehen, das bedeutete, wertvolle Zeit zu verschwenden und das Schiff aus der Richtung zu reißen, in die sie mit knapp unter elf Knoten gedampft waren.
»Mr. Iwanowitsch, nehmen Sie ein paar Männer, steigen Sie hinab und holen Sie ein halbes Dutzend Blechkannen Petroleum herauf. Die brauchen vielleicht Treibstoff.«
Der Oberfähnrich salutierte und stürmte aufs Unterdeck hinab, während sich Bullfinch wieder dem Luftschiff zuwandte. Bei der Konstruktion der Petersburg hatten solche Andockmanöver nicht Pate gestanden. Die beiden Schornsteine mittschiffs ragten acht Meter hoch über die Wasserlinie auf. Falls das Luftschiff sie auch nur schrammte, konnte das zu einer Katastrophe führen.
Ein Tau schlängelte sich aus der Kabine des Luftschiffs, und zu seiner Verblüffung sah er, wie jemand die Beine herausschwenkte und dann aus der Kabine rutschte, bis er an dem Tau darunter baumelte. Die Gestalt machte sich an den Abstieg.
»Mr. Andreowitsch!«, brüllte Bullfinch. »Pfeifer und Marineinfanteriekommando an Deck!«
Andrew seufzte erleichtert, als er das Deck mit den Füßen ertastete und zwei Matrosen ihm halfen, sich von dem Paalsteek um seine Taille zu befreien. Bullfinch stürmte von der Brücke aus heran, gefolgt von Pfeifern und Ehrengarde, die sich um Aufstellung bemühten und ihre
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